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Well-Formulated Ketogenetic Diet

Von SonjaLena gepostet:

Fiber and Colon Health On A Well-Formulated Ketogenic Diet: New Insights Question Its Role As An Unconditional Requirement

Where does fiber fit into a well-formulated ketogenic diet? Virta experts break down the science and the answer may surprise you.
www.virtahealth.com
www.virtahealth.com
https://www.virtahealth.com/blog/well-formulated-ketogenic-diet
https://www.virtahealth.com/blog/how-much-protein-on-keto we have performed a number of studies indicating that most healthy humans maintain lean body mass and function during a ketogenic diet providing between 1.5 and 1.75 grams of protein per kg of ‘reference body weight’* (Phinney 1983, Davis 1990). Furthermore, there are no convincing human studies showing any benefit from dietary protein above 2.0 g/kg reference weight for adults following a ketogenic diet; and any potential benefit from a higher protein intake must be weighed against the reduction in blood ketone levels caused by excess dietary protein (more on this later in this piece).

The exception would be if blood ketones remain low (i.e., below 0.5 mM) despite tight carbohydrate restriction, in which case reducing protein from the 2.0 to 1.5 g/kg or even to 1.2 g/kg reference weight range might be reasonable.

But in no case should dietary protein intake be reduced below 1.2 g/kg in the context of a well-formulated ketogenic diet. This range; 1.2 g/kg at the low end and 2.0 g/kg at the upper end, with a 1.5 g/kg mid-range moderate intake target,


Why are our recommended protein intakes above the RDA of 0.8 g/kg-day?​

The Recommended Dietary Allowance (RDA) for protein is defined by an expert committee as the average daily level of intake sufficient to meet the nutrient requirements of nearly all healthy people (NIH). This value for healthy adults who are maintaining at a stable weight is 0.8 grams of protein per kg daily. But it has been noted that this does not take into account illness, calorie restriction, stress, aging, or the minority who need more protein (Wolfe 2017), indicating the need for protein similar to our recommendations. This new perspective in combination with our research indicates that a somewhat higher range covers pretty much all of these added needs when people are following a well-formulated ketogenic diet. In addition, this range is well within the routine intakes of people in the developed world, and thus does not represent a high protein intake in any sense of the word.

A good rule of thumb is about ½ tsp of salt 30 minutes prior to exercise and if exercise is performed at a relatively-high intensity in a hot environment, an additional ½ tsp of salt each hour may be warranted.

Consuming the recommended amounts of these electrolytes on daily basis (Na+ 3-5 g and K+ 3-4 g per day) will help support overall health as well as the success and sustainability of nutritional ketosis, regardless of your goals.

For this reason, we recommend incorporating real foods into a WFKD providing 3-4 grams per day of potassium.
 
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Harnsäure, Purine, Gicht
Sonst halte ich nicht viel von dieser Seite, dieser Artikel scheint mir aber fundiert zu sein:
https://www.zentrum-der-gesundheit....knochen-gelenke/rheuma-uebersicht/harnsaeure#
Süßlupinen
Ich bezweifle, dass sie wirklich keine Purine enthalten, sie bestehen aus Zellen, also enthalten sie Zellkerne mit Nucleinsäuren und damit auch Purine.
https://eatsmarter.de/lexikon/warenkunde/lupinen-0
"Die Samen enthalten als einzige Eiweißlieferanten keine Purine – das ist günstig für alle mit hohem Harnsäurespiegel beziehungsweise Gicht-Anfälligkeit. Anders als andere Hülsenfrüchte sind Lupinen außerdem praktisch frei von blähenden Stoffen, was sie für Menschen mit empfindlichem Magen und Darm gut verträglich macht."
Kalorien 356; Eiweiß 43 g; Fett 8,7 g; Kohlenhydrate 13 g; Ballaststoffe 27 g
 
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Fleischreifung

Darüber habe ich mir noch nie Gedanken gemacht.
Keine Ahnung, wie man als Verbraucher feststellen kann, ob man ein gutes
Stück Fleisch bekommt.
Nur wenn es in der Pfanne zu einer Schuhsohle wird, weiß man, dass
man reingefallen ist.


