Gut, dass du diesen Thread eröffnet hast,
schon sehr viel, worüber ich nachdenken möchte und wo ich Veränderungen
suchen möchte, habe ich darin gelesen und es kommt sicher
noch mehr.
Schön, dass es dich auch zum Nachdenken anregt.
Mich beschäftigt es z.Zt. sehr intensiv. Die Begrifflichkeit ist dabei vollkommen egal. Ich will entdecken, was mich bewegt und warum, um dann mir selbst möglichst gerecht zu werden. Dabei stoße ich ständig an Punkte, die ich unterschiedlich auslegen kann. Das ist schon sehr spannend, wie ich finde.
SonjaLena's Aussage in meinem TB hat mich diese Nacht sogar wach gehalten:
Selbstliebe ist nichts, was man aktiv machen kann. Es ist ein Prozess, der zulässt, dass alles so wie es ist, nicht nur ok, sondern wunderbar und liebenswert ist. Es gibt nichts zu tun.
Dem kann ich zustimmen und empfinde es auch als
richtig bzw. wahr, doch hatte ich damit auch einen Widerspruch in mir gespürt.
Mit dem Prozess des Zulassens von dem was ist, beschäftige ich mich inzwischen seit über 10 Jahren und kann das inzwischen auch überwiegend so spüren und leben. Besonders leicht fällt es mir bei Gegebenheiten, auf die ich eh keinen Einfluss habe.
Mir fällt jedoch auf, dass ich in einen Konflikt komme, wenn es um Verhalten geht, das ich beeinflussen kann, es aber nicht tue. Das kann was banales oder auch schwerwiegendes sein.
Manchmal nehme ich bewusst negative Konsequenzen in Kauf und habe auch kein schlechtes Gefühl dabei. Das ist möglicherweise sowas, wie verspätet die Einkommenssteuererklärung abgeben und eine teure Schätzung oder Strafe riskieren. Oder ich entferne nur selten das Unkraut im Garten oder an der Straße, weil es mir nicht so wichtig ist. Meine Nachbarn verfluchen mich deswegen bestimmt.^^
Da wundere ich mich, dass ich dann da so rücksichtslos sein kann, nett ist das nicht von mir. Zu den Zeitpunkten, wo es in unserem Ort, Jeder macht, weil Schützen- oder Maifest ansteht, mache ich es auch nicht.
Ist das nun Rücksichtslosigkeit oder handle ich nur egoistisch, nach meinen Bedürfnissen? Faulheit würde ich ausschließen, denn es kommt auch immer mal wieder zu dem Punkt, wo ich es von mir aus und dann auch extrem gründlich mache.
Also die Verhaltensweisen im Außen sind irgendwie doch nochmal was anderes, als die inneren Auseinandersetzungen.
So kam ich diese Nacht zu der Schlussfolgerung, dass ich akzeptieren kann, dass möglicherweise destruktives Verhalten von mir nochmal unter die Lupe nehmen sollte.
Ich hatte mich vor langer Zeit bewusst damit arrangiert, mein wechselhaftes Essverhalten anzunehmen.
Nun spüre ich jedoch, dass mir das gesundheitlich, dauerhaft nicht zuträglich ist.
Mache ich nun weiter wie bisher , weil es nun mal so ist und
somit ganz wunderbar und liebenswert?
Oder drücke ich Selbstliebe dadurch aus, dass ich mein Verhalten, gegen alle Muster und Verlangen in mir, verändere?
Ich habe eine Antwort für mich gefunden.
Es ist vollkommen in Ordnung so weiterzumachen, denn die Konsequenz wären, dass ich evtl. früher sterbe oder auch einfach
nur ein körperlich beeinträchtigtes Leben führe. Und das ist dann, so wie es ist und ich lebe mit den Konsequenzen. Die Bewertung, es sei
schlimm, ist ja nur ein Gedankenkonstrukt. Ich könnte auch völlig gesund vom Bus überfahren werden und hätte genauso wenig vom Leben gehabt.
Diese Feststellung war heftig und steht im Widerspruch zu meiner Erkenntnis aus den
Träumen, die ich letzte Woche hatte.
"Wenn es mir gelingt, bei mir zu bleiben und so einer Situation mit Selbstliebe zu begegnen, brauche ich weder Disziplin noch Willenskraft."
Ist das nur Theorie? Ich denke nicht.
Es macht einen Unterschied, welchen Beweggrund ich habe. Mit dem Gefühl aus Selbstliebe zu handeln, habe ich eine andere Motivation als durch die Angst vor Konsequenzen. Dass ich dann ggf. dennoch heftigen Zwängen und Gewohnheiten in manchen Situationen gegenüberstehe wird mir evtl. nicht immer erspart bleiben, jedoch habe ich einen viel stärkeren Antrieb, mich meinen
Wünschen konform zu verhalten. Falls ich mal scheitere, wäre es dann auch egal. Aber die Richtung fühlt sich so viel besser an und das Verhalten ist grundsätzlich konstruktiv und beinhaltet Entwicklung.
Darin besteht für mich der Prozess zur Selbstliebe.
Und in dem Kontext kam mir gerade auch der Gedanke, dass ich aus Nächstenliebe für meine Nachbarn das Unkraut regelmäßiger entfernen kann, denn denen ist es wichtig und ich habe kein
echtes Problem damit. Das ist dann auch eine andere Motivation.
Ich mache es nicht, weil ich mir
Sorgen mache, was sie über mich denken könnten. Das habe ich schon viele Jahre
ausgehalten und inzwischen macht es mir gar nichts mehr aus. Ich rede sogar ganz offen mit ihnen darüber.