Sehr geehrte Hotelleitung Missus Kiddy,
bevor ich im Internet nach der Adresse des örtlichen Schlachthofs google und mich dort zur Notschlachtung anmelde, bitte ich lieber in Ihrer Wellness-Oase mit angeschlossenem Hotel-Bereich um die freundliche Überlassung eines Zimmers – sollte denn (bei dem ausgezeichneten Ruf, den Ihr hochgeschätztes Etablissement genießt) überhaupt ein solches verfügbar sein.
Nachdem ich mich nun in den vergangenen 9 Wochen unter lebhafter Zuhilfenahme nicht unerheblicher Mengen von High-Carb-Produkten von 63,8 kg auf sagenhafte 77,4 kg hochgefressen habe, ist nun Schluss. Anteile meines Unterbewusstseins waren wohl der Meinung, dass ich in diesem Zeitraum für meine Mutter all das Essen, das sie verweigert hat, mitessen müsse. Sie ist gestern gestorben (metastasierter Krebs im Endstadium), und es wird viele Menschen außerhalb meiner Familie und meines Freundeskreises geben, die meine Erleichterung über ihren Tod nicht verstehen können. Unser Verhältnis war denkbar schlecht und hat mich schon vor Jahren 7 lange Therapie-Jahre gekostet, um mit all den erlittenen Verletzungen innerhalb der gesamten Familie einigermaßen umgehen zu können.
Ich bin von dieser mistigen Fresserei müde, schlapp, lustlos, untrainiert und keuche bei der kleinsten Anstrengung; es gibt immer wieder (= täglich) Zeiträume, in denen irgendwas an meiner Lendenwirbelsäule bei jedem Schritt laut knackt. Ein beängstigendes Geräusch.
Liebe Missus Kiddy,
ich würde mich wirklich riesig freuen, wenn Sie mir einen Aufenthalt in Ihren Räumlichkeiten ermöglichen könnten.
Meine gewichtsmäßigen Träumereien am Kamin tendieren zu 76,4 kg Lebendgewicht am Ende der kommenden Woche.
Das Zimmer betreffend, hoffe ich auf Ihren geneigten positiven Bescheid, und verbleibe
mit allerbesten Grüßen
Yvette