Ich hab die Grenze nicht ziehen können. Ich habe da selbst mit meinem Hausarzt drüber gesprochen. Es funktioniert nicht. Entweder low carb so streng wie möglich oder eiserne Disziplin. Das mag nach einem Eis im Sommer mal gehen ,aber das geht nicht nach außergewöhnlichen Sachen, bei mir nicht.
Also muss ich da irgendwie einen Weg finden.
Beispiele:
- Krankenhaus (bereits erläutert)
- Urlaub Vollpension (nicht das Buffett, sondern wo man in Österreich noch das Gericht vorgesetzt bekommt) - fällt flach
- Kind im Krankenhaus - entweder Fresskorb mitnehmen oder Hungern. Kantine kann man vergessen
- 2 - 3 Tage Freizeitpark - Essen von Dauerhaltbaren Dingen auch bei Wärme. Man bekommt da NICHTS was auch nur im entferntesten mit LC zu tun hat
- Alkohol - geht nicht
Das sind alles Dinge, die sich auf mich beziehen. Wie gesagt, mal eine Ausnahme, das bekäme ich hin. Aber die Grenze ist so eng, dass es schwierig wird.
Mir waren auch viele Lebensmittel über und sind es immer noch. Sie haben an Geschmack und Bedeutung verloren. Aber es gibt eben auch die anderen Sachen. Mal nen Frosch trinken (Sekt, O-Saft, Orangenlikör), beim Grillen einen Sangria. Dabei geht es mir nicht um Alkohol an sich. Aber bei der Palette, die im Angebot steht ist die Auswahl gering. Entweder ich bleibe konsequent bei der kleinen Auswahl oder ich bin verloren.
Ich kann nix dafür. Ich wäre nicht hier, wenn mir Verzicht leichtfallen würde. Ich bin aufgewachsen mit einer Flut an Angeboten. Ich weiß wie alles schmeckt. Am heißen Sommertag einen frischen, kühlen Obstsalat. Das mag MAL gehen. Ich kann euch sagen, ein Teller, zwei Teller, lecker, Blutzucker hoch, Heißhunger, ok, jetzt ist eh die Grenze überzogen, Eis... Thema durch. Ja, man kann die Handbremse ziehen, 1 mal, 5 mal, 10 mal, immer? Ich kann es nicht. Deswegen muss ich mich entscheiden. Entweder ich gebe mich ewig in den Kampf essen, nicht essen, leiden, freuen, kontrollieren, nach denken, rechnen oder ich streiche die Kohlenhydrate, muss mit der geringen Auswahl leben, etwas erfinderisch werden um Abwechslung zu haben und gut.
Mir fällt es leichter zu essen, was ich essen darf, wenn ich den Leidensdruck wieder habe. Ich habe angefangen ein persönliches TB zu schreiben. Hier zuhause, von Hand. Es ist mir zu privat für das Netz. Es geht dabei nicht um Rezepte, Angaben zur Menge, sondern wie ich mich dabei fühle. Wenn ich jammern will, kann ich jammern ohne mich zu rechtfertigen, warum es mir gerade so schwer fällt und ich gestern noch so großkotzig geklungen habe. Ich bemitleide mich da selbst. Ja, das mache ich. Denn ich finde es zum kotzen, dass ich so sehr eingeschränkt bin. Dass ich mich beim Essen kontrollieren muss, dass sich immer alles ums Essen dreht, dass ich mehr Zeit investiere als viele, viele andere, dass ich lese und lese, dass ich mich immer wieder zusammenreiße und ganz mühsam zu meinem Wohlgefühl komme. Dass ich für dieses Wohlgefühl wahrscheinlich mein Leben lang kämpfen muss. Ich mich nicht unbeschwert und spontan zum Eis ins Cafe setzen kann, mir beim Fußball die Weingummis kauen kann, ich auf ner großen Feier nicht mal einen mittrinken kann, so wie es augescheinlich alle machen.
Bei mir ist die Auswirkung zu groß. Das Ergebnis danach auf der Waage, die Tage danach, die Zeit, die verloren geht, das schlechte Gefühl, was man erstmal mit sich rumträgt.
Ich möchte auch essen können was ich will, deswegen nicht gleich in Maßlosigkeit enden, auch mit ein paar Kilo zuviel nicht gleich wieder ein minderes Wesen zu sein (ich weiß, dass ich es nicht bin, tortzdem macht es keinen Spaß, darüber gewertet zu werden und das ist so. Darauf nichts geben klingt einfach, ist es aber nicht). Ich möchte einfach Essen nicht zu meinem Lebensinhalt machen müssen, damit man andere Dinge an mir sieht, egal ob gut oder schlecht und nicht nur einen Fettoverall über meiner eigenen Person sieht.
Dafür schreibe ich das auf. Ob es mir hilft weiß ich nicht. Aber es zeigt mir zumindest wofür ich das mache. Dafür, dass ich mich besser fühle. Nicht nur wenn ich vor dem Spiegel stehe, sondern auch draußen auf der Straße. Mag sein, dass ich zuviel Wert auf Meinungen anderer lege. Aber das mache ich nur in soweit sie mich beeinflussen. Wenn es mir egal wäre, wären mir auch 250 kg egal, wenn ich damit den ganzen Tag im Bett liege und esse und ich mich damit gut finde. Die Gesundheit ist nicht immer die Lösung. Gibt genug, die etwas ungesundes machen und es wissen. Fängt beim Rauchen an, hört beim unaufgewärmten Durchführen von Sport auf. Ich finde es doof, dass ich so beeinflussbar bin, aber ich werde die Gesellschaft nicht ändern und ich muss mit ihr leben. Dann bitte so, dass ich es ertragen kann. Und das ist dünn mit zwanghaften Essverhalten einfacher als dick.