Ich habe ebenfalls gedacht, es sei eine Art Sucht, sich so getrieben zu fĂŒhlen, dass ich dann Zuviel esse.
Inzwischen bekomme ich Zweifel, dass es tatsĂ€chlich mit Sucht zu vergleichen ist. Ich denke, es ist wohl eher so, wie Perdita meint, wenn man anfangs verliebt ist. Da bekommen wir auch nicht genug voneinander. Deshalb wĂŒrden wir uns aber nicht als tatsĂ€chlich sĂŒchtig beschreiben. Wenn der Liebste irgendwann ein fester Teil unseres Lebens ist, lieben wir ihn immer noch, aber es drĂŒckt sich anders aus. Wir haben einander und schĂŒren auch nicht stĂ€ndig Ăngste, den Partner wieder verlieren zu können. Die Beziehung wird meist intensiver und doch ist es keine Achterbahn mehr.
Obwohl wir wissen, dass wir jederzeit essen können, bleibt so ein GefĂŒhl, DAS jetzt mitnehmen zu mĂŒssen. Dabei ist es gar nicht rational, denn wir haben den Luxus jederzeit, das essen zu können, was wir wollen, wenn wir es uns denn erlauben. Und das ist die Krux, denke ich. Wir verbieten es uns oder denken, das dĂŒrfe jetzt so nicht sein. Die Fastenzeit ist noch kurz, die Carbs sind zu hoch, es ist nicht gesund genug, hat zu viele Kalorien, ich bin wieder mal zu schwach ...
Beim Essen kommt es mir so vor, dass ich mich bemĂŒhe, durch Reglementierung meine Liebe zu dosieren. Das gelingt mir dann mit Disziplin, weil ich meine BedĂŒrfnisse ggf. nicht beachte und die selbst auferlegten Regeln einfach darĂŒber stĂŒlpe. Ich will z.B. erst in 20 h essen und wundere mich, wenn ich dann ĂŒber mein Essen herfallen möchte und nur schwer MaĂ halten kann oder einfach nur darauf achte, aufzuhören, bis ich satt bin. Manchmal passiert es auch einfach so, dass ich nicht dazu komme, zu essen. Bin auch gewohnt, morgens nicht gleich was zu frĂŒhstĂŒcken. Dann kommt mir noch was dazwischen, wenn sich irgendwann auch bei mir Hunger meldet und Schwupps ist es passiert. Die Gier wird groĂ ... JETZT brauche ich unbedingt was und das muss auch viel sein, weil ich nĂ€mlich einen ganz starken Drang in mir spĂŒre.
Je stĂ€rker ich mich bemĂŒhe, gegen ein BedĂŒrfnis oder dem Hunger anzugehen, desto intensiver wird auch die Reaktion hinterher.
Das ist eine natĂŒrliche Reaktion, Ăhnlich, wie bei einem Ball, den ich versuche, immer tiefer unter die WasseroberflĂ€che zu drĂŒcken. Je tiefer ich ihn bekomme, desto stĂ€rker flutscht er mir irgendwann aus den HĂ€nden und ploppt mit der ganzen Kraft, die ich zuvor aufgewendet habe, auch wieder an die OberflĂ€che.