AW: Ketogene Ernährung bei Krebs
Hallo noch einmal. Ich möchte mich für eure aufmunternden, lieben Beiträge bedanken.
In den letzten Wochen hatte ich einiges zu 'verdauen', so eine Diagnose steckt man ja nicht so leicht weg. Die hektische Sucherei nach Behandlungsmöglichkeiten, das Abwägen und die "wir müssen operieren"-Statements von Arztseite haben mich ziemlich überrollt.
Mittlerweile bin ich ruhiger geworden, mein Verstand arbeitet nicht mehr nur im "Reaktionsmodus" wie in den ersten Wochen nach der Diagnose.
Ich werde mich nicht ketogen ernähren. Ich werde mich auch nicht operieren lassen.
Das ist kein Resignieren und ich bin mir darüber klar, daß einige das fahrlässig oder schlichtweg dumm finden werden, aber ich hab mir das Ganze gründlich überlegt und halte das für mich am sinnvollsten. Weil: der Chirurg von der Charité, bei dem ich die Zweitmeinung eingeholt habe und er ganz klar auch zur Whipple-OP geraten hat, hat nichts beschönigt: die Risiken sind bei mir sehr hoch durch mein Gewicht einerseits und mehr noch durch die vorangegangene Lungenembolie. Nach wie vor spritze ich Gerinnungshemmer, die Komplikationswahrscheinlichkeit liegt bei etwa 40 %, wenn ich diese OP machen lasse. Wohlgemerkt ohne dabei zu wissen, ob die OP dann auch was nützt, das Risiko wäre mit der OP auch nicht überstanden, die Möglichkeit, an den OP-Folgen innerhalb der ersten 90 Tage zu sterben ist bei etwa 10 % - all das, ohne zu wissen, ob der Tumor nun bösartig ist oder wird.
Wie auch immer: ich habe mich in den letzten Tagen verstärkt mit Alternativen auseinandergesetzt. Einer meiner Ausflüge, die ich z.Zt. gerne einfach so ins Blaue unternehme, sollte mich nach München führen und während der Fahrt fiel mir ein, daß ich meinen Geburtsort noch nie gesehen habe, er liegt in der Nähe von Rosenheim. Also bin ich dorthin gefahren, hab mir diesen wunderhübschen Ort angeguckt und eine Passantin gefragt, ob sie wisse, ob es in diesem Ort ein Krankenhaus gibt. Ich dachte, ich würde mir gerne angucken, wo ich auf die Welt gekommen bin.
Sie sagte, daß es früher mal ein Krankenhaus gegeben habe, da wäre inzwischen aber eine Klinik für Krebsnachsorge drin. Das hat mich schon ziemlich überrumpelt. Ich bin dann dorthin und bat um Infomaterial und es stellte sich heraus, daß es sich um eine internistische Klinik für Onkologie und Naturheilkunde handelt. Ich gebe zu, ich war nicht tapfer, mir hat's doch ziemlich die Tränen aus den Augen gedrückt.
Es ist allerdings nicht mein Geburtshaus, habe ich dann zu Hause herausgefunden, in meiner Geburtsurkunde steht eine andere Adresse, auch im Ort (der hat weniger als 6000 Einwohner), trotzdem, es hat mich doch sehr berührt, daß es diese Klinik dort gibt. Ich habe mit denen Kontakt aufgenommen und der Chefarzt hat gestern tatsächlich eine halbe Stunde mit mir telefoniert.
Wie es weiter geht ist noch offen, aber ich hab wieder mehr Mut, fühle mich durch meinen Mann und zunehmend auch durch meine Ärztin und diesen Klinikleiter unterstützt. Es gibt alternative Methoden, und ich denke, das ist die für mich richtige Entscheidung, auch wenn das bedeuten sollte, daß der Krebs gewinnt.
Ich glaub allerdings nicht - ich hab noch nicht vor, ins Gras zu beißen.
Was meine Ernährung angeht: ich bin nicht davon überzeugt, daß die ketogene Kost für mich gut wäre. Einfach deshalb, weil ich mich damit nicht wohlfühle, ich neige zu depressiven Verstimmungen und Schlafstörungen, das habe ich schon einmal bei extremer LC-Kost durchgemacht.
Ich werde mich wieder dem Kurzzeitfasten zuwenden, mit dem ich bis zur Erkrankung schon ganz gut zurecht gekommen bin, ich hoffe, daß das besonders im Hinblick auf die Thrombose und mein Gesamtbefinden erstmal sinnvoll ist. Und ich habe wieder angefangen, mein Schwimmtraining aufzunehmen - vorsichtig zwar, aber ich schaffe immerhin schon wieder 800 von "meinen" 1000 Metern. Es geht also voran.
Das wollte ich euch wissen lassen und mich nochmal ganz lieb bei euch bedanken, bevor ich mich von euch aus diesem Forum verabschiede. Ihr seid eine nette Truppe hier.