https://www.ufarevue.ch/nutztiere/rindviehmast

https://www.spektrum.de/lexikon/ernaehrung/fleischreifung/3072

Transport und Fleischqualität​

Ein schonender Transport ist nicht nur aus Tierschutzgründen, sondern auch aus wirtschaftlichen Betrachtungen unerlässlich; denn Stress führt zu mangelhafter Fleischqualität.
Ist das Rind vor der Schlachtung großem Stress ausgesetzt, kann sich das Fleisch verändern. Stresshormone verursachen einen hohen Glykogenverbrauch in der Muskulatur (Glykogen = Speicherform von Kohlenhydraten). Es steht dann nach der Schlachtung nicht mehr für die Fleischreifung zur Verfügung: denn das Glykogen wird zu Milchsäure abgebaut, die das Fleisch zart macht.

So kann es zu dem wichtigsten Qualitätsmangel beim Rindfleisch, dem DFD-Fleisch kommen (engl.: dark, firm, dry – dunkel, fest, trocken), auch Dark Cutting Beef genannt.
 
Autophagie
https://www.biophys.mpg.de/2746239/autophagie-pia-erdbruegger

Jung und schön – dank Autophagie?​

Ein Beitrag von Pia Erdbrügger

15. MÄRZ 2023
Forschung
Wir sind um eine genderneutrale Sprache bemüht und haben unsere Formulierungen bestmöglich neutral gewählt. Wo dies nicht möglich war, bezieht sich die gewählte männliche Form immer zugleich auf alle Geschlechter.

Besonders jetzt zur christlichen Fastenzeit schwirren im Netz unzählige Artikel umher, die über die wohltuenden Effekte des Fastens berichten. Reißerische Überschriften versprechen: „Fasten ist eine kostenlose Verjüngungskur“ oder „Je länger du Fasten durchhältst, desto besser sind die Anti-Aging-Effekte“. Ob Intervall-, Basen- oder Heilfasten, im Kern geht es immer darum, freiwillig für einen Zeitraum X komplett oder selektiv auf Nahrung zu verzichten. Fasten ist aber keineswegs eine neumodische Erfindung: Seit Anbeginn der Menschheitsgeschichte wird in fast allen Kulturen gefastet und bis heute ist der Nahrungsverzicht ein fester Bestandteil religiöser Praxis. Heutzutage wird dieser Verzicht aber immer häufiger auch zum Lifestyle-Statussymbol. Fastenkuren sind trendy und immer neue Methoden lassen das persönliche Selfcare-Programm regelrecht zum Erlebnis werden. Der allgemeine Grundsatz: Fasten ist gesund! Und bei der Frage nach dem Warum gibt es seit dem Nobelpreis für Medizin 2016 einen neuen Star am Fasten-Himmel: die Autophagie.

Unzählige Artikel, Bücher, Videos und Produktbeschreibungen schwören auf die Health Benefits des wortwörtlich übersetzten „Selbst-Essens“ (griechisch: Auto- „selbst“; -phagie „essen“). Was genau Autophagie aber ist und wie sie funktioniert, bleibt oft nebensächlich. Dabei ist es ein spannender und faszinierender Prozess, den unsere Körperzellen durchführen. Durch Autophagie entsorgen und recyclen sie nämlich ihren Müll. Beschädigte, überschüssige oder schädliche Zellbestandteile werden in einer Doppelmembranstruktur, dem so genannten Autophagosom, eingeschlossen. Wie die Müllabfuhr transportiert dieses Autophagosom den Abfall zur zellulären Recycling-Anlage, dem Lysosom. Dieses verdaut die Zelltrümmer, damit sie von der Zelle wiederverwendet werden können. Aber was hat all das nun letztendlich mit dem Fasten zu tun?
Das World Wide Web preist die Autophagie als Fat-Burner, als Jungbrunnen und als Glow Booster für die Haut. „Mit Autophagie kannst du abnehmen und kriegst sogar noch tolle Haut“, liest man da. Oder, dass Autophagie „ein hochwirksamer Anti-Aging-Prozess, den der Organismus von innen, ohne viel Zutun und ganz wie von selbst anregt“ sei – eben eine Allzweckwaffe gegen alles, was den gesundheitsbewussten und nach ewiger Jugend und Schönheit strebenden Menschen von heute so plagt. Und was muss man tun, damit die eigenen Zellen Autophagie betreiben?

