Hinaus aus der Komfortzone
Am Tag danach ist das Treppensteigen für den Probanden eine Tortur. Es zeigt, zu wie viel mehr die Muskeln eigentlich imstande wären, wenn man sie entsprechend fordern und die Komfortzone gelegentlich verlassen würde. Wobei «gelegentlich» schon wieder falsch ist. So schnell sich Muskelfasern an höhere Belastungen gewöhnen, so schnell kehren sie in den Wohlfühlbereich zurück, wenn man sie nicht regelmässig fordert.
Toigo ist kein Masochist, der seine Gemeinde zur Selbstkasteiung antreiben will. Er sagt, der gesundheitliche Nutzen des Sports beginne bereits mit relativ lockeren Bewegungen. Nur dürfe man von solchen keinen sichtbaren Muskelzuwachs erwarten.
«Sport allgemein, gerade aber das Muskeltraining muss zuerst gelernt werden.» Es sei ein Irrglaube, dass sich jeder einfach an ein Fitnessgerät setzen und drauflostrainieren könne. Die saubere Ausführung ist entscheidend für die Wirksamkeit einer Übung. Sie mindert auch die Verletzungsgefahr, insbesondere bei grossen Gewichten oder hoher Bewegungsgeschwindigkeit.
Muss man gemäss der Binsenwahrheit «No pain, no gain» bis an die Grenzen der Belastbarkeit oder sogar etwas darüber hinaus trainieren? Toigo winkt ab, die Schmerzempfindung sei nicht kausal mit der Trainingsintensität verknüpft. «Was der eine als Schmerz empfindet, ist für den andern vielleicht ein Kitzeln.»
«No pain, no gain» hat ein deutsches Äquivalent, das ein bisschen weniger martialisch klingt: «Ohne Fleiss kein Preis.» Doch eine Garantie für den Erfolg ist das nicht. Toigo sagt: «Am Ende kann man nicht mit einer Methode alles trainieren. Was sich äusserlich zeigt, hat fast mehr mit der Genetik als mit der Methode zu tun, mit der man trainiert. Der gesundheitliche Effekt hingegen beginnt bereits beim Trainieren. Wirklich entscheidend ist, etwas zu tun.»