AW: Leinsamen erhitzen? was haltet ihr davon
Kleine physikalische Betrachtung:
Die Ofentemperatur ist die Umgebungstemperatur, die wesentlich höher sein muss, als die die Backgutes, damit überhaupt Wärmemengen in das Backgut fließen.
Das Backgut enthält ja immer Wasser, dessen Verdunstung das Backgut kühlt.
Diese Verdunstungswärme muss nachgeführt werden, deswegen stellen wir den Ofen auf über 100° .
Solange das Backgut noch Wasser in flüssiger Form enthält, muss es eine Temperatur unter 100° haben. Kurz über 100° hat das komplette Wasser gasförmigen Zustand.
Die Kruste kann recht Wasserarm werden, und damit geringfügig über 100°, aber da diese 100° heiße Kruste das darunterliegende Material zur Wasserverdampfung anregt, wird die Kruste von 100° heißem Wasserdampf durchströmt, was sie wiederum auf etwa 100° herunterkühlt.
Damit sich die Kruste deutlich über 100° erhitzt, muss sie komplett wasserfrei sein. dann wäre sie steinhart. Wenn man mal genau ein Brot betrachtet (oder befühlt, vorsicht heiß!), wenn man es aus dem Ofen holt, ist es aber nicht hart, sondern knusprig wird es nach einiger Zeit, wenn das Brot draußen steht, und von innen weniger Wasser nachkommt, als an der Oberfläche verdunstet. Man könnte einfach mal die ein Thermometer nur in die Kruste stechen, wenn es grad draußen ist, ich möcht wetten, deutlich unter 100°, selbst wenn der Ofen auf 200° stand.
Was anderes ist eine Panade beim Braten in Fett, da könnte ich mir vorstellen, dass deutlich mehr als 100° werden, je nach Bratgut: ein Sellerieschnitzel wird mehr kühlen als eine Schwarte Bauchspeck.
Was die thermische Veränderung des Leinöls angeht, muss man 2 Dinge unterscheiden: das "rauchen", bei dem das Fett oxidiert. Oxidiertes Leinöl ist so eklig, dass man kein Lein-Brot mehr essen wird, wo die Kruste am Rauchpunkt war.
Das andere ist die Um-Isomerisierung ungesättigter Fettsäuren zu in die Trans-Stellung. Während der hohe Anteil von Omega3 in Leinprodukten sehr gesund ist, sind diese umisomerisiert zu Transfetten nachweislich schädlich, eigentlich die einzigen Fette, bei denen Schädlichkeit nachgewiesen ist.
Das passiert ab etwa 130°, geht nicht auf einen Schlag, und ist nicht herauszuschmecken. Würde ich beim Brot mit seinen ca. 100° ausschließen, aber alles, was sich "reich an mehrfach ungesättigten Fettsäuren" anpreist, sollte man nicht bei Bratgut verwenden. Einfach ungesättigte (Erdnussöl, Olivenöl) haben auch ihre positiven Aufgaben in unserem Körper, und Kokosfett ist auch toll zu braten.
Mandelöl hat auch nicht soviel mehrfach ungesättigte Fettsäuren, also die prima Wahl für Panade.