Auch hierfür gibt es ein ganzes Sortiment an Empfehlungen. Mensch kann sich zum Beispiel einen leckeren Autophagie-Tee kochen, auf Autophagie-aktivierende Superfoods und Workouts schwören oder eben Fasten. Dabei gibt es viele widersprüchliche Informationen im Netz. Laut manchen Quellen reicht ein 30-minütiges HIT-Workout (hochintensives Intervalltraining), laut anderen müssen es mindestens 16 Stunden striktes Fasten sein, damit die Zellen in Autophagie-Laune geraten. Aber was sagt nun die Wissenschaft dazu? Was ist der genaue Zusammenhang zwischen Fasten und Autophagie? Die kurze Antwort lautet: Wir wissen es nicht. Als Forscherin finde ich aber die Frage, was der Verzicht auf Nahrung eigentlich auf zellulärer Ebene mit unserem Körper macht, sehr spannend. Mich interessiert: Welche Synergien gibt es zwischen Autophagie, Alterung und Erkrankungen?

Je nachdem, wen man fragt, hat die Wissenschaft vielleicht 10–20 % verstanden von allem, was es dazu zu wissen gibt. Gleichzeitig würde es den Rahmen dieses Artikels mehr als sprengen, wenn ich hier alles zusammenfasse, was wir in den letzten Jahren herausgefunden haben. Trotzdem möchte ich versuchen, einige Kernfragen zu beantworten, die euch Lesern helfen können, die Flut an Informationen, die uns zu diesem Thema erreicht, besser zu überblicken.

1. Welche Auswirkungen hat das Fasten auf den Alterungsprozess?​

Bevor wir uns Überlegungen widmen, wie der Mensch den Alterungsprozess verlangsamen oder sogar stoppen kann, sollten wir erst einmal folgende Frage klären: Warum altern wir? Obwohl die Antwort auf diese Frage unendlich komplex ist, lässt sich die Alterung vereinfacht durch Fehlfunktionen zellulärer Prozesse auf zwei Ebenen erklären:

Zum einen betrachten wir die Ebene der Genetik: Unser Erbgut in Form von DNA erleidet jeden Tag hunderttausend Schäden pro Zelle. Diese Schäden treten zum Beispiel in Form von spontanen Mutationen auf und sind ein nicht zu verhindernder Teil des Lebens. Um zu überleben, ist unser Körper darauf angewiesen, diese Schäden zu identifizieren und zu reparieren. Bei ca. 100 Billionen Zellen im menschlichen Körper ist also ganz schön was zu tun und da passieren natürlich auch Fehler. Einige Schäden übersieht unser Körper ganz einfach und mit den Lebensjahren sammeln sich mehr und mehr dieser Versäumnisse an. Denn im Alter werden wir schlichtweg schlechter darin, neue Schäden zu reparieren.

Die zweite Ebene ist die der Epigenetik: Bei der Epigenetik geht es um die Aktivität von Genen, also den Abschnitten der DNA, die die Informationen für die Herstellung von Proteinen tragen. Proteine sind die Bausteine unserer Zellen, daher muss der Körper genaustens regulieren, welche Gene aktiv sind und welche gehemmt werden. Im Alter wird der Körper schlechter darin, die Aktivität seiner Gene zu regulieren. Suboptimale Gen-modifikationen, chronische Defizite und Co. sammeln sich an und durch eine Kaskade aus sich anhäufenden Problemen, können letztlich Krankheiten entstehen. Bei jungen Menschen sind zum Beispiel die Gene für Zellwachstum sehr aktiv, logisch, da sie sich noch in der Entwicklung befinden. Im Alter muss der Körper diese Zellwachstumsgene runterregulieren. Gelingt dies nicht, kann das zu unkontrolliertem Wachstum und in der Folge zu Krebs führen.

