Ja, aber liegt das nicht auch daran, wie man es beigebracht bekommen hat? Ich für meinen Teil bin schlichtweg zu eitel für meine Figur. Wäre es jetzt okay für mich, wie ich bin, dann würde ich im Leben kein Buch anfassen, wo etwas über meine Verdauung drin steht - läuft doch. Wenn ich jetzt Fahrrad fahre, dann setze ich mich auch nicht mit dem Gelenkmechanismus auseinander. Ich fahre Fahrrad, so wie immer schon.
Außerdem ist es ja nicht so, wie beim Rauchen, dass man sich vor etwas verschließt. Sondern die Informationen, die wir bekommen, suggerieren einfach etwas anderes. Und wenn da eine Deutsche Gesellschaft ist, die etwas festlegt, dann hinterfragen es die wenigsten. Vor allem, weil die ja nicht sagen "Alles ist toll", sondern sie nennen einen Übeltäter (Fett, Süßes, Fast Food).
Die Leute, die es wissen sollten, vermitteln auch nicht unbedingt, dass man sich bis ins Detail mit sich und seinem Körper auseinandersetzen muss. Beim Diabetologen, bei dem ich aufgrund der Gestationsdiabetes war, musste ich feststellen, dass die Ärztin fast vom Stuhl flog, als ich gefragt habe, ob ich die Kohlenhydrate aus Käse mit zählen soll. Sie sagte mir, dass sie überrascht ist, dass ich mich so gut auskenne. Vermittelte mir aber gleich, dass ich das beachten kann, es im Allgemeinen aber nicht erwähnt wird, weil es die Leute schlicht weg überfordern würde (gerade im Bezug auf Diabetes 2). Alles was mit Ernährung zu tun hat und der Bevölkerung vermittelt wird, ist zum Großteil mit Wirtschaft finanziert. Es geht ums Verkaufen von Lebensmitteln, Diätformen, dazugehörige Produkte, aber auch Sportgeräte, usw. Und kaum einer nimmt an, dass er absichtlich in die Irre geführt wird, weil es um das höchste Gut, nämlich die Gesundheit geht.
Es ist also meiner Meinung nach kein Verschließen vor der Wahrheit, sondern eine falsche Wahrheit, an die geglaubt wird. Bei uns werden immer mehr Sportplätze geschlossen, Wege mit Reitverbot beschildert, es gibt kaum Strecken, die Eben sind und mit Skates gut zu belaufen, Sportvereine nehmen teilweise heftige Mitgliedsgelder, die Infrastrucktur dagegen immer weiter ausgebaut, so dass man schnellst möglich bequem von A nach B kommt. Spielplätze werden nur bedingt gepflegt, teilweise sind sie schrottreif, die Anlagen drum rum nur sporadisch in Schuss gehalten. Der Arbeitsmarkt zwingt viele zu einem weiteren Arbeitsweg, der nur motorisiert zu erreichen ist und selbst ohne öffentliche Verkehrsmittel enorm Zeit in Anspruch nimmt.
Das ist einfach der Zahn der Zeit, der dazu führt, dass immer mehr Leute träge werden und das falsche gegessen wird. Auf jedem zweiten Produkt ist ein Gütesiegel drauf bzw. ein Stempel für geprüfte Ware. Es wird bewusst getäuscht um Qualität (Geschmack, Preisleistungsverhältnis und gesundheitlicher Aspekt) zu suggerieren. Während die Lebensunterhaltungskosten immer mehr steigern, werden die Lebensmittel immer billiger (auch wenn es allgemein nach oben geht, gab es früher sicher nicht so viele Discountprodukte). Teilweise sind die Leute gezwungen darauf zurück zu greifen, wo auch an jeder Ecke angepriesen wird, dass die Qualität nicht zu leiden hat. Das mag teils stimmen, ist aber nicht immer so, wird aber auf alles übertragen. Eine Paprika kostet 4,99 Euro Kilopreis, eine Tüte Chips bekommt man ab 0,49 Euro. Die Chips werden schon gut sein, auch wenn sie günstiger sind, als das Markenprodukt, wo nur eine andere Tüte drum ist. Den Vergleich zwischen frischem Gemüse und Knabberein sehen viele gar nicht.
Ich finde es aber zu einfach zu sagen, dass es an der Informationsignoranz liegt, nur weil ich selber versuche meinen Körper zu verstehen. Und ich finde man muss ganz klar differenzieren, zwischen wirklicher Ignoranz derer, denen es (noch) gut geht und denen, die einer Sucht/Krankheit verfallen sind und deswegen zu schwer wieder aus ihrer Misäre finden (egal ob Rauchen, Essen oder ähnliches)