Der Hungermodus existiert nicht. Wenn ein Körper, der nicht regelmäßig genug Nahrung bekommt, nichts hergeben würde, hätte Magersucht keine Auswirkungen auf das Gewicht, und niemand könnte verhungern. Ein Körper mit einem Defizit an Nahrung wird diese sofort verwerten, und nicht in Form von Fett einlagern.
Das ist so natürlich kompletter Unsinn.
Es gibt einen normalen Stoffwechsel, bei dem der Körper regelmäßig und und in ausreichender Menge Nahrung bekommt.
Reduziert man diese Nahrungsmenge um etwa 25%, so wird man am Anfang zügig Gewicht verlieren. Nach einer Weile stoppt die Abnahme, weil der Körper sich an die verminderte Zufuhr angepasst hat. Möchte man nun weiter abnehmen, muss man die Zufuhr weiter reduzieren. Auch dann wird der Körper versuchen, seinen Energiebedarf weiter zu drosseln.
Wie passiert das? Die Körpertemperatur und das Aktivitätsniveau werden gesenkt. Den Leuten ist also ständig kalt und sie sind schlapp und schlafen viel.
Die verwertung der zugeführten Nahrung wird verbessert. Allein dadurch kann der Körper aus der gleichen Nahrung bis zu 10% mehr Energie ziehen.
Der Körper wird unter Umständen (je nach Art der Nahrung) sehr lange versuchen weitere Rücklagen in Form von Fett zu bilden. Im Gegenzug werden primär Muskeln abgebaut, da Muskeln auch in Ruhe Energie verbrauchen. Auf diese Weise sterben am Ende auch viele Magersüchtige, da auch der Herzmuskel langsam abgebaut wird und am Ende das Herz zu schwach wird, selbst den lächerlichen Körperrest noch zu versorgen.
Dies ist übrigens eins der wenigen Phänomene, die wirklich gut untersucht wurden. Stichwort: Minnesota Starvation Experiment.
Im Gegenzug zur Energiebeschränkung, von der ja hinlänglich bekannt ist, dass sie nicht funktioniert (wäre es anders, gäbe es nur noch diese eine Diät und alle anderen wären verschwunden), ist viel weniger die Menge an Energie, sondern die Nahrungszusammensetzung für eine Abnahme verantwortlich.
Erst wenn man den Insulinspiegel runter bringt, löst der Körper Fett aus den Fettzellen und transportiert es zur Leber, wo es in Ketone umgebaut wird, die dann wieder den Muskeln und dem Gehirn als Brennstoff dienen.
Ein hoher Insulinspiegel verhindert dies und sorgt dafür, dass die Fettzellen weiteres Fett einlagern.
Man sollte auch nicht den weit verbreiteten Fehler machen und Nahrungszufuhr mit Nahrungsaufnahme gleichsetzen. Alle Diäten, die mit Energiereduktion arbeiten, reduzieren die Energiezufuhr. Natürlich kann der Körper nicht mehr Energie aufnehmen als man ihm zuführt. Aber er steuert durchaus kräftig gegen.
Bei einer dauerhaften, ketogenen Ernährung geht man einen anderen Weg. Es wird dem Körper reichlich Energie zugeführt. Aber durch den konstant niedrigen Blutzucker, drosselt der Körper auch den Insulinausstoß auf ein Minimum. Durch den geringen Insulinspiegel kann der Körper dann auch sehr gut das Fett aus den Fettzellen holen. Viel wichtiger ist aber, dass der niedrige Insulinspiegel es für den Körper sehr schwer macht, Fett in die Fettzellen zu bekommen. Ein weiterer punkt ist, dass der konstant geringe Insulinspiegel dafür sorgt, dass andere Hormone, deren Wirkung sonst vom Insulin maskiert wird, wieder wirken können. Hier wäre z.B. das Leptin zu nennen, welches wiederum das Ghrelin maskiert.
Leptin wird von den Fettzellen produziert und signalisiert dem Körper, dass reichlich Reserven vorhanden sind und er deshalb keinen Grund hat zu knausern. Als Folge bleiben der Aktivitätslevel, Puls und Körpertemperatur oben. Es wird auch nicht versucht Energie aus Muskeln zu gewinnen, da genug Energie da ist.
Außerdem haben wir noch einen wichtigen Punkt: Da kaum KH zugeführt werden, muss der Körper selber welche herstellen. Dazu werden bevorzugt Proteine verwendet, an denen bei einer ketogenen Ernährung auch kein Mangel besteht. Hier haben wir aber das Glück, dass dieser Prozess sehr ineffizient ist und viel Energie bindet. Auch der Umbau von Fett in Ketone braucht recht viel Energie. Aber da der Körper ja genug Energie hat (das sagt ihm das Leptin) wird er diese auch munter ausgeben. Es ist keine Bedrohung für ihn. Ein weitere Punkt ist dann noch dieser, dass Ketone nur im Blutstrom gespeichert werden können, dort werden sie von den Nieren aber auch fleißig ausgefiltert.
Alles in allem also lauter Faktoren die dafür sorgen, dass man in Ketose ohne offensichtliches Energiedefizit abnehmen kann. Man kann dies natürlich auch noch weiter unterstüzen. Hier kommt der Sport ins Spiel und da besonders das Krafttraining. Das Ziel vom Krafttraining ist der Muskelaufbau. Dieser kostet aber ebenfalls viel Energie und wenn die Muskeln erstmal da sind, verbrauchen sie auch ständig Energie. Wir haben also auf der einen Seite die Energie, die wir beim Sport direkt umsetzen. Dies ist leider weniger, als uns lieb wäre. Aber durch die starke Beanspruchung bekommen die Muskeln einen Aufbaureiz und fangen an langsam zu wachsen und dieser Wachstumsreiz hält etwa 36 bis 48 h an. In dieser Zeit sind die Muskeln auch messbar wärmer. Das geht so weit, dass sogar unsere komplette Körpertemperatur minimal nach oben geht.
Am Ende führen diese ganzen Prozesse dazu, dass wir mit hohem Insulin mit 1800 kcal zunehmen und mit sehr niedrigem Insulin und ein wenig Sport mit 2200 kcal abnehmen (dabei ist die Energie, die wir beim Sport verfeuern nicht mit eingerechnet).
Ich habe z.B. mit einem sehr umfangreichen Sportprogramm (täglich 3-4 h) und mindestens 3500 kcal/Tag (dabei unter 20 g KH) sehr schnell abgenommen. Hier bin ich auf etwa 2 kg/Monat gekommen und konnte das über etliche Monate halten. Ohne KH regelmäßig mehr als 4000 kcal/Tag zu essen, ist übrigens eher anstrengend, zumal ich auch nur 2x am Tag wirklich Hunger hatte