Mittelkettige Triglyceride (MCT) haben eine geringere Energiedichte, wirken sehr ketogen und werden rascher abgebaut als langkettige Triglyceride (LCT). MCT unterscheiden sich von LCT auch bei der Verdauung und im Stoffwechsel.
Versuchspersonen und Methoden
Drei Gruppen von je 22 eng vergleichbaren übergewichtigen Frauen mit einem Body-Mass-Index (BMI) > 30 kg/m2 erhielten eine isoenergetische (578,5 kcal) VLCD (very low caloric diet) (Adinax Novital®, Schweden), die mit MCT oder LCT (8,0 bzw. 9,9 g/100 g Adinax®) angereichert war oder eine fettarme (3 g/100 g) und kohlenhydratreiche VLCD. Diese Diäten wurden während vier Wochen verabreicht. Die Körperzusammensetzung wurde mit DXA (Dual-Energy-X-Ray-Absorptiometry, röntgenologisches Absorpti-onsverfahren) und das Appetit- und Sättigungsverhalten nach Blundell gemessen. Die β-Hydroxybutyrat-Konzentration im Plasma und Stickstoffausscheidung im Urin wurden fortlaufend erfasst. Die Studie wurde randomisiert und doppelblind durchgeführt.
Ergebnisse
Die MCT-Gruppe zeigte während der ersten zwei Wochen eine signifikant größere Gewichtsabnahme. Der Anteil des Körperfetts am gesamten Gewichtsverlust war im Vergleich zur LCT-Gruppe größer, während der Beitrag der fettfreien Masse (FFM) geringer war. Bei der MCT-Gruppe war die Konzentration von Ketonkörpern im Plasma höher und die Stickstoffausscheidung im Urin geringer als in der LCT-Gruppe. Das Hungergefühl war in der MCT-Gruppe weniger ausgeprägt und das Sättigungsgefühl war größer. Diese Unterschiede waren während der ersten zwei Wochen der Behandlung deutlich, nahmen aber während der dritten und vierten Woche schrittweise ab.
Schlussfolgerungen
Der Ersatz von LCT durch MCT in einer VLCD erhöhte die Abnahme des Körperfetts und des Körpergewichts und zeigte einen Spareffekt für die fettfreie Körpermasse. Die Intensität des Hungergefühls war entsprechend eines höheren Anstiegs der Ketonkörper geringer. Diese Effekte nahmen, wohl auf Grund von Anpassungsmechanismen im Stoffwechsel, im Verlauf der Untersuchung schrittweise ab. Weitere Studien sind notwendig, um die Protein sparenden und den Appetit unterdrückenden Effekte von MCT-Supplementen während der ersten zwei Wochen einer Behandlung mit einer VLCD zu bestätigen.
Kommentar
Bereits vor vielen Jahren wurde der Stoffwechsel von mittelkettigen Triglyceriden (MCT) eingehend untersucht (1). Dabei wurde festgestellt, dass MCT-Fette auf Grund ihrer physikochemischen Eigenschaften im Vergleich zu langkettigen Triglyceriden im Dünndarm leichter gespalten und absorbiert werden. Von dort läuft ihr Weg zur Leber im Blut der Pfortader, gebunden an Albumin. In der Leber erfolgt ein rascher Transport unabhängig vom Karnitin-Transferasesystem durch die Wand der Mitochondrien und dort ein rascher Abbau zu C2-Bausteinen, aus denen in der biologischen Oxidation Energie gewonnen werden kann. Aus dem C2-Baustein Acetat entstehen bei unterkalorischer Ernährung sehr rasch Ketonkörper, die vom Gehirn als Energieträger verwertet werden können. In einer katabolen Situation spart der Körper durch die Ketonkörper Glukose für das Gehirn und Muskelprotein, das nicht für die Glukoneogenese eingesetzt werden muss. Nach Messungen wird so mit einer VLCD durch eine Ketonämie der Proteinabbau um etwa 30 % reduziert. Erhöhte Konzentrationen der Ketonkörper im Plasma werden auch für eine Verringerung des Hungergefühls verantwortlich gemacht.
Wie bereits in früheren Messungen festgestellt wurde, haben MCT-Fette eine größere thermogene Wirkung (9 %) als LCTFette (3 %). Dies spricht für einen geringeren energetischen Wirksamkeitsgrad von MCT-Fetten, die außerdem mit im Durchschnitt 8 kcal pro g einen geringeren Energiegehalt haben als LCT-Fette mit 9 kcal pro g.
Diesen im Zusammenhang mit Übergewicht und Gewichtsreduktion vorteilhaften metabolischen und energetischen Eigenschaften von MCT-Fetten stehen allerdings einige küchentechnische und gustatorische Nachteile gegenüber. Auch die Verträglichkeit im Magen-Darm-Trakt hat ihre Grenzen. Nur durch langsame Steigerung der Dosis in Stufen von maximal 10 g pro Tag kann vermieden werden, dass Leibschmerzen, Sodbrennen oder Durchfall als unerwünschte Wirkungen auftreten.
