AW: 30 Tage, 30 Nächte
So, jetzt kommt endlich die Bilanz der „30 Tage, 30 Nächte“.
1. Informationen
Das Wichtigste steht zwar alles auch auf der Homepage, ich habe mir dennoch das Buch bestellt „It starts with food“. Darin fand ich alles sehr schlüssig erklärt. Das Buch ist gut verständlich geschrieben, Englisch-Kenntnisse auf normalem Schulniveau reichen aus meiner Sicht aus, das zu verstehen. Einige Fachbegriffe musste ich nachschlagen. Auch braucht man keine besonderen wissenschaftlichen Vorkenntnisse, die Autoren arbeiten mit vielen sehr einfachen Beispielen.
Ich habe ziemlich überstürzt mit whole30 angefangen, grundsätzlich würde ich eher dazu raten, erst mal gründlich zu lesen, dann Mahlzeiten und Rezepte zu planen und dann erst anzufangen. Macht mehr Sinn.
2. Durchführbarkeit
Als „low-carber“ ist man ja gewöhnt, bestimmte Dinge weg zu lassen.
Trotzdem sind ist es ungewohnt, mit so kritischem Blick auf die Lebensmittel einzukaufen. Rezepte gibt es aber jede Menge, mit ein bisschen Planung geht das.
Weidefleisch kriegt man natürlich nicht überall.
Ich habe mehrere Bioläden in der Nähe und eine Neuland-Metzgerei, daher war es kein Problem. Wenn man Wurst/Salami/Schinken ohne Zusätze haben will, ist das aber auch für die Bioläden eine ganz schöne Herausforderung, aber das Verkaufspersonal hat sich immer sehr bemüht, mir zu helfen.
Am einfachsten ist es, wenn man zuhause kocht. Unterwegs Essen gehen ist eine Herausforderung, wenn man „compliant“ bleiben will. Meistens ist es auf Salat mit Tunfisch oder Huhn hinausgelaufen, ohne fertiges Dressing, einfach Essig oder Zitrone und Öl dazu geben lassen.
In den ersten zwei Wochen hatte ich Urlaub, da war es einfach. Mit ein bisschen Planung und Überlegung ging es dann aber auch bei der Arbeit ganz gut. Die Kollegen haben das gar nicht wirklich mitbekommen, die sind daran gewöhnt, dass ich ein bisschen „anders“ esse.
Insgesamt muss aber schon einrechnen, dass man Zeit in das Programm investieren muss.
Am meisten Zeit habe ich in Lesen und Recherchieren investiert, aber auch Einkaufen und Zubereiten der Mahlzeiten kosten ein wenig mehr Zeit. Kann man aber mit Routine bestimmt auch effektiver handhaben.
3. Kosten
Ich habe überwiegend Bio eingekauft, vor allem Fleisch von Weidetieren schlägt gut zu Buche.
Dafür wurde aber so manches auch eingespart – viel weniger Nüsse, Wein. Käse J.
In Summe habe ich kaum mehr gebraucht als vorher.
4. Die Beschränkung auf drei Mahlzeiten hat mir richtig gut getan, wenn ich auch ein bisschen rumprobieren musste, bis das Mittagessen im Büro gehaltvoll genug war, um bis Abends satt zu halten.
Das Zusammenwirken der Hormone (Insulin, Glucagon, Leptin und Cortisol) ist im Buch gut erklärt. Das Gleichgewicht dieser Hormone gelingt durch drei Mahlzeiten am besten.
Für mich der größte Gewinn in den 30 Tagen ist, dass nach ganz kurzer Zeit bereits jegliches Bedürfnis, nach dem Abendessen noch zu snacken, verschwunden war. Wirklich weg! Keine Gier, es war gar nicht mehr nötig, „bewusst“ darauf zu verzichten, ich habe in der Regel gar nicht mehr ans Essen gedacht.
Ich war außerdem früher müde, bin früher ins Bett gegangen, habe (meistens) ziemlich gut geschlafen und war morgens wirklich fit.
Das Ganze funktioniert nur dann gut, wenn man abends nicht zu spät isst.
Für mich ist es eine große Herausforderung, es abends rechtzeitig nach Hause zu schaffen, und dann rechtzeitig genug zu essen. Da arbeite ich intensiv dran, ich muss mich im Job ein bisschen vom Perfektionismus verabschieden und dann konsequent Feierabend machen. Hat in der letzten Zeit meistens geklappt, aber noch nicht immer.
