Wie ehrlich sind Wissenschaftler?

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Wie ehrlich sind Wissenschaftler?

Florian Rötzer 02.06.2009
Wahrscheinlich manipulieren Wissenschaftler bei ihren Veröffentlichungen öfter die Daten, als man meinen würde, so eine neue Studie

Spektakuläre Fälle des Betrugs oder von Fälschungen in den Wissenschaften wie der des Südkoreaners Hwang Woo-Suk, der vorgab, menschliche embryonale Stammzellen hergestellt zu haben ( Korean Cloning Hero Deconstructed Online), und von der Zeitschrift Science gefeiert wurde, oder des Physikers Jan Hendrik Schön kommen immer mal wieder vor ( Schlampen, Manipulieren, Fälschen). Unbekannt und daher sehr umstritten ist allerdings die Dunkelziffer, wie häufig sich Betrügereien tatsächlich bei den Wissenschaftlern ereignen.

Daniele Fanelli von der University of Edinburgh hat in seiner Studie, die in der Open-Access-Zeitschrift PLoS ONE erschienen ist, eine erste Metaanalyse von Umfragen unter Wissenschaftlern durchgeführt. Betrügereien oder Fälschungen sind demnach gar nicht so selten, besonders anfällig ist dafür, wenig überraschend, die medizinische und pharmazeutische Forschung. Die bekannt gewordenen Fälle sind vermutlich nur die Spitze des Eisbergs.
Um die Umfragen, die in verschiedenen Ländern unter Wissenschaftlern unterschiedlicher Fächer mit unterschiedlichen Methoden und Fragen ausgeführt wurden, vergleichbar zu machen, konzentrierte sich Fanelli auf die Angaben der Wissenschaftler, die zugaben, eine bestimmte Betrugsart zumindest einmal schon begangen zu haben oder einen Kollegen zu kennen, der dies gemacht hat. Nicht einbezogen wurden dabei Plagiatsfälle, die vermutlich auch häufig im digitalen Zeitalter durch leichtes Cut & Paste auftreten (aber auch leichter aufgedeckt werden können) oder aber unethische Autorenschaften in den Wissenschaften, die nicht weniger häufig sind. Plagiate wurden deshalb nicht einbezogen, weil sie das wissenschaftliche Wissen selbst nicht so beschädigen würden wie die Fälschung oder Fabrikation von Daten. Allerdings macht Fanelli deutlich, dass wissenschaftliches Fehlverhalten schwer zu definieren ist. Für seine Metaanalyse wertete er 18 Umfragen aus, die er als hinreichend kompatibel erachtete.

Durchschnittlich gaben 1,97 Prozent der Wissenschaftler zu, dass sie zumindest einmal Daten verändert oder fabriziert hatten, um das Ergebnis ihrer Studie zu verbessern oder die Ergebnisse den Anforderungen des Geldgebers anzupassen. Man darf annehmen, dass es wohl mehr sein werden, da bei Wissenschaftlern Objektivität und Ehrlichkeit als Werte hoch angesetzt sind – und dies von ihnen auch vorausgesetzt wird. 33,7 Prozent räumten ein, dass sie andere fragwürdige Tricks eingesetzt haben, beispielsweise Informationen zu verschweigen, die den eigenen Ergebnissen widersprechen, oder Beobachtungen oder Daten nicht einzubeziehen, weil die Wissenschaftler das Gefühl hatten, dass sich nicht richtig sein können. Fanelli weist auf Umfragen hin, in denen nur wenige Prozent der Befragten sagten, dass sie Daten verändert hätten, aber sehr viel mehr einräumten, dass sie zur Verbesserung der Ergebnisse schon auch mal Daten auswählen oder nicht verwenden würden.
Wenn es um die Kollegen geht, sind die Wissenschaftler freimütiger (oder misstrauischer?). 14 Prozent sagen, sie würden einen Kollegen kennen, der Daten fabriziert, verändert oder verfälscht hat, bei anderen fragwürdigen Schummeleien sagen dies sogar 72 Prozent. Was sie bei sich selbst eher verschweigen, könnten sie bei anderen eher übertreiben, zumal eben nicht eindeutig klar ist, was ein wissenschaftliches Fehlverhalten ist. So gehen viele Wissenschaftler, meint Fanelli, nicht davon aus, wenn es sich um ihre eigene Forschung handelt, dass eine "Verbesserung" der Daten eine Fälschung oder einen Betrug darstellt. Das könnte auch der Grund sein, warum die Wissenschaftler sich selbst als ehrlicher als ihre Kollegen betrachten (aber das ist ja nicht nur bei Wissenschaftlern der Fall).
Auffällig ist, dass offenbar nach den von Fanelli ausgewerteten Umfragen in den medizinischen Forschungsbereichen, wozu klinische und pharmakologische Studien gehören, am meisten manipuliert wird. Das könne daran liegen, dass hier die größten finanziellen Interessen einwirken, aber es könnte, zumindest sehr theoretisch, auch daran liegen, dass sich die Mediziner des Problems eher bewusst sind und es daher auch eher eingestehen.
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/30/30434/1.html
 
In den USA ist es bis heute möglich, das Firmen medizinische Tests die nicht zugunsten ihres Präparats ausfallen, einfach nicht veröffentlichen müssen. Die Forscher sind ja von vornerein zur Verschwiegenheit verpflichtet und können daher ihre Ergebnisse nicht auf eigene Kappe zugänglich machen.

Rechtlich gesehen ermöglicht das also Testreihen durchzuführen, (auch an menschl. Probanten) obwohl klinische Tests negativ ausgefallen sind und Nebenwirkungen auftreten können, bis das gewünschte Ergebnis irgendwann bestätigt wird.

Das erzeugt doch echt Vertrauen in Forschung und Wissenschaft.
 
Einige amerikanische Firmen suchen Probanten aus Ländern wie Indien. Wenn dann etwas schief läuft, bekommt es so gut wie keiner mit.

Was unsere ach so gesunde kohlenhydratreiche Ernährung angeht, wissen wir ja auch, dass da viel manipuliert wurde. Viele Tests gelangten, wenn sie das gewünschte Ergebnis nicht bestätigten, nicht nach außen, oder sie wurden so "bearbeitet", dass sie das gewünschte Ergebnis zeigen mussten. Vor kurzem z.B. wieder diese Studie, dass LC schlecht für die Denkleistung sei...
 
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