Hier bin ich wieder. Als ich schrieb, dass ich mir was zum Essen machen MUSS, war das eine glatte Lüge. Ich esse eigentlich seit dem Aufstehen heute Früh um halber sechse pausenlos. Also nix ist mit Hunger. Gerade gegessen hab ich trotzdem.
Das Boxenluder und die Box:
Das war die für mich körperlich schlimmste Rotation, auf der ich je war. Die ersten 3 Tage waren ok; ich war - wie immer - einer der Übersetzer und hatte zum ersten Mal auch einen internen Twitter-Zugang, über den ich mich zunächst sehr freute. Dazu musste ich allerdings nach drei Tagen mit einer Kollegin die Spieler-Identität tauschen. Sie musste lt. Biografie gerne tweeten, kannte sich aber weder mit Computern aus noch konnte sie Englisch. Wir haben ausschießlich Intranet in der Box, und getweetet wird nur in Englisch (Echtes, Geratenes, Fakes, Sinnloses - ein Späßchen für mich - Krieg hin, Krieg her).
So weit - so gut.
Es gab Nachtschicht. Zunächst 7 Jungs (Jungs = zwischen 25 und 74), tja, und da ich als Einzige Double-T war - sowohl Terp als auch Twitter-Account - war ich als einzige Frau die Achte im Bunde. Dienstzeit von 18 - 6 Uhr. Meistens durften wir allerdings bereits um 5 Uhr frühstücken und dann ins Bett. Geweckt wurden die Anderen um 05:30.
Ich kann tagsüber nur sehr bedingt schlafen, bin völlig überdreht, das gleißende Licht der Neonröhren in den Schlafbaracken nach dem Wecken ist nicht gerade einschlaffördernd. Auch wenn die Kollegen sich größtenteils bemüht haben gaaaanz leise zu sein (die 'Bemühungen' waren vom Superweiser anbefohlen!) - oh - lach, dieses Wort muss jetzt stehen bleiben, ich bin immer noch so müde, dass ich nicht mal auf Anhieb den Supervisor hinbekommen habe - ich musste nach ner Stunde oder max. zwei dringend pieseln, das heißt: Hose, Schuhe, dicker Pullover, Winterjacke anziehen, elektronisches Messgerät (M.I.L.E.S.) ordentlich umhängen, falls ich auf dem Weg durch den tagelang andauernden strömenden Regen zufällig erschossen werde, und 150 Meter zum Café, Schlüssel holen, Toi schräg gegenüber aufsuchen, Schlüssel zurückbringen, und zurück ins Bett schleichen. Dann war ich eigentlich so wach, dass gar nichts mehr ging.
Zwei der Männer wurden nach 2 Tagen zurück in die Tagschicht genommen.
Die Schmerzen im Rücken, Lendenwirbelsäule, Gelenken haben sich auch mit Muskelrelaxans nicht beruhigt, und ich kaspere nach wie vor herum.
Essen: ich hatte wieder Obst- und Gemüsesäfte dabei. Bis auf nen halben Liter Sauerkrautsaft hab ich sie auch getrunken. Aber ich habe dazu noch rund 20 Stunden am Tag immer wieder irgendeinen Müll gegessen, der auf der Theke stand. Nachts habe ich mich mit einem Buch in ein anderes Gebäude verzogen; die beiden Fernseher im Café liefen ohne Pause; irgendeiner der Kerle hockte immer davor, egal was kam, ob RUF-MICH-AN! oder nächtliche Gewaltfilme, dann pennte der eine oder andere mal beim Glotzen kurzfristig ein, wurde von unserem amerikanischen Vorgesetzten erwischt und verwarnt; ich war so angepisst, dass ich nur noch fragte, ob ihnen einer ins Gehirn geschissen hätte, dass sie sich einen solchen Dreck ansehen... (sorry für die Ausdrucksweise, aber mir läuft immer noch die Galle über...)
Ich habe meinem Supervisor ganz klar gesagt, dass - sollte nochmals jemand auf die Idee kommen, mich in eine Nachtschicht zu geben - ich die Rotation abbrechen und nach Hause fahren würde.
Warum ich bei der ganzen Frustfresserei nicht zugenommen habe, ist mir ein Rätsel. Aber ich bin nach wie vor noch nicht in einem gesunden Essrhythmus angekommen. Daran muss ich arbeiten.
Und jetzt gehe ich ins Bett; um drei Uhr klingelt der Wecker...
Einen schönen Abend rundum