Zitate, Weisheiten und Lieblingsgedichte

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Hatten wir mal in der Schule:

Zwei Ameisen

Es waren einmal zwei Ameisen
die wollten nach Australien reisen
doch bei Altona auf der Chaussee
da taten ihnen die Beinchen weh
und da verzichteten sie weise
auf den letzten Teil der Reise.

[FONT=Comic Sans MS, Arial, Verdana](Joachim Ringelnatz) [/FONT]


Man sollte sich im Leben realistische Ziele setzen, sonst wird man sehr unglücklich..;-)
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Made ist auch sehr schön :)

Ich mag die Gedichte vom Erhardt.
 
Hier noch eins zum Abschluss des Tages über das meine Kids sich kringelig lachen können:

Der Eber ist stets missgestimmt-
weil seine Kinder Ferkel sind.
Nicht nur die Frau-
die Sau alleine-
auch die Verwandten----aaaaalles Schweine!!!
 
Das hat mein Vater immer zitiert, oder das hier, wenn er unsere Sünden an der Nasenspitze ablesen konnte:

Als alter Bauer kenne ich meine Schweine am Gange...;-)
 
Von vorn betrachtet
sieht ein Haus
meißt besser als von hinten aus
Willst du die Welt so recht verstehn
mußt du´s nicht nur von vorn besehen.
W.Busch
Mein Lieblingsgedicht!
 
Die moderne Frau

Ich bin eine Frau, die aus Fehlern besteht,
eine Frau, die nichts von der Wirtschaft versteht.
Ich kann nicht kochen und nicht flicken,
ich kann nicht häkeln und nicht stricken.
Doch eines gibt's, was ich wunderbar kann,
das schätzt an mir auch jeder Mann
und daran werde ich so leicht
von keiner ander'n Frau erreicht.
Ich kann's von vorne und von hinten,
ich kann es auch langsam und geschwind.
Ich kann es seitlich und im Bücken,
ich kann es gut auch auf dem Rücken.
Ich kenne das in jedem Brauch,
und auf dem Bauch, da kann ich's auch.

Ich fing damit schon zeitig an.
Gelehrt hat's mir ein junger Mann.
Der war sehr jung und auch sehr kräftig,
er zeigte sich darin sehr heftig.
Am Anfang war mir ziemlich bange,
ich hatte Angst vor seiner Stange.
Der erste Sprung wollte nicht gelingen,
da hörte ich die Engelein singen.
doch war das Tempo bald gefunden,
der Widerstand war überwunden.
Und mit der Zeit kam die Routine.
Ich bleibe schlank wie eine Lilie.

Und wie gesagt, ich werd' so leicht
von keiner ander'n Frau erreicht.
Ich lieb es morgens und das ist gut,
da ist man so schön ausgeruht.
Am Abend es am Schönsten ist,
eh' die Sonn' am Untergeh'n ist. -
Ich tu' es auch bei Dunkelheit und Licht -
und wenn mich mal die Laune packt,
so tu' ich's auch mal pudelnackt.

Sehr schön ist es, wenn man zu zwei'n,
schöner noch sogar zu drei'n.
Und wenn ein Partner müde wartet,
ein andrer statt seiner startet.
Mir wird das Starten nie zuviel,
ich komme immer an mein Ziel.

Sie werden es vielleicht nicht glauben,
ich bin ein Freund von Gummihauben.
Nur für Natur hab' ich Interesse,
Mein Element, das ist die Nässe.
Ich hab' euch nun genug geneckt -
es ist ein Doppelsinn versteckt:
Ich sprach gewiss nicht von was Schlimmen,
das, was ich kann, ist nämlich Schwimmen!

Quelle: www.unterhaltungsspiele.com
 
Cool, Miri! :lol:

Meine Lieblingszitate:

"Wenn ein Mann sich für unwiderstehlich hält, liegt es oft daran, dass er nur dort verkehrt, wo kein Widerstand zu erwarten ist."
(Francoise Sagan, frz. Schriftstellerin)

Kann man natürlich auch auf Frauen anwenden. ;-)

Und:

"Niemand ist so blind wie der, der nicht sehen will."

