Laufen in Ketose -

RoteSeekuh · Gestern um 22:21

Hallöchen!

Ich habe mich schon maulwurfartig durch das Forum gegraben und fleißig mit der Suchfunktion gespielt, aber so richtig fündig geworden bin ich zu meinem Thema noch nicht in Gänze. Habt ein bisschen Nachsicht mit mir, falls ich etwas übersehen haben sollte, ich bin noch Welpe, was die Forumssuche betrifft.

Aber ich lerne schnell, versprochen!

Ich stecke derzeit wieder im Halbmarathon-Training für April, bin seit ein bisschen mehr als zwei Wochen dabei mich ketogen zu ernähren und meine Trainings sind seit dem schon echt extrem zäh.
Ich bin teilweise fast ganze 40-60 Sekunden langsamer was meine Pace betrifft, als vorher und es dauert teilweise 4-6 km, bis ich tempotechnisch aus dem Quark komme. Sprint-Intervalle sind momentan quasi so auch kaum vorstellbar für mich.

Muss ich mich denn nu an Omi-Tempo (nix gegen Omis, aber so alt bin ich echt noch nicht) gewöhnen? Wird das wieder besser? Bin ich zu ungeduldig? Weiß mein Körper vielleicht auch noch gar nix mit den Ketonen anzufangen (früher langjähriger Zuckerjunkie)?

Im GA1/2 Bereich ist der Fettstoffwechsel ja eindeutig vorteilhafter, vor allem auf Mittel- und Langstrecke. Aber was passiert im anaeroben Bereich? Mit was arbeitet der Körper dort?

Ich bin super gespannt auf euren Input dazu! Gerne auch eigene Erfahrungen teilen, wer mag.

tiga · Gestern um 22:29

RoteSeekuh schrieb:
Muss ich mich denn nu an Omi-Tempo (nix gegen Omis, aber so alt bin ich echt noch nicht) gewöhnen?

Nö

RoteSeekuh schrieb:
Wird das wieder besser? Bin ich zu ungeduldig? Weiß mein Körper vielleicht auch noch gar nix mit den Ketonen anzufangen (früher langjähriger Zuckerjunkie)?

Ja

Ich habe irgendwann mal die 3-3-3 Regel aufgestellt (nicht weil das irgendwie wissenschaftlich belegt oder genau ist, aber weil man es sich gut merken kann

)
3 Tage bis in die Ketose. Das hast du schon geschafft.
3 Wochen um richtig rein zu kommen. Da bist du noch auf dem Weg. Also ist dein Körper auch noch nicht bereit für echte Leistung
3 Monate für eine ordentliche Adaption. Danach hast du die volle Leistungsfähigkeit

Hier https://www.ketoforum.de/thema/keto-adaption.48970/#post-1283020 ist das recht ordentlich beschrieben

tiga · Gestern um 22:38

RoteSeekuh schrieb:
Aber was passiert im anaeroben Bereich?

Also jetzt mal ganz ohne irgendwelche Artikel und komplett unwissenschaftlich, aber dafür meine eigene Beobachtung

In Ketose sind solche Sachen wie Maximalkraft und so, wirklich lausig. Das wird auch nicht wirklich toll, aber dafür bist du das Duracell-Häßchen. Du läufst los und steigerst deine Leistung am Anfang recht konstant, bis zu "deinem Tempo" und da bleibst du dann. Einfach so, aber nicht nur ein paar Minuten, sondern bis es langweilig wird. Du rennst einfach immer weiter und dieses Tempo hättest du vorher nur kurz durchgehalten, aber in Ketose wirst du fast nicht müde. Einfach immer weiter. Den Sprint zum Abschluss kannst du zwar vergessen, denn da kommt nicht mehr viel, aber dafür kannst du nach dem Ziel umkehren und zurück laufen

Kennst du den Film "Forrest Gump"? So in etwa geht es dir (nur ohne den Bartwuchs)

Sonja · Heute um 08:34

Dazu könnte bestimmt @Soulshine etwas schreiben.
Sie läuft Ultras und ist auch ansonsten eine Vollblutsportlerin, die diesbezüglich auch ketogene Erfahrungen hat.

