N Abend Peter,
zuerst mal: ich kann Dir sehr gut nachempfinden -mir gehts, glaube ich, oft ähnlich;
Um zu erklären, wie ich das Problem löse, muß ich etwas weiter ausholen:
die Frage ist doch: warum hat man so einen unbändigen Drang nach KH?
Warum ist es so schwer, den eigenen Willen zu kontrollieren?
Wenn man weiß, warum man diesen Drang hat, kann man ihn besiegen.
Zu dem Thema, woher der Sucht nach KH kommt, hat sich Siggi aus dem Ketario-Forum ausgiebig Gedanken gemacht und sogar ein Buch darüber geschrieben: "Ernährung und Verhalten an der Schwelle zum Dritten Jahrtausend."
von Siegfried Seifert
meine persönliche Darstellung (ich hoffe, sie trifft den Kern einigermaßen): KH machen glücklich (der Körper schüttet Endorphine aus);
Der Körper strebt im Allgemeinen einen stets gleichbleibenden Glücks (Endorphin-) Spiegel an (so wie alle Stoffe im Körper stets bestrebt sind, im Gleichgewicht zu bleiben).
Beispiel: man wünscht sich schon seit Jahren eine Spülmaschine zur Arbeitsentlastung. Dann hat man sie -der Glücks (Endorphin-)spiegel steigt. Dann gewöhnt man sich daran; -der Glücks (Endorphin-)spiegel sinkt wieder auf das Ausgangsniveau.
Wenn nun allerdings die Spülmaschine kaputt geht, sinkt das Endorphin-Niveau noch weiter. -man wird unglücklicher als vor den Spülmaschinen-Zeiten, obwohl man doch damals auch irgendwie klar gekommen ist -und nicht so unglücklich war wie jetzt mit der kaputten Spülmaschine...
Wenn die Spülmaschine dauerhaft kaputt ist, braucht der Körper eine ganze Weile, bis das normale Glücks-niveau wiederhergestellt ist.
Diese Wiederherstellung des Glücksniveaus kann der Körper nur erreichen, indem er andere Quellen ausfindig macht, die glücklich machen (Endorphine ausschütten).
Das heißt ausserdem, dass man demnach in dem Moment, als man sich an die Spülmaschine (Kohlenhydrate) gewöhnt hat, irgend etwas Anderes, was glücklich macht, weggelassen haben muß.
Das heißt im Klartext: irgend eine glücklich machende Eigenschaft/Antrieb fehlt Kohlenhydrat-essern (sie haben ihn verloren), die KH-arm-lebende Naturvölker noch haben.
Meiner persönlichen Ansicht nach ist diese Eigenschaft sehr oft Aggression. Ein gewisses Mass an Aggression macht glücklich (das Wort ist leider negativ besetzt, aber ich kenne kein besseres).
Bzw. was die Leute, die KH absetzen bekommen, sind Depressionen (quasi das Gegenteil von Aggressionen).
Depression heißt wortwörtlich übersetzt: Unterdrückung. Und das ist m.M. nach sehr treffend, da man sich in diesem Zustand unterbewußt von anderen Menschen unterdrückt fühlt.
Daher ist es meiner Meinung nach für Depressive auch typisch, nachtaktiv zu sein. -Nachts entgeht man den anderen Menschen, die permanent versuchen, einem ihren Willen aufzuzwingen, die einen in der Bahn "anglotzen", die einen beurteilen etc...
-Meiner Meinung nach ist das nur teilweise Paranoia. Denn tatsächlich versuchen meiner Meinung nach alle Menschen von Natur aus, bewußt oder unbewußt, dominant auf andere Menschen zu wirken -auch (besonders?) auf Freunde/Partner.
Wenn man sich DAS klar macht, wird man feinfühliger beim Bemerken solcher bewußten/unbewußten Dominierungs-Versuche und wehrt sich dagegen ("Aggression").
Diese "Aggression" muß überhaupt nicht bösartig oder gewalttätig sein (kann sie aber natürlich auch), sondern kann durchaus allen Beteiligten Spaß machen. Wenn man feinfühliger gegen die permanenten Dominierungs-Versuche anderer Menschen ist (die meisten meinen es ja nicht mal böse), wird man viel selbst bewußter und kann sich mehr auf seine eigenen Bedürfnisse konzentrieren.
Der Akt des "Dominierungs-Versuche-abschmetterns" an sich schüttet meiner Meinung nach bereits Endorphine aus. -Das Gefühl von Selbstbewußtsein und Unabhängigkeit macht glücklich -unabhängig von der Beurteilung durch andere -ich brauche nicht die Anderen Leute als Spiegel meiner Selbst...-ich mag mich auch so.
Dieses ("anti-depressive") Gefühl kompensiert den Verlust der Kohlenhydrate, die ja eigentlich doch nur eine jämmerliche Form der Glücks-Kompensation sind (genau wie andere glücklichmachende Drogen, um es mal überspitzt zu sagen).
Und jämmerlich ist es doch wirklich, sich in einem Fressanfall vor dem Fernseher mit Süssigkeiten vollzustopfen, obwohl das wahre Glück ganz woanders liegt. -Man könnte statt dessen rausgehen und den Leuten draussen begegnen, ihren Blicken nicht ausweichen -sie verstehen, anlächeln, sich mit ihnen streiten, ihren unbewußten Dominierungs-Versuchen mit einem wissenden Lächeln standhalten. Und -einfach ein extrem netter und beliebter Kerl sein, der sich aber nicht die Butter vom Brot nehmen lässt.
Greetz
PS: viel Spaß bei Verstehen meines geistigen Ergusses
PPS: -ich erhebe nicht den Anspruch, Dich irgendwie zu kennen -lediglich das "lange aufbleiben" und die "Sucht nach KH" hat mich irgendwie an mich selbst erinnert. -Vielleicht trifft alles ja auch gar nicht auf Dich zu, was ich geschrieben habe. -Dafür aber auf mich.