Guten Morgen
Hab nur drei Stunden geschlafen, aber zum ersten Mal bin ich nicht so erschöpft und müde
Miri hat mich aufmerksam auf Shebas Tagebuch gemacht
Ich bin sprachlos, geschockt und begeistert
Die Gefühlslage, wie man lebt, all das, ist als ob ich mich selbst da raus lese
Die Scham unter Leute zu gehen, Dinge auszuprobieren aus Angst andere könnten Dir böse Blicke zu werfen
Die blöden Sprüche, "Deutsche Panzer rollen wieder" "die brauch ja Platz für Drei" in der U - Bahn" oder wenn es Heiß ist, und Du schwitzt ( logisch dünne schwitzen auch) , aber die sind ja keine "Fetten Schweine"
Essen als allround Ersatz zu sehen, Frust, Befriedigung, Trost etc etc die Liste ist lang
Ich begann fast nicht mehr raus zu gehen, hab im Internet fast meine ganze Freizeit verbracht, Einerseits weil es Spaß macht aber vor allem und eigentlich der einzige Punkt, ich wurde geschätzt für mein können, meine leidenschaft anderen zu helfen, ich habe viel gelernt im Internet über Computer, Software und mache technische Sachen, alles in englisch. Es war ne Herausforderung und gleichzeitig das perfekte Ablenkungsmanöver um nicht darüber nachzudenken
Was natürlich nicht ohne Folgen einhergeht, ich wurde Depressiv, bekam Rückenschmerzen durch mangelnde Bewegung und dies wurde immer schlimmer, was natürlich auch die Scham steigen lies und ich mich immer mehr abkapselte. Ich versteckte mich regelmäßig, Telefon und Klingel aus, keine Kontakte nicht mal zu meinen engsten Verwandten und Freunde, das ich ihnen Kummer und Sorgen bescherte, darüber dachte ich nicht nach, denn dann hätte ich ja wieder über mich nachdenken müssen
Dies ging etliche Jahre so, es war auch manchmal eine ausrede, um mir selbst zu sagen ich bin ja allein, wofür soll ich mein leben in Griff bekommen wenn niemand da ist für den ich es machen kann, das ich es für mich selbst machen könnte war außer Frage, ich war es mir nicht Wert.
Ich verletzte Freunde mit meinem dummen verhalten aber noch mehr ich verletzte mich mit Absicht um mich zu bestrafen
Ich hatte so viel Hilfe angeboten bekommen, von PPM bis Haushaltshilfe denn die Depressionen waren schlimmer und alles in meinem leben litt darunter
Aber wie so oft, aus Scham und Selbstmitleid lies ich mir nicht helfen.
Letztes Jahr im August war ich zur "Krisenintervention" und zur Diagnose in einer Klinik.
Ich machte Tests und wir sprachen Dinge an die sonst nie angesprochen hätte.Auch die Trennung von meinem Hund in der zeit war ein notwendiges Übel (im nachhinein betrachtet). Nach einer Woche hörten meine Rückenschmerzen auf, vielleicht durch die konstante, wenn auch nicht große Bewegung, aber mit Sicherheit hatte es auch psychische Gründe.
ich fing an regelmäßig zu essen und bewegte mich viel, hab es natürlich übertrieben, bin den einen Tag gleich um die ganze Aussenalster und von da nach Hause zum Dulsberg als Vorstellung das waren ca. 10 Kilometer und ich ohne Jacke, windig ohne ende, bekam ne Lungenentzündung.
War so stolz ohne Diät 10 Kilo zu verlieren, nicht am PC zu hocken die ganze Zeit und endlich mich gut zu fühlen
Dann die Lungenentzündung hat mich wieder zurück geworfen, ich war wieder am Anfang, ohne Bewegung, im Internet und Depressiv
meine Rückenschmerzen waren weg bis dieses Jahr im Mai dann waren sie wieder da.
Ich war nie wirklich schlank, als ich 14 war hatte ich schon 57 kilo,aber als ich dann in ein geschlossenes Heim kam fing es an, ich nahm in 3 Jahen 20 Kilo zu, so ging das ca. in 3 Jahresabständen immer weiter. Ich wurde frustrierter und frustrierter
Mein Wunsch? Nicht immer auf den Boden schauen wenn ich schlanke und hübsche Menschen begegne. Mir nicht immer Einbilden (aus schlechten Erfahrungen wird man ein wenig selbst-unsicher) die Leute könnten jetzt anfangen mich zu beleidigen wegen meines Gewichtes.
Ich möchte mir selbst gefallen, ich möchte wieder in den spiegel schauen können ohne mich zu ekeln, ich möchte mich selbst nicht mehr beleidigen in dem ich genau die selben Dinge über mich denke / sage, was die anderen denken und sagen
Ich habe über einen Magenbypass nachgedacht, man nimmt schnell ab, und ich dachte wenn ich erst mal die ersten Kilo so schnell verliere das ich dann schon genug Mut hätte den Rest zu schaffen
ein Trugschluss, denn erst einmal den weg zu gehen um ein Magenbypass zu bekommen selbst in meiner Gewichtsklasse ist nicht einfach und nach diesen fünf tagen jetzt, sag ich auch verschwendete Zeit, denn ich kann diese Zeit nutzen und etwas tun.
Die Angst Dinge nicht zu schaffen ist sehr groß, aber wie Sheba am anfang sagte, ich bin an dem Punkt angelangt wo ich nicht mehr damit leben kann)
Zumindest nicht, wenn ich nicht mein restliches leben in Selbstmitleid versinken möchte.
der einzige der etwas ändern kann bin ich
Ich weiß nicht ob ich das alles durchhalte oder ob ich den erfolg habe den ich mir erhoffe, aber was ich in der PPM lernte sind kleine schritte das Ziel
Egal wie viel ich jetzt abnehmen werde ich kann dies als Erfolg sehen, und wenn ich das tatsächlich werde, werde ich die Kraft erlangen weiter zumachen
Meine Familie unterstützt mich, vielleicht das erste mal, oder ich lasse es das erste mal zu, ich kann es nicht genau sagen, aber diesmal versinke ich nicht in Selbstmitleid und verschließe mich
Ich habe nix zu verlieren, ich kann nur gewinnen und das möchte ich mir jeden Tag sagen.
Ich muss nicht abnehmen, aber ich muß mich wohlfühlen, ich muß glücklich sein.
Und das eine geht nicht mit den anderen.
Denn um Lebensqualität wieder zu erlangen
MÖCHTE ich abnehmen.
Auch wenn ich jetzt noch nicht weiß ob ich es schaffe, ich möchte lernen in dem Hier und Jetzt zu sein, nicht "was ist wenn... ich es nicht schaffe"
so nachdem ich das Gefühl habe einen Roman geschrieben zu haben, was irgendwie aus mir heraus gesprudelt ist, werde ich den Tag beginnen mit voller
Optimismus.
Eine Kleine Beichte, ich habe heute Nacht ca. 100g Camembert und 100g Lyoner genascht
aber dafür habe ich keinen hunger auf Frühstück und werde es zum Frühstück zählen und mit dem mittagessen wie gehabt weitermachen
Danke allen
stephanie