Frage: Was ist eine "Ketogene Diät" und wann wird sie verordnet?
Antwort: Die "Ketogene Diät" ist eine Ernährungsweise, die innerhalb kurzer Zeit zur Ketose führt. Sie wurde in den zwanziger Jahren dieses Jahrhunderts entwickelt und zur Therapie zerebraler Anfallsleiden eingesetzt. Das Prinzip der Diät besteht in der Verminderung des Kohlenhydratanteils unter gleichzeitiger Bereitstellung der Nahrungsenergie in Form von Fett.
Unter dem Begriff "Ketogene Diät" versteht man eine isokalorische, fettreiche, extrem kohlenhydratarme Ernährungsweise. Sie stellt eine mögliche Therapieform bei medikamentös nicht einstellbaren Krampfleiden und bei der Behandlung spezieller Stoffwechselerkrankungen dar (z. B. beim Pyruvat-Dehydrogenase-Mangel und beim Glucosetransporterdefekt). Das Prinzip der Diät führt durch Verknappung von Glucose zur Ketose. Bei herabgesetzter Glykolyse kommt es zu einer erheblichen Zunahme an aktivierter Essigsäure. Diese Konzentrationszunahme hat eine Kondensation von Acetyl-CoA zur Folge, was zur Bildung von Ketonkörpern, Acetessigsäure, b-Hydroxybuttersäure und Aceton führt. Diese Ketoazidose wird bei der "Ketogenen Diät" durch MCT-Fett unterstützt, welches wesentlich schneller hydrolysiert und resorbiert wird.
Wirkungsmechanismus
Der Wirkmechanismus der "Ketogenen Diät" ist letztlich unbekannt. Diskutiert wird, dass es über die Azidose zu Veränderungen im Fettstatus, im Wasser- und Salzhaushalt und im Energiestoffwechsel des Gehirns kommt. Eventuell spielen auch die Ketonkörper selbst eine gewisse Rolle.
Die beste Wirksamkeit der "Ketogenen Diät" besteht im Alter von 2-5 Jahren. Mit zunehmendem Alter ist eine abnehmende Wirksamkeit feststellbar. Ein Grund sind sicherlich Diätfehler, da es schwierig ist, die bereits festgefahrenen Essensgewohnheiten zu ändern. Bei kleineren Kindern bis zu 10 Jahren liegt die Akzeptanz des fettreichen Essens wesentlich höher als bei älteren Kindern und Erwachsenen. Weiterhin ist keine Abhängigkeit der Wirksamkeit von der Anfallsart festzustellen.
Prospektive Studien über eventuelle Nebenwirkungen der "Ketogenen Diät" existieren nicht. Hypoglykämie, Obstipation, Bauchschmerzen und Durchfall bei Verwendung von MCT-Fetten, Gewichtszunahme, Dehydratation, Azidose, Hypercholesterinämie und Hypocalcämie sind als Nebenwirkungen beschrieben, jedoch durch geeignete therapeutische und diätetische Maßnahmen sowie Supplemente (Multivitaminpräparate und Calcium) gut beherrschbar.
Bei der "Ketogenen Diät" unterscheidet man 2 unterschiedliche Formen:
Traditionelle 4 : 1-Diät bzw. 3 : 1-Diät (LCT-Diät)
Hier besteht das Verhältnis einer Mahlzeit aus vier Teilen Fett bzw. 3 Teilen Fett und einem Teil Kohlenhydrate und Eiweiß. Dabei werden 90 Energieprozent bzw. 87 Energieprozent als Fett verabreicht. Bei Kindern mit einem hohen Anteil an körpereigenem Fett, ist meistens das Verhältnis von 3 : 1 (= 3 Teile Fett und 1 Teil Eiweiß und Kohlenhydrate) pro Mahlzeit ausreichend. Zu beachten ist, dass im Kindesalter 1 g Protein pro kg Körpergewicht nicht unterschritten wird.
