Zitate aus einer Ketten – Email namens „An alle schönen Frauen“, die in Schweden Email des Monats geworden ist:
- „Wenn Barbie eine Frau wäre, müsste sie auf allen Vieren kriechen. Mit ihren Proportionen ist es unmöglich, sich aufrecht zu halten“
- „Marilyn Monroe [ 19 – 1963, Anm. d. Autorin ] hatte Größe 42“
- „Die Durchschnittsfrau wiegt ungefähr 66 Kilo“
- „Eine Untersuchung aus dem Jahr 1995 zeigt, dass Frauen sich deprimiert und schuldig fühlen, nachdem sie mind. drei Minuten in einem Frauen-Schönheitsmagazin geblättert haben“
- „Vor 20 Jahren wogen die Models 8 % weniger als die Durchschnittsfrau. Heute wiegen sie 23 % weniger“
Auszüge aus dem Spiegel-Titelbericht „Fresssucht und Schlankheitswahn – Der Unfug der Diät“
Nr. 15 vom 8. April 1985
- „Drei Viertel aller Bundesbürger, etwa 30 Millionen, haben mindestens einmal ihr wirkliches oder nur eingebildetes Übergewicht mit einer Schlankheitsdiät bekämpft“
- „ „Wir Deutschen leben jetzt ein kollektives Diätverhalten“ , erläutert Professor Volker Pudel, Leiter der Arbeitsgruppe Ernährungsforschung der Universität Göttingen. “Es gibt kaum noch Menschen, die so essen, wie sie Appetit haben“ “
- „Woche für Woche nehmen drei Dutzend deutsche Frauenzeitschriften [und das war 1985!, Anm. d. Autorin] – Gesamtauflage: rund 22 Millionen Exemplare – ihre Leserinnen unter Feuer. Im Kielwasser des Flaggschiffs „Brigitte“ kämpfen sie gegen „ihre überflüssigen Fettpolster“ („Für Sie“), gegen „Heißhunger, insbesondere auf Süßes“ („Freundin“). Es gilt die Losung, diesmal von „Petra“: „Diät macht nicht nur schlank, sondern auch schön und sexy.“ Und jedes Mal, wenn die Auflage wackelt, muss schnell eine neue Diät aufs Titelblatt“
- „Vorsichtshalber wird das Attribut „dick“ von niemandem präzise definiert. Auch „Übergewicht“ und „Fettsucht“ wirbeln als große Keulen durch die Gegend. Jede zweite Deutsche fühlt sich schon getroffen, und bei jeder Befragung werden es mehr“
- „Im Vergleich zu 1972 gab es 1984 durchschnittlich sechs Prozent mehr „Schlanke“ und „ausgesprochen Dünne“ bei den Frauen“
- „Doch gänzlich unabhängig von allen medizinischen Erkenntnissen und deren Wandel hat sich die Angst vorm „Dicksein“ als wahnhafte Idee inzwischen selbstständig gemacht. Sie ist das Herzstück einer kollektiven Neurose, die überall dort grassiert, wo Nahrungsmittel im Überfluss für alle (oder doch fast alle) vorhanden sind.
- In den USA und in Westeuropa werden die Schönheitsideale Jahr um Jahr schlanker. Vorbei sind die Zieten der legendären Sophie Loren, Gina Lollobrigida, Brigitte Bardot und Marilyn Monroe. Die Kurven der „Miss America“ werden immer flacher“
- „Nur wer Pech hat, den löst der Schlankheitswahn für immer von der Realität. Zwei gefährliche und schwer therapierbare Krankheiten breiten sich im Gefolge der Zeitströmung vor allem unter Frauen rasch aus: die krankhafte Magersucht (Anorexia nervosa) und kombinierte Heißhunger- und Brechattacken (Bulimie).
Die Häufigkeit der Anorexie hat sich im letzten Jahrzehnt in Deutschland verdreifacht; der
Trend hält an. Jede siebente Pubertierende muss schon als Risikofall betrachtet werden –
Am Ende sind 5 bis 10 % der betroffenen Mädchen gestorben, nur jede dritte gilt als geheilt“
- „Vielfach hatten sich die Betroffenen aus Scham und Selbstverachtung noch niemandem anvertraut, auch nicht den Eltern und den besten Freunden. Auffallend war der hohe Ausbildungsgrad der Erkrankten: Mehr als die Hälfte besaß Abitur oder Hochschulabschluss“
- „ „ Die Ursache dieser Krankheit“, erläutert die amerikanische Ärztin Marlene Boskind-Lodahl, die als eine der ersten die Bulimie beschrieb, „liegt in den gesellschaftlichen Anforderungen, wie eine „schöne“ Frau auszusehen hat“ – schlank, ganz schlank. „Fress- und magersüchtige Frauen haben gleichermaßen Angst zu versagen, von Männern zurückgewiesen zu werden“ Nicht alle. Die feministische Psychotherapeutin Susie Orbach ermuntert zur Offensive: „ Dicksein bedeutet Angriff auf die westlichen Ideale von weiblicher Schönheit, und durch jede „übergewichtige“ Frau werden die Möglichkeiten der Medien unterlaufen, uns zu reinen Objekten zu machen“. “