Das Problem ist, es gibt jede Mengen Thesen, aber niemand weiß wirklich was.
Statistisch betrachtet gibt es nach den neuesten Studien keine Grundlage dafür, hohe LDL-C Werte für kardiovaskuläre Krankheiten "verantwortlich" zu machen.
Allerdings fallen aus dieser Betrachtung Extremwerte heraus.
Einige Forscher meinen nun, dass die kleinen LDL-Partikel schuld seien, andere meinen egal, ob klein oder groß, sobald die Anzahl an LDL-P zu hoch ist, sind wir einem größeren Risiko ausgesetzt. Eine weitere Gruppe meint, dass LDL komplett "unschuldig" ist, LDL ist der Zeuge und nicht der Täter.
Doch was sind hohe Cholesterinwerte? In den bisherigen Studien galt alles verdächtig, was über einem Gesamtcholesterinwert von 200 ging.
Es gibt eine erbliche Krankheit (familiäre Hypercholesterinämie) die abnorm hohe Cholesterinwerte verursacht, da das LDL nicht abgebaut werden kann (defekte Rezeptoren, Mutation des Apolipoproteins B100 etc.).
Diese Krankheit wird autosomal dominant vererbt und tritt somit in zwei Formen auf - heterozygot (Krankheit wurde von einem Elternteil vererbt) und homozygot (Krankheit wurde von beiden Elternteilen vererbt).
Leute mit heterozygoter FHC haben Cholesterinwerte zwischen 300 und 500 mg/dl. Sie haben von Kindheit an hohe Cholesterinwerte und haben laut einigen Studien ein stark erhöhtes Herzinfarktrisiko. Einige (wenige) Forscher/Mediziner meinen, dass das Herzinfarktrisiko nicht größer sei, als in der normalen Bevölkerung - da es eine hohe Dunkelzahl an betroffenen Personen gäbe, scheint es nur größer zu sein (Man sieht nur die kranken Patienten.).
Leute mit homozygoter FHC haben Cholesterinwerte bis zu 1000 mg/dl. Diese haben unbestritten das höchste Risiko (bzw. eher schon die Gewissheit), dass sie erkranken werden. Bereits Kinder zeigen Anzeichen einer fortgeschrittenen Arteriosklerose, Herzinfarkte sind bei Kindern und Jugendlichen mit dieser Krankheit keine Seltenheit, die durchschnittliche Lebenserwartung liegt nur bei 33 Jahren.
Diese Leute können nur auf Statine und Dialysen zurückgreifen - sie haben keine Möglichkeit ihre Cholesterinwerte anderweitig zu senken.
Hohe Cholesterinwerte mögen nicht mit Herzinfarktrisiko korrelieren, solange sie normal hoch sind, aber bei Werten jenseits der 400er Grenze, gibt es abgesehen von den Arbeiten zur familiären Hypercholesterinämie keine mir bekannten Studien.
Das Problem, dass eine ketogene Ernährung bei einigen Personen zu stark erhöhten Cholesterinwerten führt, ist bereits seit einiger Zeit bekannt, wenn auch nicht immer und überall anerkannt.
Bei einigen ist es vielleicht ein Phänomen, dass ohne ernährungstechnische Intervention wieder verschwindet, andere werden jedoch ihre Ernährung modifizieren müssen, wenn sie wieder niedrigere Werte erreichen wollen.
Also im Großen und Ganzen, alles eine Frage des Glaubens - denn wissen tut man nix, außer dass Personen mit extremst hohen Cholesterinwerten früh erkranken und auch früh sterben, und wer weiß was bei denen sonst noch alles schiefläuft im Stoffwechsel.
Mir persönlich sind dauerhafte Cholesterinwerte über 300 nicht geheuer - die Wahrscheinlichkeit, dass man damit auch hohe LDL-P Werte hat (ist bei mir der Fall) und auch der Anteil der kleinen LDL-P nicht unbedenklich ist, ist hoch.
Allgemeinaussagen, dass Cholesterinwerte, ganz egal wie hoch sie sind, faktisch keine Risiken bergen, oder dass eine ketogene Ernährung die Betroffenen schützt, halte ich für fahrlässig. Man kann das eine oder das andere glauben, aber wirklich wissen, tut es keiner.
Eines ist aber klar, die Aussage, dass Cholesterinwerte durch die Aufnahme von gesättigten Fettsäuren aus der Nahrung nicht beeinflusst werden können, stimmt nicht - zumindest nicht auf individueller Ebene.
LG, Sabine