MCT-Diät
Sie setzt sich folgendermaßen zusammen: 60 Energieprozent MCT-Fett, 10 Energieprozent konventionelles Fett (langkettige Triglyceride), 10 Energieprozent Protein und 20 Energieprozent Kohlenhydrate. Da MCT-Fette eine höhere Ketogenität aufweisen, kommt man mit einem geringeren Gesamtfettanteil der Diät aus. Eine 60 % MCT-Diät wird als so wirksam wie eine traditionelle 3 : 1-Diät angesehen und hat den Vorteil, dass die Protein- und Kohlenhydratmengen etwas höher liegen und dadurch die Kost etwas schmackhafter wird. Allerdings sind Nebenwirkungen wie Bauchschmerzen und Durchfall deutlich häufiger. Bei Säuglingen sind MCT-Fette kontraindiziert.
Durchführung
Die Durchführung erfordert eine ausgeprägte Disziplin mit genauer Berechnung der Speisepläne und exaktes Abwiegen der Lebensmittel. Vor Diätbeginn müssen verschiedene Stoffwechselerkrankungen ausgeschlossen sein. Weiterhin ist ein intensives Vorgespräch mit den Eltern bzw. der Mutter zu führen, um darzustellen, dass die "Ketogene Diät" viel Aufwand und Disziplin für Eltern und Kind bedeutet und der Erfolg nicht immer garantiert werden kann. Mit der Mutter sollten Speisepläne erstellt und berechnet werden, die auch die Vorlieben des Kindes für bestimmte Speisen berücksichtigen.
Die Diätphase wird mit einer 2- bis 5-tägigen Null-Diät bis zum Auftreten einer massiven Ketonurie eingeleitet. Anschließend erfolgt der stufenweise Aufbau der "Ketogenen Diät". Die Energiezufuhr sollte isokalorisch ausgerichtet sein. Auf eine ausreichende Versorgung mit essentiellen Nährstoffen ist zu achten. Kritische Nährstoffe bei der "Ketogenen Diät" sind insbesondere die B-Vitamine, Vitamin C, Calcium, Eisen und Zink. Sie sind zu supplementieren.
Wichtig: Die Diät darf nicht abrupt abgebrochen werden, da eine zu rasche Kohlenhydratzufuhr Krampfanfälle auslösen kann. Bei beabsichtigter Beendigung der Diät ist kontrolliertes langsames Absenken des Fett/Kohlenhydrat+Protein-Verhältnisses angezeigt.
Fazit
Die Durchführung der "Ketogenen Diät" verlangt eine enge Zusammenarbeit zwischen Eltern, Diätassistentin, Pflegepersonal und Arzt. Sie sollte möglichst nur in einer Spezialklinik mit kompetenten Fachkräften durchgeführt werden und nicht ohne ärztliche Kontrolle zu Hause ausgetestet werden.
Quellen:
Berryman MS: The ketogenic diet revisited. J Amer Dietetic Assoc 97 (Suppl 2) (1997) S192-S194
Carroll J, Koenigsberger D: The ketogenic diet: A practical guide for caregivers. J Amer Dietetic Assoc 98 (1998) 316?321
Kelly MT, Hays TL: Implementing the Ketogenic Diet. Top Clin Nutr 13 (1997) 53-61
Klepper J, De Vivo DC, Voit Th: Der Glukose-Tansporter-(GLUT1)-Defekt (De Vivo Disease): Klinische Manifestation und therapeutische Überlegungen. In: Aktuelle Neuropädiatrie. Millner M (Hrsg.) Novartis Pharma Verlag, Nürnberg (1999) 239-245
Nordli DR, Koenigsberger D, Schroeder J, de Vivo DC: Ketogenic Diets. In: The Medical Treatment of Epilepsy. Resor SR, Kutt H (edit.) Dekker Inc., New York (1992) 455-471
Rating D: Ketogene Diät - eine alte neue Therapie? Nervenheilkunde 18 (1999) 297-303
Reidelbach S: Die Ketogene Diät - keine Wundertherapie, aber einen Versuch wert!? Diät + Information 2 (1999) 52
Wheless JW: The Ketogenic Diet: Fa(c)t or Fiction. J Child Neurol 10 (1995) 419-423
Antwort: Die "Ketogene Diät" ist eine Ernährungsweise, die innerhalb kurzer Zeit zur Ketose führt. Sie wurde in den zwanziger Jahren dieses Jahrhunderts entwickelt und zur Therapie zerebraler Anfallsleiden eingesetzt. Das Prinzip der Diät besteht in der Verminderung des Kohlenhydratanteils unter gleichzeitiger Bereitstellung der Nahrungsenergie in Form von Fett.