2. Was hat Autophagie mit diesen Prozessen zu tun?​

Autophagie ist sowohl ein Stoffwechselprozess als auch ein Mechanismus für die Qualitätskontrolle. Die Zelle kurbelt die Autophagie beispielsweise an, wenn ein bestimmtes Stoffwechselprodukt in zu großer Menge vorhanden ist oder ein Zellbestandteil kaputt gegangen ist – eben wie die Müllabfuhr, die in der Zelle aufräumt. Dies ist notwendig, um das zelluläre Gleichgewicht aufrechtzuerhalten. Die abgebauten Stoffe können recycelt werden, sodass die Zelle altes oder überschüssiges Material loswird und genügend Bausteine für neues hat.

Es gibt verschiedene Arten von Autophagie: Manchmal benötigt die Zelle Energie und verfeuert daher eine große Menge an Material durch planlosen Abbau. Manchmal werden aber auch hochselektiv ganz bestimmte Komponenten ausgewählt, weil diese zum Beispiel gefährlich oder toxisch für die Zelle sind.

Wie gezielt der Mensch nun durch bestimmtes Handeln die Autophagie beeinflussen kann und ob das wiederum gesund ist, ist aufgrund der aktuellen Datenlage schwer einzuschätzen.
Im Allgemeinen lässt sich jedoch sagen, dass unsere Verhaltensweisen durchaus Konsequenzen für unseren Alterungsprozess haben. Denn unsere Epigenetik wird nicht nur durch angeborene Gegebenheiten, sondern auch durch Umweltfaktoren bestimmt. Ernährung oder Stress spiegeln sich zum Beispiel epigenetisch wider und beeinflussen, wie lange unser Körper erfolgreich den oben beschriebenen Einbußen entgegenwirken kann. Durch einen gesunden Lebensstil haben wir also tatsächlich die Möglichkeit, für die Regulierung unserer Gene etwas Gutes zu tun. Noch gilt aber auch: Trotz Allem ist Altern unumgänglich.

3. Ist Fasten denn nun gesund?​

Wir wissen mittlerweile aus einigen Tierstudien, dass eine reduzierte Kalorienmenge von 20–40% positive Effekte auf den Metabolismus hat, entzündungshemmend wirkt und die Lebensdauer verlängern kann. In Bezug auf den Menschen ist die Datenlage leider noch viel unklarer. Zunächst können wir aber dennoch annehmen, dass Fasten für den Menschen durchaus gesund sein kann. Denn die Grundannahme, dass der Körper beim Fasten in einen Modus des Energiesparens und Reparierens schaltet, ist korrekt. Aufgrund des Nährstoffmangels erschöpft der Körper seine Kohlenhydratvorräte und beginnt Fett zu verbrennen, um an Energie zu kommen. Die Aktivität von Prozessen wie der Autophagie wird gesteigert. Die Insulinresistenz nimmt ab, das beugt Diabetes mellitus vor – soweit die Theorie.

In der Praxis gilt es jedoch immer, auch die potenziellen individuellen Risiken zu bedenken. Dazu zählen beispielweise Vorbelastungen wie Unterernährung, Muskelschwund, zu niedriger Blutzuckergehalt, Kreislauf- und Magen-Darm-Probleme. Wenn ich meinen Körper extrem stresse, aktiviert das zwar die Autophagie, jedoch nur, um mit den stressbedingten Veränderungen und Schäden umzugehen. Darüber hinaus kann Fasten negativ mit Ess-Störungen korrelieren. Weiterhin kann eine zu geringe Kalorienzufuhr zu hormoneller Unausgewogenheit führen – vor allem für menstruierende Menschen ein potentielles Gesundheitsrisiko. Hier kann man also im schlimmsten Fall mehr Schaden anrichten als Gutes tun. Auch die Tiere, die durch Kalorienrestriktion länger lebten, hatten Probleme, zum Beispiel weniger Fortpflanzungs-Erfolge. Beim Fasten geht es nicht ums Hungern. Es geht darum, sich die biologische Fähigkeit, den Bedarf an Nährstoffen ohne gesundheitliche Nachteile aus körpereigenen Reserven zu decken, sinnvoll zunutze zu machen. Am besten sollte man seine Pläne immer zuerst mit dem Hausarzt abklären, wenn man fasten möchte. Auch im Netz gibt es seriöse Quellen mit vielen Informationen zu den Leitlinien für gesundes Fasten und zu aktuellen Studien, zum Beispiel die Website der Ärztegesellschaft Heilfasten & Ernährung e. V..
 