Und:

"Wir sind gleich genial bei der Suche nach schlechten Motiven für gute Handlungen, die andere ausführen, wie bei der Suche nach guten Motiven für schlechte Handlungen, wenn wir sie ausführen."
(Charles Caleb Colton, Lacon 1825)
 
Zwei Rilke Gedichte möchte ich gern beisteuern und eines von Paul Celan, bei welchem mich schon immer das kalte grauen gepackt hat, weil es den Holocaust auf beklemmende Art und Weise in Worte fasst:

Rainer Maria Rilke

Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort

Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort.
Sie sprechen alles so deutlich aus:
Und dieses heißt Hund und jenes heißt Haus,
und hier ist Beginn, und das Ende ist dort. Mich bangt auch ihr Sinn, ihr Spiel mit dem Spott,
sie wissen alles, was wird und war;
kein Berg ist ihnen mehr wunderbar;
ihr Garten und Gut grenzt grade an Gott.
Ich will immer warnen und wehren: Bleibt fern.
Die Dinge singen hör ich so gern.
Ihr rührt sie an: sie sind starr und stumm.
Ihr bringt mir alle die Dinge um.




und eines für Black Cat >:):


Der Panther

[FONT=arial,sans-serif]Im Jardin des Plantes, Paris

Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
so müd geworden, dass er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt.

Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
in der betäubt ein großer Wille steht.

Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille
sich lautlos auf -. Dann geht ein Bild hinein,
geht durch der Glieder angespannte Stille -
und hört im Herzen auf zu sein.

[/FONT]

[FONT=arial,sans-serif]
Rainer Maria Rilke, 6.11.1902, Paris[/FONT]


[FONT=arial,sans-serif]
[/FONT]

[FONT=arial,sans-serif][SIZE=+2]Paul Celan - Todesfuge[/SIZE]
[/FONT]

Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie abends
wir trinken sie mittags und morgens wir trinken sie nachts
wir trinken und trinken
wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng
Ein Mann wohnt im Haus der spielt mit den Schlangen der schreibt
der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete
er schreibt es und tritt vor das Haus und es blitzen die Sterne er pfeift seine Rüden herbei
er pfeift seine Juden hervor läßt schaufeln ein Grab in der Erde
er befiehlt uns spielt auf nun zum Tanz
Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts
wir trinken dich morgens und mittags wir trinken dich abends
wir trinken und trinken
Ein Mann wohnt im Haus der spielt mit den Schlangen der schreibt
der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete
Dein aschenes Haar Sulamith wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng
Er ruft stecht tiefer ins Erdreich ihr einen ihr andern singet und spielt
er greift nach dem Eisen im Gurt er schwingts seine Augen sind blau
stecht tiefer die Spaten ihr einen ihr andern spielt weiter zum Tanz auf
Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts
wir trinken dich mittags und morgens wir trinken dich abends
wir trinken und trinken
ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete
dein aschenes Haar Sulamith er spielt mit den Schlangen
Er ruft spielt süßer den Tod der Tod ist ein Meister aus Deutschland
er ruft streicht dunkler die Geigen dann steigt ihr als Rauch in die Luft
dann habt ihr ein Grab in den Wolken da liegt man nicht eng
Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts
wir trinken dich mittags der Tod ist ein Meister aus Deutschland
wir trinken dich abends und morgens wir trinken und trinken
der Tod ist ein Meister aus Deutschland sein Auge ist blau
er trifft dich mit bleierner Kugel er trifft dich genau
ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete
er hetzt seine Rüden auf uns er schenkt uns ein Grab in der Luft
er spielt mit den Schlangen und träumet der Tod ist ein Meister aus Deutschland
dein goldenes Haar Margarete
dein aschenes Haar Sulamith [FONT=arial,sans-serif] [/FONT]