Unter dem Begriff "Ketogene Diät" versteht man eine isokalorische, fettreiche, extrem kohlenhydratarme Ernährungsweise. Sie stellt eine mögliche Therapieform bei medikamentös nicht einstellbaren Krampfleiden und bei der Behandlung spezieller Stoffwechselerkrankungen dar (z. B. beim Pyruvat-Dehydrogenase-Mangel und beim Glucosetransporterdefekt). Das Prinzip der Diät führt durch Verknappung von Glucose zur Ketose. Bei herabgesetzter Glykolyse kommt es zu einer erheblichen Zunahme an aktivierter Essigsäure. Diese Konzentrationszunahme hat eine Kondensation von Acetyl-CoA zur Folge, was zur Bildung von Ketonkörpern, Acetessigsäure, b-Hydroxybuttersäure und Aceton führt. Diese Ketoazidose wird bei der "Ketogenen Diät" durch MCT-Fett unterstützt, welches wesentlich schneller hydrolysiert und resorbiert wird.
Wirkungsmechanismus
Der Wirkmechanismus der "Ketogenen Diät" ist letztlich unbekannt. Diskutiert wird, dass es über die Azidose zu Veränderungen im Fettstatus, im Wasser- und Salzhaushalt und im Energiestoffwechsel des Gehirns kommt. Eventuell spielen auch die Ketonkörper selbst eine gewisse Rolle.
Die beste Wirksamkeit der "Ketogenen Diät" besteht im Alter von 2-5 Jahren. Mit zunehmendem Alter ist eine abnehmende Wirksamkeit feststellbar. Ein Grund sind sicherlich Diätfehler, da es schwierig ist, die bereits festgefahrenen Essensgewohnheiten zu ändern. Bei kleineren Kindern bis zu 10 Jahren liegt die Akzeptanz des fettreichen Essens wesentlich höher als bei älteren Kindern und Erwachsenen. Weiterhin ist keine Abhängigkeit der Wirksamkeit von der Anfallsart festzustellen.
Prospektive Studien über eventuelle Nebenwirkungen der "Ketogenen Diät" existieren nicht. Hypoglykämie, Obstipation, Bauchschmerzen und Durchfall bei Verwendung von MCT-Fetten, Gewichtszunahme, Dehydratation, Azidose, Hypercholesterinämie und Hypocalcämie sind als Nebenwirkungen beschrieben, jedoch durch geeignete therapeutische und diätetische Maßnahmen sowie Supplemente (Multivitaminpräparate und Calcium) gut beherrschbar.
Bei der "Ketogenen Diät" unterscheidet man 2 unterschiedliche Formen:
Traditionelle 4 : 1-Diät bzw. 3 : 1-Diät (LCT-Diät)
Hier besteht das Verhältnis einer Mahlzeit aus vier Teilen Fett bzw. 3 Teilen Fett und einem Teil Kohlenhydrate und Eiweiß. Dabei werden 90 Energieprozent bzw. 87 Energieprozent als Fett verabreicht. Bei Kindern mit einem hohen Anteil an körpereigenem Fett, ist meistens das Verhältnis von 3 : 1 (= 3 Teile Fett und 1 Teil Eiweiß und Kohlenhydrate) pro Mahlzeit ausreichend. Zu beachten ist, dass im Kindesalter 1 g Protein pro kg Körpergewicht nicht unterschritten wird.