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Autophagie

4. Wie unterscheide ich seriöse Gesundheits-Tipps von fragwürdigen Ratgebern?​

Bei der Beurteilung von Quellen ist ein wichtiger Anhaltspunkt: Seriöse Forschung hat nicht das Ziel, das Altern oder altersbedingte körperliche Veränderungen abzuschaffen. Forschung will erst einmal nur verstehen. Eine Studie zu der Frage „Macht Fasten glattere Haut?“, die dann zu dem Schluss kommt „Ja“, stellt also eine recht unwissenschaftliche Frage. Natürlich gibt es aber auch gute angewandte Wissenschaft, die lösungsorientierte Ansätze verfolgt. Vertrauenswürdige Forschung lässt sich vor allem daran erkennen, dass sie in einem sogenannten „Peer-Review“ Verfahren begutachtet wurde. Das bedeutet, dass sich außer den Autoren der Studie selbst auch andere Experten aus dem Feld die Forschungsergebnisse im Detail angesehen haben. Diese Experten haben vor der Veröffentlichung Methodenwahl, Studiendurchführung, Zuverlässigkeit der Daten und Aussagekraft der Ergebnisse beurteilt. Gute Wissenschaft hat außerdem immer den Anspruch, so transparent wie möglich und ergebnisoffen zu sein, das heißt die Forschenden versuchen die experimentellen Daten ohne vorgefertigte Meinung auszuwerten.



Hier möchte ich nun auch noch einmal auf meine eigene Forschung zurückkommen. In unserer Forschungsgruppe, geleitet von Dr. Florian Wilfling, am Max-Planck-Institut für Biophysik, stellen wir uns zum Beispiel die Frage, wie die Auswahl von Zellkomponenten für die Autophagie erfolgt. Wir wollen verstehen, wie die Fracht der Müllabfuhr, des Autophagosoms, unter verschiedenen Bedingungen zusammengesetzt ist, und erforschen, wie der Prozess der Entstehung dieses Autophagosoms und des Einpackens der Fracht räumlich verwirklicht wird. Dass diese Forschung hochrelevant ist, zeigt ihre kürzliche Auszeichnung durch den Europäischen Forschungsrat, der gleichzeitig auch eine Art „Peer-Review“-Verfahren ist. Diese renommierte Forschungsförderung zu erhalten, war für uns ein großer Erfolg. An dieser Stelle herzlichen Glückwunsch an unseren Forschungsgruppenleiter Dr. Florian Wilfling!

Zu den Themen Gesundheit und Altern lässt sich zusammenfassend sagen: Es gibt kein Allheilmittel. Wer 51 Wochen im Jahr ungesund lebt, wird mit einer Woche Heilfasten auch nichts mehr verändern. Kein Superfood der Welt kann eine ansonsten einseitige Ernährung ausgleichen. Es mag eine alte Leier sein, aber die Mischung aus ausgewogener Ernährung, aktivem Lebensstil, genügend Schlaf, Verzicht auf das Rauchen und auf übermäßigen Alkoholkonsum sowie wenig Stress lässt sich nach aktuellem Wissensstand nicht umgehen, wenn man die eigene Gesundheit fördern möchte. Daher heißt es: Obacht, wenn Produkte oder Diäten etwas anderes versprechen! Abschließend bleibt nur noch zu sagen: Gesundheit ist nur eine Dimension in unserem so wunderbar vielschichtigen Leben. Keine Trends und kein Bedürfnis nach Selbst-Optimierung sollten uns daran hindern, das Leben zu genießen. Bitte gebt auf euch acht und vergesst nicht, dankbar zu sein für das, was euer Körper euch alles ermöglicht.
 