Mehr dazu auf: http://www.celan-projekt.de/
 
Hier eines meiner Lieblingsgedichte von Eugen Roth

Ein Mensch, was noch ganz ungefählich
erklärt die Quanten, schwer erklärlich.
Ein Zweiter, der das All durchspäht
erforscht die Relativität
Ein Dritter nimmt noch harmlos an
Geheimnis stecke im Uran
Ein Vierter ist nicht fernzuhalten
von dem Gedanken, Kern zu spalten
Ein Fünfter, reine Wissenschaft
entfesselt der Atome Kraft.
Ein Sechster, auch noch bonafidlich
will diese nutzen, doch nur friedlich
unschuldig wirken sie zusammen
wen könnten einzeln wir verdammen?
Ist nicht der Siebte erst und Achte
der Bomben baute oder dachte
ist nicht der Böseste der Bösen
der es wagt sie auszulösen?
Den Teufel wird man nie erwischen
der steckt von Anfang an dazwischen

(Eugen Roth)
 
und gleich noch eins

Ein Mensch pflückt, denn man merkt es kaum
ein Blütenreis von einem Baum.
Ein andrer Mensch nach altem Brauch
denkt sich, was der tut, tu ich auch
Ein dritter, weil's schon gleich ist, fasst
jetzt ohne Scham den vollen Ast
Und sieh, nun folgt ein Heer von Sündern,
den armen Baum ganz leer zu plündern.
Von den Verbrechern war der erste,
wie wenig er auch tat der schwerste.
Er nämlich übersprang die Hürde
der unantastbar reinen Würde.

(Eugen Roth)
 
Tja, wenn man erst mal anfängt kommen einem immer mehr tolle Gedichte in den Sinn.....

Ein Mesch bemerkt mit bitterm Zorn
dass keine Rose ohne Dorn.
Doch sollt ihn noch viel mehr erbosen,
dass viele Dornen ohne Rosen.

(Eugen Roth)
 
Wilhelm Busch ist auch super.

Wenn einer, der mit Mühe kaum,
gekrochen ist auf einen Baum
schon meint, dass er ein Vogel wär,
so irrt sich der.
 
Ferguson und die Einheitliche Feldtheorie

Am Anfang, da war Aristoteles,
und ruhende Objekte neigten dazu, weiter zu ruhen,
und bewegte Objekte neigten dazu,
zur Ruhe zu kommen,
und bald kamen alle Objekte zur Ruhe,
und Gott sah, dass dies langweilig war.


Dann erschuf Gott Newton,
und ruhende Objekte neigten dazu, weiter zu ruhen,
aber bewegte Objekte neigten dazu, in Bewegung zu bleiben,
und Energie wurde erhalten, und Bewegung wurde erhalten,
und Materie wurde erhalten,
und Gott sah, dass dies konservativ war.


Dann erschuf Gott Einstein,
und alles war relativ
und schnelle Objekte wurden kurz,
und gerade Objekte wurden gekrümmt,
und das Universum war voller Trägheitsmomente,
und Gott sah, dass dies relativ allgemein, einiges aber speziell relativ
war.


Dann erschuf Gott Bohr,
und da war das Prinzip,
und das Prinzip war das Quant,
und alle Objekte wurden quantifiziert,
aber einige Objekte waren immer noch relativ,
und Gott sah, dass dies verwirrend war.


Dann wollte Gott Ferguson erschaffen,
und Ferguson hätte vereinheitlicht,
und er hätte eine Theorie ins Feld geführt,
und alles wäre eins gewesen,
aber es war der siebente Tag, und Gott ruhte,
und ruhende Objekte neigen dazu, weiter zu ruhen.
 
Hier ein paar Zeilen von Erich Fried. Ich bevorzuge, bei Lyrik, eher das schwermütige/gehaltvolle. Angefügtes ist allerdings nur "mittelschwer" ;)

Fried wird leider oft auf das allzu bekannte.. "Es ist was es ist ist..." reduziert.
Frech unterteile ich (für mich) in Gerbrauchslyrik und echte Lyrik. Fried ist ein "Echter"...


