meggi
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Das glaube ich auch, weil die Frauen sich selbst nicht so zeigen wollen. Es ei denn, sie verdienen Geld damit.
Frauenzeitschrift
"Brigitte" zeigt keine magersüchtigen Models mehr
5. Oktober 2009, 15:29 Uhr
Es ist ein geradezu revolutionärer Schritt, den die Frauenzeitschrift "Brigitte" jetzt angekündigt hat: Als radikale Konsequenz aus dem anhaltenden Magermodel-Trend wird "Brigitte" ab 2010 nicht mehr mit Profi-Models arbeiten. Statt magersüchtiger Schönheiten sollen künftig Mannequins der anderen Art die Seiten füllen.
Auch Alexandra Shulman, Chefredakteurin der britischen "Vogue", hat schon länger genug von mageren Models in Designerklamotten. Sie wandte sich schon vor einiger Zeit in einem Brief an die großen Modehäuser und appellierte an die Designer, endlich für größere Größen zu schneidern. Das ist bitter nötig: Bei der Rio Fashion Week präsentierte dieses dünne Model Bikini-Mode von Tottem's für den Sommer 2010.
Schon ab Anfang 2010 will "Brigitte" in sämtlichen Heften und auf allen Online-Seiten nicht mehr mit Profi-Models arbeiten. Chefredakteur Andreas Lebert kritisierte, dass jeder in der Branche wegen magersüchtiger Models dem anderen die Schuld in die Schuhe schiebe. Sein Magazin wolle einen eigenen Beitrag gegen diese Entwicklung leisten.
Damit reagiert die Frauenzeitschrift auf zwei große Trends: „Die Mode hat sich verändert – und die Frauen haben sich verändert“, sagte Lebert. „Wir machen ein Blatt für Frauen, wie sie sind, und nicht wie andere sie gerne hätten“, sagte der "Brigitte"-Chef.
Ab sofort werden sämtliche Fotostrecken von der Mode über Beauty bis hin zu Living und Fitness nicht mehr mit professionellen Models produziert. „Hinter dem Beruf des Models steckt die Idee, die Frau nicht selbst zu zeigen, sondern einen Platzhalter – ein Modell gewissermaßen“, sagte Lebert. Das empfänden viele Frauen inzwischen als überholt, zumal die auch von der Modebranche geprägten Schönheitsideale bis hin zum Mager-Model-Trend äußerst umstritten seien. „Einen Platzhalter brauchen Frauen nicht mehr. Sie wollen kein Rollenbild vorgesetzt bekommen, sondern selbst am Entwurf beteiligt sein“, sagte Lebert.
Die Leserinnen des Blatts sind deshalb aufgerufen, sich künftig für Mode- und Kosmetikfotos zu bewerben. „Es werden Frauen gezeigt, die eine Identität haben, also die 18-jährige Abiturientin, die Vorstandsvorsitzende, die Musikerin, die Fußballerin“, sagte Lebert. Bei den Fotostrecken im Blatt soll es einen Wechsel zwischen prominenten und vollkommen unbekannten Frauen geben.
Die Redaktion sei immer häufiger auch von Leserinnen darauf hingewiesen worden, dass sie „keine vorstehenden Knochen“ mehr sehen wollten. Models würden heute 23 Prozent weniger wiegen als normale Frauen. „Die gesamte Branche ist magersüchtig.“ Frauen wollen nach Leberts Ansicht keine Kleiderständer mehr sein; dies würden Umfragen und Leserbriefe bestätigen. Auch die "Brigitte"-Redakteure hätten selbst diesen Gedanken ins Spiel gebracht.
„Dies soll dennoch nicht als eine Kriegserklärung an den Beruf des Models und an die Branche verstanden werden“, sagte Lebert. „Wir werden jetzt kein Heft für Übergrößen machen.“ Für die Fotografen werde es aber eine größere Herausforderung, die Amateure vor der Kamera in Szene zu setzen. Negative Reaktionen aus den Modelagenturen, die bisher für Fotoshootings engagiert wurden, habe man noch nicht erhalten, da man erst jetzt die neue Haltung des Magazins publik gemacht habe.
Angesichts der seit 20 Jahren sinkenden Auflagenzahlen von Frauenzeitschriften verwies Lebert darauf, dass die Entscheidung für Laien-Models keine Sparmaßnahme sei: „Wir werden vergleichbare Honorare zahlen wie bei den professionellen Models“, sagte der Chefredakteur. Die Redaktion verstehe den Schritt eher als eine Investition. "Die sinkenden Auflagenzahlen
„Seit Jahren müssen wir die Mädchen mit Photoshop dicker machen, die Schenkel, das Dekolleté“, sagte Lebert dem Nachrichtenmagazin „Spiegel“. Das sei gestört und pervers: „Was hat das noch mit unserer echten Leserin zu tun?“ Mit der neuen Haltung will die Zeitschrift zudem eine engere Bindung zu ihrer Zielgruppe aufbauen.
Stefan Lebert sprach auch von einem Glaubwürdigkeits-Problem: „Wir zeigen Mode an Insekten, und hinten im Heft sagen wir: Steh zu dir selbst, steh zu deinem Körper, die neuen Rezepte und so weiter.“
„Brigitte“ hat schon öfter Mode auch an Frauen gezeigt, die nicht in das Model-Klischee passen, darunter waren auch ältere, grauhaarige und faltige Frauen. Die Frauen für sämtliche neuen Fotoproduktionen werden künftig unter anderem über brigitte.de/ohne-models gecastet.
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