Seeaalsuppe à la Pablo Neruda

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Wühlmaus

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05. Jan. 2010
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ODE
AN DIE
SEEAALSUPPE
Im sturmdurchwühlten
Meer
von Chile
lebt der rosenfarbene
Seeaal,
der Aalgigant
mit schneeigem Fleisch.
Und in den chilenischen
Kochtöpfen
an der Küste
kam zur Welt
die reiche,
kräftige, köstliche
Suppe.
Man bringt den enthäuteten Aal
in die Küche,
seine fleckige Haut läßt sich
abziehen wie ein Handschuh,
und da liegt er nun,
nackt,
dieses Traubengebild des Meeres,
schon schimmert
der zarte
in seiner Blöße,
bereit für unsre Begier.
Nun
nimm
den Knoblauch,
streichle zuerst einmal
dieses köstliche
Elfenbein,
rieche
seinen aufreizenden Duft,
und dann
gibst du den Knoblauch,
feingehackt,
mit der Zwiebel
und der Tomate hinein,
bis die dünstende Zwiebel
goldfarben wird.
Unterdes
kochen
die Meereskrebse,
die königlichen,
im Dampf,
und wenn sie gerade
gar sind
und das Aroni
in die Brühe einkocht,
die aus des Weltmeeres
Saft besteht
und dem klaren Wasser,
das das Licht der Zwiebel ausschied,
dann
muß der Seeaal hinein
und rühmlich darin untergehen,
auf daß er im Sudtopf
sich schließe und voll sich sauge
mit Duft und Öl.
Jetzt ist nur noch vonnöten,
wie eine geschlossene Rose
die Sahne gleiten zu lassen
in das Gericht
und auf langsamem
Feuer
zu brodeln den Schatz,
bis in der Brühe
erwärmt sind
Chiles Essenzen
und auf den Tisch
gelangen, jung vermählt,
der Wohlgeschmack
des Meeres und der Erde,
auf daß du kennenlernst
den ganzen Himmel bei diesem Gericht.


hmm, würde sagen, Phase II?
 
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