So, mein Entschluss steht nach wie vor fest.
Ich habe nochmal über die Kritikpunkte nachgedacht. Ich finde keinen Zugang mehr zu Atkins. Die Nachteile überwiegen für mich. Wer schon mal eine Abneigung gegen Essen entwickelt hat, wird verstehen, warum ich Essen nicht als Mechanismus wie atmen ansehe. Ich bin froh, dass ich Essen noch als etwas positives ansehen kann. Ebenso wie Banshee sagte "Genuss und Leidenschaft". Dafür brauch ich nicht zwingend Zucker. Da muss ich aufpassen, damit das nicht zurückkommt. Aber es ist nicht notwendig sich Süßigkeiten und andere beliebte Highcarbnahrungsmittel reinzupacken.
Es gibt eine gewisse Auswahl an Lebensmittel. Es sind aber zu viele Nahrungsmittel auf der anderen Seite, die geschmacklich nicht ersetzbar sind. Und dank Süßstoff sind es nicht die süßen Dinge.
Ich bin zudem, zum Glück, weg davon, dass ich ganz schnell, ganz viel abnehmen muss. Natürlich hätte ich nix dagegen, wenn ich zweimal Zwinkern würde und morgen wäre alles weg, was nicht da sein soll. Aber ich lechze dem nicht mehr hinterher. Ich bin aber nicht bereit den Preis zu bezahlen, den ich hinblättern müsste.
Mir ist aufgefallen, dass sich die LC-Ernährung langsam so entwickelt, wie vor ein paar Jahren die Lowfat-Bewegung. Es besteht eine regelrechte Panik vor KH. Die Nummer, dass man lernt auf seinen Körper zu hören, der durch LC ohne Frage ins Lot gebracht wird und wieder die richtigen Signale sendet, geht m. E. nach immer mehr verloren. Es wird nur noch gewogen, gerechnet, grammgenau und wehe dem, es ist mal über 20 g gegangen. Es wird nicht mehr nach Gusto gegessen, sondern nach Tabelle und theoretischen Angaben. Eine gewisse Kontrolle ist sicher angebracht. Gerade in Anbetracht dessen, was wir an Energie zur Verfügung haben und wie wenig wir aktiv werden müssen, um an unser Essen zu kommen.
Es ist keine Einstiegshilfe mehr, sich an Tabellen und Werte zu halten, sondern es wird ein blinkendes Warnsignal. Ich bin froh, dass ich über Atkins gesehen habe, dass ich schlank sein kann. Ich bin auch froh, dass ich über Atkins lernen durfte, was gut für mich ist und was nicht. Ich bin auch froh, dass ich gelernt habe gewisse Dinge zu schätzen, sie mit Vorsicht zu genießen und vor allem meine innere Ruhe zu finden. Kein Trieb mehr "ich muss dünn sein, jetzt, gestern, noch schneller". Ich habe es noch einmal versucht. Ich befinde mich immer noch in dem Zustand, dass ich keine Gier habe und nicht suche. Ich habe die Kontrolle. Ganz bewusst werde ich nun völlig normale, natürliche Lebensmittel einbauen.
So sehr ich Sport für mich ablehne - jetzt, wo ich gemerkt habe, ich kann, ich muss nur finden was, habe ich für mich beschlossen, dass ich lieber mehr Bewegung einbaue, als mir manche Dinge zu ersparen. Wer hier sofort Bilder von Pommes, Pizza und Schokolade im Kopf hat, der ist für mich noch dem Wahn unterlegen, dass Kohlenhydrate nur schlechtes bedeuten.
Ich habe schlicht und einfach keine Zeit jeden Tag ausgiebig zu kochen. Wer diese hat oder sich nehmen kann - fein. Vor 4 Jahren konnte ich das auch. Da habe ich noch nicht 30 Stunden die Woche gearbeitet, war nicht ehrenamtlich tätig, hatte noch nicht drei Kinder mit dem Anspruch von heute, keinen Garten und weniger Arbeit im Haus. Ich kann meine Pflichten momentan noch nicht reduzieren. Das ist für die Zukunft nach und nach angedacht, um mich um meine wirklich wichtigen Aufgaben kümmern zu können. Momentan geht es aufgrund einiger Umstände einfach noch nicht. Und ich werde definitiv nichts ändern, damit ich länger in der Küche stehe.
Für mich ist es Fakt, dass Aktinsphase 1 und 2 definitiv nicht familientauglich ist. Nicht bei 5 Personen, nicht bei 4 Personen, die null und gar nicht aufs Essen gucken müssen. Für mich war es nie ein Problem beim Pizza essen zugucken zu müssen, während ich Atkins gelebt habe. Daran liegt es nicht. Es ist die Zeit, der Aufwand. Und ja, bei meinem Tagesplan ist jegliche Art von zusätzlichem Aufwand für essen einfach eine Zusatzbelastung. Manchmal muss es einfach schnell gehen. Ich habe abends um 20 Uhr keine Lust für den nächsten Tag vorzukochen, wenn endlich meine freie Zeit anfängt, die nicht selten um 21 Uhr durch schlafen beendet wird. Ich genieße meine freie Zeit sehr, wenn ich mit dem Hund eine Zusatzrunde laufen kann, ein Buch lese, Trash-TV verfolgen kann oder mich mit Dingen beschäftige, die mir Spaß bereiten. Dann nochmal kochen gehört nicht dazu.
Ich freue mich, dass mein letzter Ausflug in die ketogene Ernährungswelt meinen Horizont so weit erweitert hat, dass ich das ganze mit dem inneren Gleichgewicht angehen kann, welches ich jetzt in den letzten Tagen gefunden habe. Abnehmen ja. Aber es darf ruhig drei Jahre dauern, was ich mit Atkins vielleicht in einem schaffen würde. Nur möchte ich nicht mehr, dass Essen, nicht essen, Kalorien, KH-Berechnung, wiegen meinen Tag bestimmen. Es muss sich verselbstständigen. Das hat es nie. Auch wenn ich dachte, dass Atkins mich dahin gebracht hat. Nüchtern betrachtet hat sich während meiner Aktinszeit alles nur ums Essen gedreht. Was ist mit, was ohne KH, was ist im Rahmen, was sprengt diesen, wieviel habe ich schon gegessen, wieviel muss ich noch, was koch ich jetzt, später, Morgen. Was ess ich, bei der Gelegenheit, ich esse vor, ich esse irgendwas, hauptsache kein Hunger mehr, was sagt die Waage, wo sind die Präperate, damit ich keine Mangel erleide usw. usf. Ich will das nicht mehr. Vielleicht bin ich zu krass gewesen, aber das lässt sich jetzt nicht mehr ändern. Ich möchte mich ernähren, mit einem Auge auf die Zusammensetzung, mit Genuss, mit möglichst wenig Widerstand gegen jegliche Zwänge (auch die, die sich durch zuviel KH entwickeln!!), so dass ich mir keinen großen Kopf darum machen muss, warum, wie, wieviel, wann, wozu, weil? Leben eben!