Ob Ketostix was bringen, kommt auf den Standpunkt an.
Verfolgen wir mal die Supply- und Use-Chain.
Zunächst die Provider-Seite: Dem Hersteller, den Pharma-Großhändlern und Apothekern bringt es höchstwahrscheinlich was, wenn auch ziemlich wenig pro Döschen, aber Deckungsbeitrag ist ja immer gut.
Und nun die Consumer-Seite. Wenn du ein Typ-1-Diabetiker bist und du konntest mit so einem Test eine aufkommende Ketoazidose entdecken bevor du komatös geworden wärst, dann hat es aber mal so richtig was gebracht. Wenn du aber nur ein sich ketogen ernährender Mensch bist, der prüfen will, ob er in Ketose ist, dann richtest du auch keinen großen Schaden an, wenn du die Stäbchen benutzt. Es kann durchaus einen psychologisch günstigen Effekt haben, wenn du siehst, wie sich die Dinger verfärben.
Allerdings ...
Keton im Urin (und auch im Blut) ist ein sehr volatiler Wert. Das wird nicht so gesteuert wie z.B. Blutzucker mit Insulin und Glucagon, deshalb musst du mit Schwankungen in der Intensität rechnen. Ketostix weisen das Vorhandensein von Acetessigsäure im Urin nach und wenn Acetessigsäure da ist, dann bist du auch mit hoher wahrscheinlich in Ketose. Angeblich kann man es auch hinkriegen, wenn man sehr schnell sehr viel Alkohol trinkt, aber dann brauchst du zusätzlich eine Turbo-Leber, die so schnell abbaut, dass ein Acetessigsäure-Überschuss entsteht, der es dann bis zur Blase schafft. Wenn der Test mal negativ ist (gar keine Färbung), dann muss das nicht heißen, dass du nicht mehr in Ketose bist, es kann sein, dass die Keton-Produktion den Verbrauch gerade nicht decken kann. D.h. falsche negative Testergebnisse sind wahrscheinlicher, während fasche Positive (Farbe, tatsächlich aber keine Ketose) ziemlich unwahrscheinlich sind.
Gerade für den beabsichtigten Verwendungszweck "Ketoazidose-Alarm" sind vermutlich Ketostix die bessere Wahl, da die Urin-Präsenz von Ketokörpern zeitlich vor der im Serum stattfindet.