AW: Skips Pläne....
Hallo Ihr Lieben,
so, die Arbeitswoche ist rum. Gott sei Dank. An Ausruhen ist nicht zu denken, aber das macht nichts.
Komme eben vom Frisör. Jetzt sind die Haare ca 10 cm kürzer und ich bin ganz glücklich über meine frisur.
Sollte eigentlich so ein Helene Fischer Bob werden:rotfl: , raus kam eine Skip-Zupfel-Frisur. Naja, mit Naturhaar (also Welle bis Locke) schaut das nie so schön elegant aus wie aufgedreht und durchgestylt.
Aber mir gefällts
Ich möchte zu dem Thema "Missgeburt" noch was sagen. Vorher aber noch: Ich freu mich, wenn hier Meinungen und Erfahrungen ausgetauscht werden, wenn ich was wissen will oder ein Problem habe mit dem Essen, keine Sorge, dann brüll ich schon so, dass man mich hört. Ansonsten: Tut Euch keinen Zwang an
Meine Geschichte in ein paar Sätzen. Doris kennt sie ja zum Teil schon.
Ich war dick. Sehr, sehr dick. Dabei aber immer beweglich und sportlich. Als ich die Spitze von 160 kg erreicht habe, habe ich beschlossen: Ich nehm ab.
Wenn mal vorhanden, isser groß, der Wille und ich hab innert eines Jahres mein Gewicht auf 80, ein halbes Jahr später auf 60 reduziert.
Dass da im Kopf irgendwas nicht mitgekommen ist, ist klar. Meine ganzen Motivationssprüche: Komm, wenn du mal abgenommen hast und schlank bist, wird alles leichter und besser für dich.....! Alles wird schöner, ...
Tja, mit 60kg war das noch nicht der Fall, eher das Gegenteil. Mir gings körperlich hundsmiserabel, ich wurde depressiv, aber nicht im Sinne von: Ich mach nix mehr und zieh mich zurück, ich wurde so hyperaktiv, dass ich am Sonntag jede einzelne Minute der kommenden Woche verplant habe. Ja nicht zur Ruhe kommen, ja nicht nachdenken. Sport Sport Sport und Hungern!
Warum? Weil ich immernoch die dicke Skip gesehen habe. Ich hab mich als viel zu dick empfunden und auch so gesehen und hab mich immer und immer mehr angetrieben.
Bauchdeckenstraffung, sonstige Hautstraffungen, Sport, Hungern, Depressionen,
Die Beweggründe waren mir damals klar, warum ich das mache. Es waren die ganz klassischen Gründe:
-Schrei nach Aufmerksamkeit
- das Bedürfnis, endlich mal als zartes Hascherl gesehen und so behandelt zu werden (sonst war ich ja immer die sehr bodenständige Skip, die einen breiten Rücken für alles und jeden hatte)
-kompletter Kontrollverlust meines Lebens. Ich hab mich verändert, meine Prio war ABNEHMEN. Mein Freund, meine Freunde, meine Arbeit, einfach alles, ist in den Hintergrund geraten. Aber eines meinte ich im Griff zu haben: meinen Körper.
Sorry, wenn ich jetzt bayerisch werden: nen Sch....dreck hatte ich im Griff.
Und das hab ich nach nun vier Jahren in diesem Karussell dann gemerkt, als mich mein Freund verlassen hat und dieses gesamte Konstrukt, das ich mir aufgebaut habe, zusammengekracht ist.
Ich bin vollends zusammengebrochen. Nicht wegen des Typs, der war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Es war die vollkommende körperliche Erschöpfung.
ein letztes Aufbäumen, tagelang schreiend und weinend im Wald rumgerannt, nur gerannt, gerannt und ich konnte einfach nicht aufhören zu rennen.
Bis dann meine Schwester veranlasst hat, dass ich in ein Krankenhaus, nennen wir es mal Psychiatrie, komme.
Dort haben sie mich erst ruhig gestellt, wollten mich zwingen, starke Hemmer zu nehmen, haben mir nicht erlaubt, die STation zu verlassen und in meiner Krankenakte standen Dinge, die so nicht gestimmt haben (aber das hab ich erst später erfahren)
Meine Zimmernachbarin hab ich nur schlafend kennen gelernt, die ist vollends abgeschossen worden und nach nur drei Stunden habe ich drauf bestanden, entlassen zu werden.
Ich habe als Notfall sofort einen Termin beim Neurologen bekommen, die Entlassungspapiere hatte ich dabei und die Neurologin fragte, ob ich Stimmen hören oder Menschen sehen würde, die nicht da seien, denn gegen dieses Symptome hätten sie mich behandelt.
Es wurde ein kompletter körperlicher und nervlicher Zusammenbruch diagnostiziert. Es hat geheißen, ich muss aufgefangen werden, so bin ich zu meiner Familie heim und dafür bin ich heute noch sehr dankbar.
Ja, ich wurde ruhig gestellt. Weil ich es bis dato nicht geschafft habe, ruhig zu sein. Rennen, rennen und rennen und natürlich Hungern, wenn es sein muss, auch Finger in den Hals.
Es hat lange gedauert, bis ich da wirklich wieder zu mir gefunden habe und diese Ruhe und vor allem der Frieden, den ich mit meinem Körper geschlossen habe, auch diese unendliche Dankbarkeit ihm gegenüber, sind ein sehr wichtiges Gefühl und auch der wirklich einzige Grund, warum ich hier bin. Wer einmal solche Höllenphasen durchgemacht hat und aus so einem Teufelskreis wieder rausgekommen ist, weiß wie wichtig das ist.
Ich wiege keine 55 kg mehr
aber auch keine 160. Mit einer Größe von 1,80 m, denke ich, liege ich zw. 94 u 100 kg.
Ich mache täglich Sport, aber nicht mehr, um mich auf Biegen und Brechen zu verbiegen oder zu verändern, sondern, weil es mir unbandig gut tut, eine vitalen und - hoffentlich -gesunden Körper zu spüren.
Ein Mensch wird nicht umsonst 160 kg schwer. Da steckt eine Störung dahinter, die sich oft noch bemerkbar macht und man braucht wirklich viel Disziplin, sich nicht der Maßlosigkeit hinzugeben.
Auf der anderen Seite benötigt man aber ganz genauso viel Kraft, auch nicht wieder ins Gegenteil zu schwappen und den Hungermodus zu fahren. Der hat auch ein Suchtpotenzial, das nicht zu unterschätzen ist.
Also, ich war hier und ich war dort und ich kenne viele Beweggründe und Gefühle beider Seiten.
Nur: Bei dem Wort Missgeburt sind bei mir die Lichter ausgegangen.
So, und Ihr schreibt was von langen Beiträgen
:shock: :rotfl: