Tantchens Fernseher, ein Lustspiel in mehreren Akten
Der Vorhang war gefallen, der 7te Akt vorbei und wie zur Erbauung des verehrten Publikums fast unerlässlich, geht er nochmal hoch zum 8. Akt.
Tantchen hat alles überschlafen.
Also, was sie wirklich stört ist das Unterstelltischchen, das für den modernen Flachbildschirmfernseher etwas zu groß ist. Gut, das ist verständlich und ich ruf einen Bekannten an, er möge ihr doch dieses Tischlein unter dem Fernseher rausziehen und durch ein anderes ersetzen, sie hat deren ja gerade genug rumstehen.
So weit kommt es aber gar nicht, denn Tantchen ruft mich an und erzählt mir glücklich, ein anderer Nachbar sei vorbeigekommen und hätte ihr einen Tip gegeben, so daß sie jetzt nicht nur ein und ausschalten, sondern sogar mehrere ! verschiedene ! Sender sehen könnte. Jetzt wolle sie aber schnell, schnell den Fernseher anmelden. Das würdeam Montag passieren. Und das Bild sei so viel besser als das vom alten Fernseher.
Halleluja, jetzt ist alles gut.
Denkste, jetzt kommt der 9. Akt.
Donnerstag, morgens:
Tantchen ruft an und jammert.
Also, sie sei durch die ganze Aktion überfahren worden, und eigentlich habe niemand auf ihren Willen geachtet.
Eine Bekannte, Lehrerin und "Sektiererin", (darf man so was eigentlich überhaupt sagen,) hat sie besucht.
Die beiden haben sich besprochen und die Lehrerin hat darauf den angemeldeten Fernseher in den Keller geschleppt. Da ist er jetzt!!!
Und wie begründet Tantchen das?
" Wo doch zur Zeit so viele Menschen um ihres Glaubens willen sterben, kann man doch keinen Fernseher haben."
Und dann geht's weiter, wie Christel sich das dachte. "Kannst Du den Fernseher wieder holen?"
Da das wohl doch zu umständlich und unwirtschaftlich ist, schlage ich Tantchen vor, den Fernsehhändler vom Ort anzurufen, damit er den Apperat wieder holt und zurücknimmt.
Tantchen atmet auf und bittet um Bescheid, wie sich der Fernsehfritze dazu stellt. Auch dieses verspreche ich.
Leider komme ich aber nur bis zu einer Verkäuferin durch, die mir die Rückkehr des Meisters erst für abends avisiert.
Das hindert Tantchen aber nicht, schon Mittag wieder anzurufen. Immer noch ruhig verspreche ich ihr, wie versprochen, Bescheid zu geben, wenn es etwas zu berichten gibt. Offensichtlich war ich aber doch nicht so ganz sanft, denn sie macht ganz schnell den Vorschlag, eventuelle Abschläge zu zahlen.
Also rufe ich abends an, erkläre dem Meister ganz ehrlich die Situation und ernte natürlich keinen Freudenausbruch. Er verspricht mir aber bei Tante Martina anzurufen.
Worauf mich prompt am Freitag eine mir unbekannte Großnichte in Tantchens Auftrag anruft. Warum der Fernseher nicht aus dem Keller abgeholt werde? Er könne dort Schaden leiden! Tantchen werde von mir nicht informiert. usw.
( Wie sagt der Bayer da: " Ja mi leckst...)
Ich fürchte, es wird auch noch einen 10.Akt geben. Wie aber im Titel steht,handelt es sich um ein Lustspiel und nicht um einen Kriminalfall mit Mord und Torschlag. Also, fürchten mu? niemend was.