Aus den genannten Eigenschaften von MCT-Fetten lassen sich für die Energiebilanz mit dem Ziel einer Gewichtsreduktion aber nur dann Vorteile ziehen, wenn die Menge der pro Tag verzehrten MCT-Fette entsprechend hoch ist. So könnte eine Zufuhr von 50 g MCT-Fett pro Tag einen energetischen Vorteil von etwa –80 kcal bringen. Dies ist wiederum nicht so viel, dass diese Einsparung nicht durch eine entsprechende Umstellung bzw. Verminderung der Nahrungszufuhr ebenfalls erreicht werden könnte. Die hier vorgestellte Arbeit hat in einem randomisierten, streng kontrollierten Versuchsansatz die in früheren experimentellen Untersuchungen gefundenen ketogenen, proteinsparenden und energiebilanznegativierenden Eigenschaften von MCTFetten bestätigt. Bereits früher wurde jedoch bei jungen normalgewichtigen Frauen gezeigt, dass die durch die Zufuhr von MCT-Fetten in einer eukalorischen Diät induzierten Stoffwechselveränderungen bereits in der zweiten Woche der Anwendung zurückgehen (2). Auch in diesem Versuch mit einer Diät mit sehr geringem Energiegehalt blieb die Wirkung der MCTSupplemente nur in den ersten zwei Wochen voll erhalten. Danach kam es zu einem langsamen, aber deutlichen Nachlassen dieser Wirkungen.
Die seit langer Zeit aus experimentellen Studien an Tier und Mensch bekannten Effekte von MCT-Fetten zeigten somit in einem kontrollierten Experiment an übergewichtigen Frauen nur in der Anfangsphase die erwartete Wirkung. Anpassungsmechanismen im Stoffwechsel und Probleme bei der Akzeptanz der küchentechnisch, gustatorisch und enteral nachteiligen Wirkungen von MCT-Fetten dürfen einem nachhaltigen Einsatz bei der Gewichtsreduktion entgegen stehen.
Prof. Dr. Günther Wolfram,Technische Universität München, Lehrstuhl für Ernährungslehre, Freising-Weihenstephan
Literatur:
Papamandjaris AA, MacDougall DE, Jones PJH: Medium chain fatty acid metabolism and energy expenditure: Obesity treatment implications. Life Sciences 62 (1998) 1203– 1215.
White MD, Papamadjaris AA, Jones PJ: Enhanced postprandial energy expenditure with medium-chain fatty acid feeding is attenuated after 14 d in premenopausal women. Am J Clin Nutr 69 (1999) 883–889.
Versuchspersonen und Methoden
Drei Gruppen von je 22 eng vergleichbaren übergewichtigen Frauen mit einem Body-Mass-Index (BMI) > 30 kg/m2 erhielten eine isoenergetische (578,5 kcal) VLCD (very low caloric diet) (Adinax Novital®, Schweden), die mit MCT oder LCT (8,0 bzw. 9,9 g/100 g Adinax®) angereichert war oder eine fettarme (3 g/100 g) und kohlenhydratreiche VLCD. Diese Diäten wurden während vier Wochen verabreicht. Die Körperzusammensetzung wurde mit DXA (Dual-Energy-X-Ray-Absorptiometry, röntgenologisches Absorpti-onsverfahren) und das Appetit- und Sättigungsverhalten nach Blundell gemessen. Die β-Hydroxybutyrat-Konzentration im Plasma und Stickstoffausscheidung im Urin wurden fortlaufend erfasst. Die Studie wurde randomisiert und doppelblind durchgeführt.
Ergebnisse
Die MCT-Gruppe zeigte während der ersten zwei Wochen eine signifikant größere Gewichtsabnahme. Der Anteil des Körperfetts am gesamten Gewichtsverlust war im Vergleich zur LCT-Gruppe größer, während der Beitrag der fettfreien Masse (FFM) geringer war. Bei der MCT-Gruppe war die Konzentration von Ketonkörpern im Plasma höher und die Stickstoffausscheidung im Urin geringer als in der LCT-Gruppe. Das Hungergefühl war in der MCT-Gruppe weniger ausgeprägt und das Sättigungsgefühl war größer. Diese Unterschiede waren während der ersten zwei Wochen der Behandlung deutlich, nahmen aber während der dritten und vierten Woche schrittweise ab.
Schlussfolgerungen
Der Ersatz von LCT durch MCT in einer VLCD erhöhte die Abnahme des Körperfetts und des Körpergewichts und zeigte einen Spareffekt für die fettfreie Körpermasse. Die Intensität des Hungergefühls war entsprechend eines höheren Anstiegs der Ketonkörper geringer. Diese Effekte nahmen, wohl auf Grund von Anpassungsmechanismen im Stoffwechsel, im Verlauf der Untersuchung schrittweise ab. Weitere Studien sind notwendig, um die Protein sparenden und den Appetit unterdrückenden Effekte von MCT-Supplementen während der ersten zwei Wochen einer Behandlung mit einer VLCD zu bestätigen.
Kommentar
Bereits vor vielen Jahren wurde der Stoffwechsel von mittelkettigen Triglyceriden (MCT) eingehend untersucht (1). Dabei wurde festgestellt, dass MCT-Fette auf Grund ihrer physikochemischen Eigenschaften im Vergleich zu langkettigen Triglyceriden im Dünndarm leichter gespalten und absorbiert werden. Von dort läuft ihr Weg zur Leber im Blut der Pfortader, gebunden an Albumin. In der Leber erfolgt ein rascher Transport unabhängig vom Karnitin-Transferasesystem durch die Wand der Mitochondrien und dort ein rascher Abbau zu C2-Bausteinen, aus denen in der biologischen Oxidation Energie gewonnen werden kann. Aus dem C2-Baustein Acetat entstehen bei unterkalorischer Ernährung sehr rasch Ketonkörper, die vom Gehirn als Energieträger verwertet werden können. In einer katabolen Situation spart der Körper durch die Ketonkörper Glukose für das Gehirn und Muskelprotein, das nicht für die Glukoneogenese eingesetzt werden muss. Nach Messungen wird so mit einer VLCD durch eine Ketonämie der Proteinabbau um etwa 30 % reduziert. Erhöhte Konzentrationen der Ketonkörper im Plasma werden auch für eine Verringerung des Hungergefühls verantwortlich gemacht.
Wie bereits in früheren Messungen festgestellt wurde, haben MCT-Fette eine größere thermogene Wirkung (9 %) als LCTFette (3 %). Dies spricht für einen geringeren energetischen Wirksamkeitsgrad von MCT-Fetten, die außerdem mit im Durchschnitt 8 kcal pro g einen geringeren Energiegehalt haben als LCT-Fette mit 9 kcal pro g.
Diesen im Zusammenhang mit Übergewicht und Gewichtsreduktion vorteilhaften metabolischen und energetischen Eigenschaften von MCT-Fetten stehen allerdings einige küchentechnische und gustatorische Nachteile gegenüber. Auch die Verträglichkeit im Magen-Darm-Trakt hat ihre Grenzen. Nur durch langsame Steigerung der Dosis in Stufen von maximal 10 g pro Tag kann vermieden werden, dass Leibschmerzen, Sodbrennen oder Durchfall als unerwünschte Wirkungen auftreten.
Aus den genannten Eigenschaften von MCT-Fetten lassen sich für die Energiebilanz mit dem Ziel einer Gewichtsreduktion aber nur dann Vorteile ziehen, wenn die Menge der pro Tag verzehrten MCT-Fette entsprechend hoch ist. So könnte eine Zufuhr von 50 g MCT-Fett pro Tag einen energetischen Vorteil von etwa –80 kcal bringen. Dies ist wiederum nicht so viel, dass diese Einsparung nicht durch eine entsprechende Umstellung bzw. Verminderung der Nahrungszufuhr ebenfalls erreicht werden könnte. Die hier vorgestellte Arbeit hat in einem randomisierten, streng kontrollierten Versuchsansatz die in früheren experimentellen Untersuchungen gefundenen ketogenen, proteinsparenden und energiebilanznegativierenden Eigenschaften von MCTFetten bestätigt. Bereits früher wurde jedoch bei jungen normalgewichtigen Frauen gezeigt, dass die durch die Zufuhr von MCT-Fetten in einer eukalorischen Diät induzierten Stoffwechselveränderungen bereits in der zweiten Woche der Anwendung zurückgehen (2). Auch in diesem Versuch mit einer Diät mit sehr geringem Energiegehalt blieb die Wirkung der MCTSupplemente nur in den ersten zwei Wochen voll erhalten. Danach kam es zu einem langsamen, aber deutlichen Nachlassen dieser Wirkungen.
Die seit langer Zeit aus experimentellen Studien an Tier und Mensch bekannten Effekte von MCT-Fetten zeigten somit in einem kontrollierten Experiment an übergewichtigen Frauen nur in der Anfangsphase die erwartete Wirkung. Anpassungsmechanismen im Stoffwechsel und Probleme bei der Akzeptanz der küchentechnisch, gustatorisch und enteral nachteiligen Wirkungen von MCT-Fetten dürfen einem nachhaltigen Einsatz bei der Gewichtsreduktion entgegen stehen.
Prof. Dr. Günther Wolfram,Technische Universität München, Lehrstuhl für Ernährungslehre, Freising-Weihenstephan
Literatur:
Papamandjaris AA, MacDougall DE, Jones PJH: Medium chain fatty acid metabolism and energy expenditure: Obesity treatment implications. Life Sciences 62 (1998) 1203– 1215.
White MD, Papamadjaris AA, Jones PJ: Enhanced postprandial energy expenditure with medium-chain fatty acid feeding is attenuated after 14 d in premenopausal women. Am J Clin Nutr 69 (1999) 883–889.