Zwischengedanken

Weil es
menschliche Beziehungen
gab
mußte es
Menschen geben

Nun gibt es
zwischenmenschliche
Beziehungen
Die lassen
auf das Dasein von Zwischenmenschen schließen

Es muß aber auch
Zwischenunmenschen geben
die dafür sorgen
daß die zwischenmenschlichen Beziehungen
so unmenschlich sind.

Erich Fried


Notwendige Fragen

Das Gewicht
der Angst
Die Länge und Breite
der Liebe
Die Farbe
der Sehnsucht
im Schatten
und in der Sonne

Wieviel Steine
geschluckt werden müssen
als Strafe
für Glück
und wie tief
man graben muß
bis der Acker
Milch gibt und Honig

Erich Fried

Gegen das Steinewerfen

Ich habe keinen Frieden gemacht
mit den Kriegen
und keinen Frieden
mit denen die Kriege planen

und wenn sie die Herren
der halben Welt sind
und auch wenn sie sagen
sie plannen den Krieg
nur um ihn nicht zu führen

Für mich sind sie schlechter
als am Rande der Straße
ein Hundekot
mit dem beworfen zu werden
ihre Gesichter nicht wert sind

und auch Steine
wären verunreinigt
durch die Berührung
mit irgendeinem menschen
der plante den nächsten Krieg

Erich Fried
 
Und nun noch "Gebrauchslyrik"... mir eigentlich zu "süß" aber dennoch gut (ab der Mitte...).

Von den Sehnsüchten der Menschen
Singt der Wind ein Lied
Von den Träumen der Menschen
Schweigt der Sternenhimmel
Und jede Schneeflocke
Gleicht einer nicht geweinten Träne

Die vollkommene Stille
der wir uns nur noch ganz selten stellen
ist erfüllt
von ungesagten Worten
nicht gezeigten Gesten
verdrängten Liebeserklärungen
unausgesprochenen Verwundungen

in dieser vollkommenen Stille
liegt unsere Wirklichkeit verborgen
Deine
und
Meine


Margot Bickel
 
Und, nochmal Gebrauchslyrik...

Von Abschied zu Abschied

Wir leben
von Abschied
zu Abschied
und warten
auf Ankunft
wir hoffen
auf ein paar Stunden
des so leicht
verletzbaren Glücks

Hugo Ernst Käufer


Das Notwendige tun

Dem Haus ein Dach bauen
dem Kind den Wind erklären
der Sprache eine Spur suchen
die Zeichen ins Bild bringen
den Versprechungen mißtrauen
den Parolen absagen
das Kleine beschützen
den aufrechten Gang üben

Das Notwendige tun

Hugo Ernst Käufer
 
Wer gerne eine Sammlung haben möchte... ich habe in meinem PC sehr viel von Fried, Domin, Allert-Wybranietz, Celan, Kruppa, Pfennig, Neruda, Rose Ausländer, Malkoski, Käufer, Eva Strittmatter, Mascha Kalèko usw.
Wenn jemand Interesse hat...versende es gerne per Mail.


Herzlich Monika
 
Chinesische Weisheiten
Mit Geld kannst Du ein Haus kaufen,
aber kein Zuhause.
Mit Geld kannst Du eine Uhr kaufen,
aber nicht die Zeit.
Mit Geld kannst Du ein Bett kaufen,
aber keinen Schlaf.
Mit Geld kannst Du ein Buch kaufen,
aber nicht Wissen.
Mit Geld kannst Du einen Arzt kaufen,
aber nicht Gesundheit.
Mit Geld kannst Du eine Position kaufen,
aber nicht Respekt.
Mit Geld kannst Du Blut kaufen,
aber nicht Leben.
Mit Geld kannst Du *** kaufen,
aber nicht die Liebe.
 