MCT-Diät
Sie setzt sich folgendermaßen zusammen: 60 Energieprozent MCT-Fett, 10 Energieprozent konventionelles Fett (langkettige Triglyceride), 10 Energieprozent Protein und 20 Energieprozent Kohlenhydrate. Da MCT-Fette eine höhere Ketogenität aufweisen, kommt man mit einem geringeren Gesamtfettanteil der Diät aus. Eine 60 % MCT-Diät wird als so wirksam wie eine traditionelle 3 : 1-Diät angesehen und hat den Vorteil, dass die Protein- und Kohlenhydratmengen etwas höher liegen und dadurch die Kost etwas schmackhafter wird. Allerdings sind Nebenwirkungen wie Bauchschmerzen und Durchfall deutlich häufiger. Bei Säuglingen sind MCT-Fette kontraindiziert.
Durchführung
Die Durchführung erfordert eine ausgeprägte Disziplin mit genauer Berechnung der Speisepläne und exaktes Abwiegen der Lebensmittel. Vor Diätbeginn müssen verschiedene Stoffwechselerkrankungen ausgeschlossen sein. Weiterhin ist ein intensives Vorgespräch mit den Eltern bzw. der Mutter zu führen, um darzustellen, dass die "Ketogene Diät" viel Aufwand und Disziplin für Eltern und Kind bedeutet und der Erfolg nicht immer garantiert werden kann. Mit der Mutter sollten Speisepläne erstellt und berechnet werden, die auch die Vorlieben des Kindes für bestimmte Speisen berücksichtigen.
Die Diätphase wird mit einer 2- bis 5-tägigen Null-Diät bis zum Auftreten einer massiven Ketonurie eingeleitet. Anschließend erfolgt der stufenweise Aufbau der "Ketogenen Diät". Die Energiezufuhr sollte isokalorisch ausgerichtet sein. Auf eine ausreichende Versorgung mit essentiellen Nährstoffen ist zu achten. Kritische Nährstoffe bei der "Ketogenen Diät" sind insbesondere die B-Vitamine, Vitamin C, Calcium, Eisen und Zink. Sie sind zu supplementieren.
Wichtig: Die Diät darf nicht abrupt abgebrochen werden, da eine zu rasche Kohlenhydratzufuhr Krampfanfälle auslösen kann. Bei beabsichtigter Beendigung der Diät ist kontrolliertes langsames Absenken des Fett/Kohlenhydrat+Protein-Verhältnisses angezeigt.
Fazit
Die Durchführung der "Ketogenen Diät" verlangt eine enge Zusammenarbeit zwischen Eltern, Diätassistentin, Pflegepersonal und Arzt. Sie sollte möglichst nur in einer Spezialklinik mit kompetenten Fachkräften durchgeführt werden und nicht ohne ärztliche Kontrolle zu Hause ausgetestet werden.
Quellen:
Berryman MS: The ketogenic diet revisited. J Amer Dietetic Assoc 97 (Suppl 2) (1997) S192-S194
Carroll J, Koenigsberger D: The ketogenic diet: A practical guide for caregivers. J Amer Dietetic Assoc 98 (1998) 316?321
Kelly MT, Hays TL: Implementing the Ketogenic Diet. Top Clin Nutr 13 (1997) 53-61
Klepper J, De Vivo DC, Voit Th: Der Glukose-Tansporter-(GLUT1)-Defekt (De Vivo Disease): Klinische Manifestation und therapeutische Überlegungen. In: Aktuelle Neuropädiatrie. Millner M (Hrsg.) Novartis Pharma Verlag, Nürnberg (1999) 239-245
Nordli DR, Koenigsberger D, Schroeder J, de Vivo DC: Ketogenic Diets. In: The Medical Treatment of Epilepsy. Resor SR, Kutt H (edit.) Dekker Inc., New York (1992) 455-471
Rating D: Ketogene Diät - eine alte neue Therapie? Nervenheilkunde 18 (1999) 297-303
Reidelbach S: Die Ketogene Diät - keine Wundertherapie, aber einen Versuch wert!? Diät + Information 2 (1999) 52
Wheless JW: The Ketogenic Diet: Fa(c)t or Fiction. J Child Neurol 10 (1995) 419-423