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Neue ESC-Leitlinie Hypertonie: Strenger und pragmatisch


ESC-Kongress 2024 | ESC-Guidelines: In der neuen europäischen Leitlinie Hypertonie wurde erstmals ein niedrigerer Zielwert von 120-129 mmHg und die Kategorie erhöhter Blutdruck eingeführt. Die beiden Vorsitzenden der Leitlinien-Taskforce Bill McEvoy (Galway, Irland) und Rhian Touyz (Montreal, Kanada) stellten die Neuerungen auf dem ESC-Kongress in London vor.

Prof. Marcel Halbach kommentiert.
Von:
Dr. Heidi Schörken
HERZMEDIZIN-Redaktion

Prof. Marcel Halbach
Herzzentrum der Universität zu Köln

15.10.2024

Bildquelle (Bild oben): Hodoimg / Shutterstock.com

Risiko-Abschätzung bei erhöhtem Blutdruck​


Die neu eingeführte Kategorie erhöhter Blutdruck ist definiert als Blutdruck von 120-139/70-89 mmHg. Durch diese Neuerung sollen mehr Menschen mit einem erhöhten Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall erkannt werden. Die Definition von Hypertonie bleibt dagegen weiterhin bestehen ab einem Blutdruck ≥ 140/90 mmHg.

Bei Hypertonie soll die medikamentöse Therapie sofort eingeleitet werden, wohingegen beim erhöhten Blutdruck eine Risiko-Abschätzung in 4 Schritten für die Therapieentscheidung empfohlen wird:

  • Schritt 1: Liegen Risiko-erhöhende Krankheiten vor?
    Bei Krankheiten mit hohem kardiovaskulärem Risiko, wie moderate bis schwere Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes mellitus bei über 60-jährigen bzw. mit Endorganschäden oder familiäre Hypercholesterinämie, sollen zunächst nicht-medikamentöse Maßnahmen über 3 Monate erfolgen. Reichen diese Maßnahmen nicht aus, so wird bei einem Blutdruck >130/80 mmHg die Einleitung einer Pharmakotherapie empfohlen.
  • Schritt 2: Wie hoch ist das 10-Jahresrisiko?
    Liegen keine Risiko-erhöhenden Krankheiten vor, so wird das 10-Jahresrisiko abgeschätzt mit Hilfe der Risikovorhersagemodelle SCORE2 (Alter 40-69 Jahre) oder SCORE-OP (Alter ≥ 70 Jahre). Bei einem geringen Risiko < 5 % werden nicht-medikamentöse Maßnahmen empfohlen, während bei einem Risiko ≥ 10 % eine Pharmakotherapie eingeleitet werden soll. Bei einem Risiko zwischen 5-10 % sind weitere modifizierende Risikofaktoren zu berücksichtigen.
  • Schritt 3: Liegen modifizierende Risikofaktoren vor?
    Zu den modifizierenden geschlechtsunabhängigen Risikofaktoren gehören z.B. Hochrisiko-Ethnien, Autoimmunerkrankungen oder HIV. Darüber hinaus gibt es einige Risikofaktoren bei Frauen (z.B. wiederholte Frühgeburten, vorherige Schwangerschaftshypertonie oder -Diabetes), die für eine medikamentöse Therapie bei Personen mit einem mittleren Risiko zwischen 5-10 % sprechen.
  • Schritt 4: Sind weitere Untersuchungen notwendig?
    Bei Unklarheit oder in speziellen Fällen kann es sinnvoll sein, weitere Untersuchungen und Scores in die Therapieentscheidung miteinzubeziehen, wie u.a. der koronare Verkalkungsgrad (CAC-Score) oder Messungen der arteriellen Gefäßsteifigkeit.m mittleren Risiko zwischen 5-10 % sprechen.

