Ach je, du machst ja Sachen.
Ja, danke.
Ich hatte mich am Freitagmorgen bereits abgelegt. Das war schon so eine Mahnung im Vorfeld, volle Kanne quer auf die steinerne Beeteinfassung mit dem Schienbein - hätte auch schiefgehen können. Hätte hätte Perlenkette.
Und obskure Gefühle hatte ich nun auch schon länger. Am Samstagabend zeigte sich dann, was hier im Busch ist: Der wunderbare Perma-Nachbarsgarten über den ich mich jeden Tag freue, wenn ich bloß zur Tür rausgehe und der so herrlich alte Bäume hat und wo alles wächst wie blöde, der wird ab kommenden Jahr eine Baustelle mit Haus und Garagen und Terrasse. Es wird ein tiny-Hochhaus über die volle Gartenlänge, da sie ja von den Grenzen 3m wegbleiben müssen und das dann schon sehr schmal ist und ja auch noch Treppen rein müssen. Also bleibt von dem Garten nix mehr und meine Aussichten und die gute Luft fürs Schlafzimmer sind auch hinüber. Und meine genutzten Parkplätze in der Straße auch.
Was in dem Gespräch darüber dazu geführt hat, darüber zu spekulieren, wer in 5 Jahren überhaupt noch da sein wird, von all den Leuten die jemals hier gewohnt und gelebt haben und das Ergebnis war: vielleicht noch wir beiden, die gerade reden. Alle anderen haben dann entweder das Zeitliche gesegnet oder verkauft und weggezogen. Nichts mehr, das noch von all dem bleibt, was wir lieben. Schwierig damit umzugehen. Und ja, noch ist es ein Geheimnis.
Sonntag hatte ich dann tiefdepressive Gefühle beim Aufstehen - obwohl ich ausgezeichnet geschlafen habe. Ich habe doch glatt 4 Stunden gebraucht, um die zuzulassen, zu durchfühlen und zu drehen, also es war schon echt arg. Das Ergebnis für mich aber umso erfreulicher, denn dieses ominöse Gefühl der letzten Jahre, hier wo ich wohne mich nicht dauerhaft einrichten zu wollen sondern doch lieber... und das schlechte Gewissen daraus, hier abhauen zu wollen und kneifen zu wollen, das hat sich ja nun als doch eher korrekt erwiesen. Und jetzt endlich kann ich locker lassen. Ich kann aufräumen und entsorgen, denn für meinen nächsten Umzug brauche ich nicht viel. Also kann ich all das Zoix loslassen und ab in den Müll ohne Reue. Ohne diese angstgesteuerten Nachhaltigkeitskram- und Ressourcenschonungskram und Energiesorgen. Schluss damit.
Und das Beste daran, ich werde das mir gegebene Versprechen gehalten haben, meinem Sohn einen Neuanfang zu ermöglichen. Sein Abschluss-Examen ist am Ende des Semesters, den passenden Arbeitsplatz hat er schon, wenn auch nur mündliche Zusage. Sollte aber in dem neuen Bereich auch echt kein Problem sein egalwo in der EU zu arbeiten, auch er muss nicht bleiben sondern kann ziehen - mit oder ohne Frau und Kind, das soll dann nicht mehr meine Angelegenheit sein. Und seine Finanzen auch nicht. Und auch nicht die meines erwachsenen Enkels oder die der Familie meines Mannes.
Und ich bin endlich frei zu träumen. Es braucht keine Bedingungen mehr, die ich aus welchen Gründen auch immer erfüllen muss. Das ist wirklich wunderbar. Dieses Gefühl hatte ich zuletzt, als ich ein sehr sehr kleines Kind war - 3 oder 4. Es fühlt sich echt gut an!