5. Zusatzstoffe
Was mir in Fleisch und Blut übergegangen ist, ist das „read your labels“.
Ich war ja vorher eigentlich durch den Verzicht auf Fertigprodukte schon ganz gut bei dem Thema unterwegs, war aber dann doch schockiert, was sich immer noch so in den Lebensmitteln versteckt. Auch in Bio-Produkten und low carb-tauglichen Produkten.
Diese vielen Zusatzstoffe möchte ich meiner Gesundheit zuliebe nicht mehr haben.
Da werde ich zukünftig weiterhin sehr konsequent sein.
Bei Fleisch bleibe ich bei Weide-Fleisch, nachdem ich mehr darüber erfahren habe, was die Viecher bei der konventionellen Landwirtschaft alles so zu fressen kriegen.
„Du bist, was das, was du isst, isst“.
6. Bei der „Wiedereinführung“ bin ich nicht sehr klug vorgegangen.
Hatte aber auch damit zu tun, dass ich sehr viel Stress hatte, teilweise abends noch gearbeitet habe, dann zweimal eingeladen war usw.
Eigentlich soll man die Lebensmittel, die man wieder essen will, sehr strategisch wiedereinführen und dabei gut beobachten, ob es Probleme gibt.
Getreide und Zucker wird bei mir weiter draußen bleiben, brauche ich nicht.
Erst habe ich Butter und Sahne vermisst, aber im Laufe der Zeit festgestellt, dass Kokosmilch und Kokosöl stattdessen genauso gut sind.
Eigentlich habe ich zum Schluss nur Käse vermisst, den ich auch dann danach gleich wieder probiert habe.
Durch die Einladungen und den Stress habe ich aber auch Rotwein wieder eingeführt und das macht mir echt Probleme. Ich vertrage da nichts mehr, werde hier also zukünftig sehr vorsichtig sein.
Aktuell habe ich Bauchweh und Durchfall und frage mich, ob das nun vom Rotwein kommt oder vom Käse.
Werde erstmal keinen Alkohol mehr trinken und testen, ob ich den Käse vertrage.
7. Wie weiter?
Nächste Woche bin ich mehrere Tage unterwegs, Dienstreise und bei meinen Eltern. Für den Zweck habe ich mir heute einen Kuchen produziert (natürlich ohne Getreide) und Leinsamenknäcke gebacken. Also Nachbauten, die ich zukünftig aber auf solche Gelegenheiten beschränken werde.
Ansonsten habe ich vor, wenn ich im normalen Alltag bin, weitgehend weiter nach den whole30-Regeln zu essen (plus Käse, ggf. auch Butter und Sahne, wenn ich das vertrage). Wenn ich unterwegs bin oder eingeladen bin, esse ich einfach „normal low carb“ und bin bei den Regeln flexibel.
Ich denke, so könnte es sich ganz gut umsetzen lassen.
8. Und zum Schluss - was hat es auf der Waage gebracht?
Die Autoren betonen immer sehr, dass es ihnen um die Gesundheit geht und Abnahme lediglich ein Nebeneffekt sei.
Der Nebeneffekt hat mir ein Minus von 4 Kilo gebracht.
Vor dem Hintergrund, dass ich vorher einen Stillstand von 4 Monaten bei 75 kg hatte, ist das aus meiner Sicht ziemlich gut, vor allem, weil ich vorher ja schon lange konsequent Getreide und Zucker gestrichen hatte. Jemand, der von „high carb“ kommt, wird mit Sicherheit noch viel mehr Gewicht verlieren.
Taille ist minus 4 cm, Hüfte minus 2 cm.
Sehr schön, dass das alles ohne jegliches Kalorien zählen, KH zählen oder abwiegen geklappt hat.
Gesamtfazit
Die 30 Tage haben mir sehr gut getan, auch psychisch.
Ich habe den Eindruck, dass ich ein Stück gelassener geworden bin – im Job brauche ich das dringend!
Außerdem ist es ein gutes Gefühl, wirklich durchgehalten zu haben und auch bei verführerischen Gelegenheiten konsequent geblieben zu sein.
Also von meiner Warte aus:
Empfehlung für whole30 für alle, die was für ihre Gesundheit tun wollen und Lust haben, sich intensiv mit Ernährung auseinanderzusetzen.