Neuer Zielblutdruck 120-129 mmHg


Der neue Zielwert von 120-129 mmHg für den systolischen Blutdruck soll bei (fast) allen Personen innerhalb von 3 Monaten mit nicht-medikamentösen oder medikamentösen Maßnahmen erreicht werden. Kann der Zielwert nicht erreicht werden, gilt das pragmatische ALARA-Prinzip (As Low As Reasonably Achievable): Der Blutdruck soll so niedrig wie vernünftig erreichbar eingestellt werden.
Die Pharmakotherapie wird mit einer niedrig-dosierten Zweier-Kombination begonnen (ACE-Hemmer oder Angiotensin-Rezeptor-Blocker und/oder Calciumkanalblocker und/oder Diuretikum). Zur Intensivierung wird die Therapie mit einer niedrig-dosierten Triple-Kombination fortgesetzt, die bei Bedarf aufdosiert werden kann. Betablocker können zu jedem Zeitpunkt ergänzt werden, falls eine entsprechende Indikation vorliegt, wie Angina pectoris, Herzinfarkt, systolische Herzinsuffizienz oder Kontrolle der Herzfrequenz.
Bei gebrechlichen oder älteren Personen (≥ 85 Jahre), orthostatischer Hypotonie oder Lebenserwartung < 3 Jahren wird eine initiale Monotherapie empfohlen sowie ein großzügigerer Zielblutdruck von ≤ 140/90 mmHg.

Resistente Hypertonie: MRA, Betablocker und renale Denervierung​


Falls eine resistente Hypertonie vorliegt, d.h. der Zielblutdruck kann trotz aufdosierter Triple-Therapie nach 3 Monaten nicht erreicht werden, sollen die Mineralokortikoid-Rezeptorantagonisten (MRA) Spironolacton als 1. Wahl oder Eplerenon als 2. Wahl in Betracht gezogen werden. Bei unzureichender Wirksamkeit oder mangelnder Verträglichkeit der MRA kommen Betablocker in Frage, falls diese nicht ohnehin bereits indiziert sind.

Neu ist die Empfehlung der renalen Denervierung bei resistenter Hypertonie, die allerdings nur in erfahrenen Zentren mit hohen Fallzahlen durchgeführt werden soll. Die renale Denervierung wird bei Personen mit resistenter Hypertonie empfohlen, deren Blutdruck trotz Triple-Kombination unkontrolliert ist und die sich nach gemeinsamer Nutzen-Risiko-Diskussion und multidisziplinären Bewertung für eine renale Denervierung aussprechen.

Konkrete Empfehlungen zum Lebensstil​


Die neue ESC-Leitlinie unterstreicht den Stellenwert von Lebensstiländerungen und gibt dazu mehrere konkrete Empfehlungen, wie mindestens 150 Minuten Sport pro Woche, Umstellung auf mediterrane Ernährung oder DASH-Diät sowie das Erreichen eines gesunden und stabilen BMI von 20-25 kg/m2. Die Aufnahme von Natrium soll auf 2 g täglich begrenzt werden. Neu ist die Empfehlung für Personen ohne CKD, die tägliche Kaliumzufuhr um 0,5-1,0 g zu erhöhen, entweder durch Substitution von Kochsalz gegen kaliumangereichertes Salz (75 % Natriumchlorid und 25 % Kaliumchlorid) oder durch eine Obst- und Gemüse-reiche Kost. Weiterhin soll die Menge an Alkohol auf maximal 100 g/Woche beschränkt und auf Rauchen gänzlich verzichtet werden.

Fazit: Strenger und pragmatisch​


Der strengere Zielblutdruck und die neue Kategorie erhöhter Blutdruck basieren auf aktuellen Studiendaten, die zeigten, dass eine intensivere Blutdrucksenkung kardiovaskuläre Outcomes deutlich reduzieren kann. Die neue Vorgabe liegt unter dem Zielblutdruck der NVL Hypertonie von 2023. Pragmatisch sind die Empfehlungen eines großzügigeren Zielblutdrucks bei Älteren oder Gebrechlichen sowie das ALARA-Prinzip, falls der Zielblutdruck auf vernünftigem Wege nicht zu erreichen ist. Neu ist auch, dass die renale Denervierung bei resistenter Hypertonie in Erwägung gezogen werden kann. Schließlich werden Lebensstiländerungen durch konkrete Hinweise wesentlich stärker betont.

Expertenkommentar von Prof. Marcel Halbach​


Die Ende August veröffentlichten Leitlinien zur arteriellen Hypertonie wurden erstmals von der ESC ohne Beteiligung der European Society of Hypertension (ESH) zusammengestellt, letztere hatte ein Jahr zuvor eigene Leitlinien veröffentlicht. Damit existieren mittlerweile zusammen mit der 2023 erstmals erstellten nationalen Versorgungsleitlinie 3 Leitlinien, die nicht in allen Empfehlungen identisch sind.