Scheiß Morgen
Der Morgen hat schon schlecht begonnen,
dem Unglück des Vortags knapp entronnen,
war meine erste Handlung, dass ich den Wecker ausschalte,
bis ich merke, dass ich die Hand in die Kerze halte,
die ich am Abend zuvor aufgestellt,
weil bei uns manchmal der Strom ausfällt.
Mein Pyjama hat schon leicht gebrannt
und im Schlafzimmer roch es nach verbrannter Hand.
Ich bin vor Schreck aus dem Bett gefallen,
um mit dem ganzen Gewicht auf den Nachttopf zu knallen.
Der Nachttopf rinnt aus, denn er war nicht ganz leer,
doch wenigstens brennt mein Pyjama nicht mehr,
in der Hand jedoch spür ich größere Schmerzen,
und so trete ich mit dem Fuß voller Wut gegen die Kerzen.
Die Kerze hab ich verfehlt, den Nachttisch nicht,
der hält den Tritt aus, mein Zeh aber bricht.
Voller Schmerzen wollt ich in das Badezimmer rasen,
mit gebrochenem Zeh und der Hand voller Blasen,
doch weil ich im Dunkeln den Ausgang nicht fand,
bin ich mit voller Wucht in den Kasten gerannt,
der leider aus deutscher Eiche besteht,
weshalb meine Brille in die Brüche geht.
Halb blind, verletzt und schreckensbleich
bin ich als ich das Bad erreich.
Dort habe ich, von Schmerzen und Blindheit berauscht,
die Brandblasensalbe mit dem Klebstoff vertauscht.
Das hat mich anstatt, dass es Schmerzen lindert,
statt dessen am Öffnen der Hände gehindert.
Ich will mich schnell waschen, doch merk ich, dass das nicht geht,
denn sie haben mir heut morgen das Wasser abgedreht.
Jetzt läutets auch noch an der Eingangstür,
das wird der Postbote sein, vielleicht hilft er mir.
Doch während ich im Freudentaumel durch das Treppenhaus lauf,
pass ich leider nicht ganz auf den Fußboden auf,
denn die Nachbarin hat heute die Fliesen gebohnert,
worauf mein Kopf, denn ich stolpere, auf den Boden donnert.
Abstützen konnte ich mich dummerweise nicht,
da es mir mit verklebten Händen an Beweglichkeit gebricht.
Beim Aufstehen hab ich das Gleichgewicht verlorn
und kippe mit Schwung Richtung Treppe nach vorn.
Dort lande ich der Schwerkraft gemäß,
auf der obersten Stufe mit meinem Gesäß.
Doch erst ganz unten endet mein Fall,
wo ich mit der Schulter gegen die Eingangstuer knall.
Dort bleib ich liegen, bleich vor Schreck,
der Postbote ist inzwischen sowieso weg.
Nach zwei Stunden hat mich noch niemand gesehn,
und so versuche ich vorsichtig aufzustehn.
Doch während ich mich langsam zur Seite rollen lasse,
geht die Eingangstür auf und bricht mir die Nase.
Die Hausmeisterin wars, sieht mich am Boden liegen
um gleich darauf einen Schreikrampf zu kriegen.
Sie denkt ich bin besoffen und holt die Polizei.
Die eilen sofort mit Blaulicht herbei
und schleppen mich aufs Kommissariat.
Nach drei Stunden Verhör gesteh ich die Tat.
Und so geht es weiter ins Krankenhaus,
dort pumpt man mir dreimal den Magen aus.
Das war zuviel für meine Nerven,
ich wollt mich aus dem Fenster werfen.
Doch leider liegts im Erdgeschoss,
so war der Schaden nicht sehr groß. Jetzt sitz ich in der Nervenheilanstalt
und wissen Sie was ich davon halt?
Ich find es herrlich, einfach prima,
draußen war es viel, viel schlimmer.
Hier gibt es keine Kanten, keine Ecken,
kein Feuer, sich in Brand zu stecken,
die Wände sind gepolstert, fast weich zu nennen,
so kann man nicht dagegenrennen,
kein Kasten der die Brille bricht,
alles ist rund, so verletzt man sich nicht,
und nach all den schlimmen Jahren,
schreib ich endlich meine Memoiren.
 
