Es ist natürlich richtig, dass keto kein geschützter Begriff oder auch nur ein geschlossenes System ist. Wenn man es so sieht, kann sich jeder sein keto selber definieren. Dann ist ein Kilo Zucker aber auch keto.
Das wäre natürlich nicht zielführend.
Keto ist aber auf jeden Fall ein Sammelbegriff für Ernährungsformen, bei denen das Ziel besteht, dass man sich (wenigstens zeitweise) wiederholt in Ketose befindet. Dazu ist es sinnvoll, die Zufuhr von KH gering zu halten.
Das ist also ein extrem weiter Bereich und als Anleitung für die Praxis nur bedingt sinnvoll.
Besonders am Anfang ist es (aus meiner Sicht) einfacher, KH so weit wie möglich zu meiden und dauerhafte Ketose anzustreben. Ausserdem bin ich ein Freund des KISS-Prinzips (KISS steht für "Keep it simple, stupid")
Dazu konform ist mein Vorgehen mit nur 3 Regeln
KH unter 20 g/Tag
Mehr Fett als Eiweiß (in Gramm)
Kalorien nicht begrenzen
Am Anfang erscheinen die ersten beiden Regeln teilweise sehr schwer umsetzbar, deshalb rate ich hier für die ersten Wochen immer zu gebratenen Eiern und fettem Fleisch. Also z.B. Rührei mit Speck zum Frühstück und z.B. Nackensteaks mit Kräuterbutter am Abend. Da die Energiezufuhr nicht begrenzt wird, sind 4 Eier mit 50 g Schmalz oder Kokosfett/öl und einer Packung Bacon (100-125 g) ein ordentliches Frühstück. Damit kommt man gut über den Tag. Wenn man am Anfang meint eine Zwischenmahlzeit zu brauchen, kann man sich mit Landjägern, Kaminwurzen, Cabanossi oder etwas in der Art über Wasser halten. Da es zum Nackensteak keine Beilagen gibt, darf man hier die doppelte Menge rechnen.
Natürlich kann man beim Fleisch variieren, es sollte nur ordentlich fett sein. Kräuterbutter und Mayonnaise helfen hier.
Für den Anfang braucht es absolut kein Gemüse oder gar Salat. Man wird in ein paar Wochen auch keinen Mangel aufbauen.
Längerfristig kann es durchaus ein wenig Gemüse im Ernährungsplan geben (muss aber nicht). Hier nur nach der Farbe zu gehen, ist zwar einfach, klappt aber nicht. Erbsen sind meist grün.
Kohl ist hier eher das Gemüse der Wahl. Rosenkohl, Grünkohl, Wirsing und Spitzkohl sind hier super. Weißkohl hat schon recht viele KH. Wenn man Sauerkraut selber herstellt, ist dies ebenfalls super, da hier die KHs aus dem Kohl durch die Gärung abgebaut wurden.
Alles Obst, dazu zählen auch Tomaten, sollte man meiden, da hier immer viel Zucker enthalten ist. Hülsenfrüchte (Erbsen, Bohnen, Linsen, Erdnüsse, Cashews) sind ebenfalls reich an KH. Knollen und Rhizome sind für die Pflanzen Energiespeicher und diese Energie ist bei Pflanzen immer Zucker, deshalb sind Rettich, Mören, Zwiebeln und auch Kohlrabi immer mit Vorsicht zu betrachten. Blattsalate enthalten hingegen meist sehr wenige KH.
Aber wer kann und will sich das alles merken? Also nimmt man (besonders am Anfang) eine Tracking-App oder -Webseite zur Hilfe und trägt da alles ein. Dann sieht man z.B. auch, dass in den 4 Eiern bereits 2,4 g KH enthalten sind. Wenn man alle KHs zählt, dann besteht auch nicht die Gefahr, dass man sich selber beschei***. Denn dies ist bei Zuckersüchtigen und das sind wir alle, die große Gefahr.
Kleiner Exkurs: Viele werden jetzt denken, dass sie selber nicht Zuckersüchtig sind. Es gibt Hinweise darauf, dass Zucker schneller und stärker süchtig macht, als Kokain. Fruktose wird praktisch genau so versoffwechselt, wie Alkohol.
Es ist also ganz sicher kein Fehler, wenn man sich selber wie einen Süchtigen betrachtet. Es gibt keine lebenden ehemaligen Süchtigen. Die Sucht ist nur nicht bei allen akut (Stichwort: trockene Alkoholiker).
Nach diesem Exkurs sollte einem klar sein, dass man auch bei verstecktem Zucker (am Ende kann man alle KH darauf reduzieren) sehr vorsichtig sein muss. Im Zuckerentzug findet man plötzlich großen Gefallen an Dingen, die einem früher kaum was bedeutet haben. Schaut man dann mal genauer nach stellt man oft fest, dass diese Dinge relativ viele KHs enthalten.
Darum:
Alle KH zählen!
Das ist jetzt deutlich mehr geworden, als es beabsichtigt war