Ein zentraler Unterschied betrifft den Zielblutdruck, der mit <130/80 mmHg gemäß ESC für den Großteil der Patientinnen und Patienten ambitionierter ist als in den konkurrierenden Leitlinien - dort wird dieses Ziel zwar auch vor allem für Jüngere empfohlen, für Ältere werden aber höhere Blutdruckziele verfolgt. In Anbetracht mehrerer randomisierter Studien, die auch ältere Patientinnen und Patienten eingeschlossen haben und eine Reduktion harter Endpunkte belegen konnten, halte ich das neue, niedrigere Blutdruckziel für sehr gerechtfertigt. In der Leitlinie wird betont, dass dies eine gute Verträglichkeit der Medikation voraussetzt, was für die Praxis sicherlich eine wichtige Ergänzung der Empfehlung darstellt. Anzumerken ist, dass schon jetzt weniger als die Hälfte der Patientinnen und Patienten unter Therapie einen Blutdruck < 140/90 mmHg erreicht, sodass fraglich ist, wie oft das noch ambitioniertere Blutdruckziel erreicht werden kann.

Durch die neue Kategorie „erhöhter Blutdruck“ und die IA-Empfehlung zur pharmakologischen Therapie ab einem Blutdruck von 130/80 mmHg bei sehr hohem kardiovaskulären Risiko wird die antihypertensive Therapie bei formal noch nicht bestehender arterieller Hypertonie gestärkt, wobei diese Strategie mit schwächerem Empfehlungsgrad auch in den Leitlinien von 2018 enthalten war, und von der ESH zumindest bei koronarer Herzkrankheit ebenfalls empfohlen wird. Die ESC-Empfehlung wird durch 2 große Metaanalysen gestützt und unterstreicht im Einklang mit dem neuen Zielblutdruck nochmals, dass auch im zuvor „hochnormal“ genannten Blutdruckbereich von 130-140 mmHg ein kardiovaskulärer Benefit durch eine verschärfte Einstellung zu erzielen ist.

Neu ist auch, dass einer niedrig dosierten dreifachen Kombinationstherapie der Vorzug gegenüber einer höher dosierten zweifachen Kombinationstherapie gegeben wird. Auch wenn in der Leitlinie die Vor- und Nachteile dieser Empfehlung erstaunlicherweise nicht diskutiert werden, ist dies aus meiner Sicht eine konsequente Umsetzung der evidenzbasierten Erkenntnis, dass die Hinzunahme einer weiteren antihypertensiven Substanz effektiver den Blutdruck senkt als die Aufdosierung der bestehenden Therapie, ohne Nebenwirkungen zu aggravieren. Abzuwarten bleibt, ob sich diese Empfehlung auch unter budgetärem Druck in Deutschland durchsetzen kann.

Die renale Denervation wird in allen 3 neueren Leitlinien als eine Therapieoption bei resistenter Hypertonie empfohlen, dies spiegelt die klare Evidenz der vergangenen Jahre wider. Die Empfehlung der ESC ist dabei etwas zurückhaltender als die der anderen Leitlinien, ein Therapieversuch mit einem Mineralokortikoidrezeptor-Antagonisten oder Betablocker wird zunächst präferiert. Zu beachten ist - und dies hat zur IIb-Empfehlung beigetragen und muss auch Bestandteil des Aufklärungsgespräches sein - dass die renale Denervation zwar zweifelsfrei eine moderate Blutdrucksenkung bewirken kann und angesichts der Bedeutung der Non-Adhärenz durch ihren „always on“ Effekt einen potenziellen Vorteil bei der Behandlung der Hypertonie bietet, es aber keine randomisierten Studien gibt, die eine Reduktion kardiovaskulärer Endpunkte sicher belegen.

Zusammengefasst ist die aktuelle Leitlinie der ESC nicht nur die neueste der 3 Leitlinien zur arteriellen Hypertonie, sondern setzt aus meiner Sicht die vorhandenen Studiendaten auch am konsequentesten in praktische Empfehlungen um.
 
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