Das kleine Gefühl

... eine kleine Geschichte!!!
Das kleine Gefühl
Es war einmal ein kleines Gefühl. Dieses Gefühl war ganz neu auf dieser
großen Welt und wusste noch gar nicht so recht wer es war, was es war,
geschweige denn, wo es hingehörte. Man muss nämlich wissen, dass Gefühle
einfach geboren werden, ganz ohne Bestimmung. Erst ganz langsam wachsen sie,
gewinnen an Kraft, Stärke und Macht mit der Zeit.
Das kleine Gefühl war ziemlich orientierungslos. Es stolperte durch das was
man Leben nennt und beobachtete die vielen anderen Gefühle. Als erstes traf
es die Angst. Angst war sehr unruhig immer wieder blickte es hektisch von
rechts nach links. "Ich habe keine Zeit für dich kleines Gefühl", sagte es
"ich bin auf der Suche nach einem Wesen, bei dem ich mich einnisten kann.
Ich muss mir dieses Wesen ganz genau aussuchen, denn ich brauche viel Platz
zum bestehen. Wenn ich das Wesen ganz eingenommen habe, ist meine Arbeit
getan und ich muss mich sofort auf die Suche nach einem neuen Opfer machen."
Das kleine Gefühl erschrak. Nein, das wollte es nicht. So wollte es nicht
sein.
So zog es weiter und versuchte die Angst zu vergessen. Plötzlich kreuzte der
Mut den Weg. "Komm mit kleines Gefühl, ich mache dich groß und stark, viel
größer und kräftiger als es die Angst je sein wird. Du wirst alle Wesen
dieser Welt inspirieren und ihnen zeigen was die Welt kostet, in dir wird
soviel Energie wachsen, dass du alles im Leben erreichen kannst. Schau mich
an. Ist das ein Bild? Ich bin wer!!!"
Das kleine Gefühl schüttelte nur verständnislos den Kopf und ließ den Mut
einfach stehen. Schön, es wäre schon gut mutig zu sein, aber immer und
überall alles auf eine Karte setzen? Ohne Rücksicht??? Das gefiel dem
kleinen Gefühl nicht. Eine Mischung aus Angst und Mut,..., das wäre für den
Anfang nicht schlecht.
Während es darüber nachdachte, fiel ihm, wie aus heiterem Himmel, die
Eifersucht vor die Füße. "Hallo, hallo, ich bin die Eifersucht, die mit
Eifer sucht, was Leiden schafft!" Das kleine Gefühl lief so schnell es
konnte fort. Es nahm die kleinen Beinchen in die Hand und rannte.
"Eifersucht, Eifer sucht, Leiden schafft, Eifer sucht, Leiden schafft..."
Nein, nein, Leiden ist nicht schön, Leiden tut weh. Das kleine Gefühl wollte
keine Leiden schaffen. Als es ganz aus der Puste war, setzte es sich auf
eine Brücke. Es starrte in einen großen Fluss und war ganz verwirrt, es
wusste noch nicht, was es einmal sein sollte. Es wuchs bereits, das spürte
es wohl. Aber was aus ihm werden würde, das konnte es nicht einmal ahnen.
Inmitten dieser Gedanken bemerkte das kleine Gefühl, dass es nicht mehr
alleine war auf der Brücke. Neben ihm hatte sich ein weiteres Gefühl
niedergelassen. "Na, bist du auch traurig? Mein Name ist Traurigkeit. Ich
bin eines der tiefen Gefühle." Das kleine Gefühl spürte, wie es immer
dunkler, kälter und sehr, sehr still um es herum wurde. "Das mache ich",
sagte Traurigkeit "und wenn du es nicht aushalten kannst, dann spring doch
einfach von der Brücke." Das kleine Gefühl erschrak abermals. Es schaute von
der Brücke herunter, stand auf und ging ganz dicht an den Rand heran. Es
holte ganz tief Luft, sah der Traurigkeit tief in die schwarzen Augen und
sprach:
"Tut mir leid, ich bin nicht mutig genug, ich habe genug Angst in mir um
diesen Schritt nicht zu gehen. Ich bin anders. Mach es gut Traurigkeit."
Die Traurigkeit zuckte mit den Achseln und sah dem kleinen Gefühl nach, das
mit festen Schritten die Brücke verließ und seines Weges ging.
"Wer bist du?", hörte das kleine Gefühl auf einmal ganz leise eine sehr
harte Stimme.
"Ich? ich bin, ich weiß es nicht."
"Aha."
"Und du? Wer bist du?"
"Ich bin der Hass. Man kann mich sehen, hören, spüren, fühlen. Ich
beherrsche die Welt. Ich werde geboren um zu vernichten - alles - auch dich,
wenn ich will."
"Und, willst du?"
"Hast du keine Angst?"
"Doch, ein wenig!"
"Du bist sehr mutig, kleines Gefühl!"
"Warum? Weil ich mich nicht arg vor dir fürchte? Weil ich nicht eifersüchtig
auf deine Macht bin?"
"Du sprichst mit mir. Du lachst mir ins Gesicht, das beeindruckt mich eben!"
"Du Hass, ich muss weiter mich finden, adieu!"
Das kleine Gefühl zog weiter. Auf seinem Weg durch das Leben traf es auch
noch viele, andere und unterschiedliche Gefühle. Es begegnete der Gier, der
Lust, dem Neid, der Begierde, dem Mitleid, der großen Panik, der Euphorie
und noch vielen anderen. Alle für sich sehr interessant, aber das kleine
Gefühl fand sich nirgendwo wieder.
Eines Tages dann, das Gefühl war schon sehr müde von der langen Reise,
beobachtete es zwei Wesen, die eng umschlungen inmitten einer großen Düne
lagen. Die Wesen waren so zärtlich zueinander. Liebevoll ertasteten sie ihre
Körper, küssten sich lang und sehr leidenschaftlich und die Welt um sie
herum schien nicht mehr zu existieren. Sie führten intensive Gespräche und
bei einem hörte das kleine Gefühl ganz besonders gut zu:
"Nein, Zaubermaus! Ich kann es dir nicht beschreiben. Ich kann es nicht in
Worte fassen, keine Worte finden. Es ist einfach da. Es ist in mir und
wächst jeden Tag, mit jedem deiner Worte, mit jeder deiner Berührungen. Es
ist unglaublich schön. Es macht Angst und nimmt sie gleichzeitig. Es gibt
Vertrauen. Ich bin eifersüchtig und neidisch auf jeden Menschen, der in
deiner Nähe sein darf, wenn ich nicht bei dir sein kann. Es macht mich
glücklich und manchmal auch traurig. Es ist alles auf einmal. Ich fühle mich
dadurch riesenstark und schneckenklein. Ich habe so viele Schmetterlinge in
meinem Bauch. Es ist alles, was mit dir zu tun hat.
Es ist soooooooooooooooooooo schön, aber es ist eben nicht zu
beschreiben..."
Liebe..........schoss es dem kleinen Gefühl durch den Kopf. Ich bin die
Liebe!!! Ich bin nicht greifbar, nicht wirklich sichtbar aber spür- und
lebbar. Ich bin da und mache Wesen glücklich. So wie die beiden dort. "Ich
bin die Liebe!!!"
Die Liebe verweilte noch lange Zeit bei den beiden Wesen. Sie wuchs stetig
an und in ihr fanden sich fast alle Gefühle wieder, die das Gefühl auf
dessen Reise getroffen hatte. Fast alle.

 

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