Soulshine · Heute um 09:00

Hallo ihr Lieben (ja ich bin noch am Leben)....
aber bei mir wie immer viel los. Man hatte mich zur Hilfe gerufen, also bin ich gekommen.

Laufen und Ketose... also ich spreche hier immer von meiner eigenen Erfahrung.

Ich selbst bin Ultraläuferin. Mein Training inkludiert
Lange Läufe auf max 146bpm 25-65km
Tempotraining 156-190bpm
Krafttraining
Kurzstreckenrennen 10-25km um die 150-170 bpm

Bei einem langen Lauf geht das auf Keto, jedoch wenns den Berg hoch geht dann braucht man schnelle Carbs, denn es ist einfach Fakt, dass der Körper nicht so schnell und explosiv Energie herstellen kann wenn man auf 180 bpm die Spitze hochhetzt.

Wenn Du alles in Ketose machen willst, also auch HM, kommt das auf deine Pulsfrequenz an. Ich würd sagen ab 140 bpm brauchst Du Carbs am Anfang.
Bei mir ist die Cruiserfrequenz a145 -155 bpm. Da gehts ganz ohne Carbs und das viele viele km... je länger umso besser.

Alles was drüber ist, nehme ich Carbs zu mir. Ich habe im letzten Jahr super viel ausprobiert und habe festgestellt, dass ich wenn ich 10km Tempotraining mache schon 100 gr Carbs rein hauen kann. Laufe ich jedoch 10km normal, dann haut mich das aus der Ketose. Es muss also sicher gestellt sein, dass der Körper die Carbs gleich verheizt.

Mache ich Tempotaining ohne Carbs bin ich langsamer, danach echt groggy und beim Glucosetest bin ich über 100, weil der Körper das dann ja selbst in der Leber herstellen muss. Ist also Stress pur.

Nach nun 2 Jahren Keto habe ich für mich einen guten Kompromiss gefunden. Ich habe ganz genau geschaut wie viele Carbs ich wann essen kann und ich wie ich mich fühle. Ich esse viel Avocado, Nüsse, Sahne und Käse - nicht so viel Fleisch. Beim Rennen greife ich dann aber auch mal zur Schoki. Am Anfang habe ich das sehr kritisch gesehen, wenn ich mal rausgefallen bin. Inzwischen ist es mir egal.

Ich muss mich bei dir mal einlesen warum Du Keto machst. Bei mir war der Grunde der hohe Blutdruck und die ständige Gier nach essen. Das ist nun alles wesentlich besser. Ich war zwischendurch dann auch mal bissl zu dürre, und immer müde- einfach zu wenig gegessen...

Ich lese mich heute und morgen mal bei Dir ein- kannst gerne Löcher in den Bauch fragen.

Grüssle aus Spanien
Soulee

RoteSeekuh · Heute um 10:53

Herzlichen Dank tiga, für deine mahnenden Worte zum Thema Geduld. Die fehlt mir ja leider Gottes manchmal, nicht nur in Bezug auf meine Stoffwechsellage.

Wenn ich am Ende als gut geöltes bartloses Duracell-Häschen in meine Läufe starte, dann soll mir das Lohn genug für die anfänglichen Startschwierigkeiten sein.

Vielen lieben Dank Soulshine für deine wirklich detaillierte Ausführung bezüglich Ausdauertraining und Ketose! Das hat mir schon wahnsinnig gut geholfen, mir darüber klar zu werden wie ich zukünftig mit meinem Training umgehen werde.

Ich werde wohl erstmal so weiterfahren, dass ich mich mit Tempotraining in der Umstellungsphase zurücknehme und mich auf lange langsame Läufe konzentriere. Langsam laufen will ja auch geübt werden, auch wenn’s schwer fällt.

Dann wird der HM im April eben einfach ein gemütlicher sonntäglicher Longrun. Ist ja nicht der einzige im Jahr.

Mit der Kohlenhydrat-Menge möchte jedenfalls erst anfangen zu spielen, wenn ich fest im Ketose-Sattel sitze.

Ihr seid großartig, Danke!