Das Thema "außerplanmäßiges Schwimmbad im Keller" hat sich seit gestern hoffentlich erledigt. Wir konnten das Problem leider doch nicht selber beheben, sondern mussten Fachpersonal kommen lassen.
Der erste, der kommt (ein ordinärer Klempner) sagt mir sofort, dass er da nix machen kann, ich brauche eine Rohrreinigerfirma.
Die nächsten kommen direkt im Zweierpack (Roger mit seinem namenlosen Kumpel), wollen sich auch gleich begeistert an die Arbeit machen und mal den Kanal durchspülen. Also Wassertank im Auto an den Hydranten angeschlossen und Wasser Marsch. Wasser läuft oben in den Tank rein - und unten wieder raus: Tank kaputt. Also unverrichteter Dinge wieder abziehen.
Zwei Stunden später steht Roger wieder vor der Tür, diesmal mit dem Kevin und einem anderen Auto. Der Kevin hat deutlich mehr Ahnung als der namenlosen Kollege vorher. Alle in den Keller marschiert, gucken. Alle nach draußen marschiert, gucken. Wassertank vom Auto an den Hydranten angeschlossen, Tank gefüllt, zum Gulli hin, alles geben was geht... mit dem Ergebnis, dass es an dem Gulli gar keinen Zugang gibt. Weder zu uns noch zu irgendwem anders. Das allerdings zum Glück, sonst hätte der Kevin vielleicht dem Nachbarn den Hintern mal ordentlich durchgespült, während der auf dem stillen Örtchen verweilt
Also Deckel wieder zu, neu überlegt. Alle wieder in den Keller marschiert, gucken. Der Kevin fingerte derweil in dem Rohr rum, aus dem die Brühe läuft. Beschlossen, mal einen Sauger zu holen, um das Wasser abzusaugen, damit man da mal richtig gucken kann. Der Roger holt den Sauger, der Kevin fingert weiter. Sauger angeschlossen, angefangen auszusaugen, die Brühe läuft oben in den Sauger rein - und unten wieder raus: Sauger kaputt
Ich ertrage es mit einer stoischen Ruhe, mich kann nix mehr aus der Bahn werfen. Der Roger holt eine meterdicke Papierrolle und schmeisst davon verschwenderisch viel auf den Boden; ich ermahne ihn, in Zeiten von Corona nicht so zu aasen mit dem Zeug. Wir überlegen weiter. Alle marschieren wieder nach draußen, um in den Gulli in der anderen Straße zu gucken, ob das vielleicht unserer ist. Kevin und Roger wollen den defekten Sauger schon mit nach draußen nehmen, kippen ihn nach vorne, um ihn tragen zu können - ein Großteil der noch darin verweilenden Brühe breitet sich auf dem Fußboden aus (ja, der Sauger ist tatsächlich immernoch kaputt). Roger verteilt großzügig Papierrollenpapier auf den Fliesen (ich war noch nie so froh, dass wir Fliesen haben und keinen Teppich), ich runzel die Stirn. Auf der Treppe rutscht Kevin der Sauger - der jetzt waagerecht getragen wird - weg, die restliche Brühe tropft die Stufen voll. Jetzt ist es auch schon egal.
Alle marschieren nach draußen, um in den neu entdeckten Gullideckel zu linsen. Begeisterungsstürme, als wir entdecken, dass ein Abzweig in Richtung unseres Hauses führt. Wir sehen Licht am Ende des Tunnels. Wir überlegen, was zu tun ist.
Ein per Whatsapp zugeschalteten Kollege klärt uns auf, dass das Rohr im Keller eigentlich ein
Ablaufrohr ist, dem in den letzten Tagen wohl seine Aufgabe nicht ganz klar war. Also kann es da keine Verstopfung geben. Wir überlegen, was zu tun ist. Alle marschieren zurück ins Haus, um in die Abwasserrohre in Heizungs- und Waschkeller zu gucken. In beiden steht das Wasser. Wir beschließen, die Mutter aller Spiralen zu rufen und das Rohr im Heizungskeller zu malträtieren (Jungejunge, war das eine Spirale, dagegen sahen die von meinem Papa ja mickrig aus). Vier Meter werden verlegt, es tut sich nix. Acht Meter werden verlegt. Nix. 16 Meter. Nix. Der Kevin wirkt verzweifelt, der Roger erzählt in einer Tour von seiner bisher längsten Spirale, 16 Meter, dritter Stock Uni, "aber dann war das Rohr auch frei". Ich bin fast ein bisschen stolz, dass wir das toppen können. Der Kevin legt nochmal vier Meter drauf und kurbelt. Nix tut sich. Der Roger geht raus, um zu prüfen, ob er im Gulli was vom Spiralengeräusch hört. Nix zu hören. Der Kevin ist den Tränen nahe. Er legt vier Meter drauf, wir sind bei sagenhaften 24 Metern. Wir scheinen lange Abwasserrohre zu haben. Der Kevin kurbelt. Nix tut sich. Der Roger geht raus, offiziell um einen Kollegen anzurufen und sich Rat einzuholen, ich glaub aber, eigentlich will er weinen. Der Kevin stammelt nur, dass er das noch nie gehabt hat. Ich habe den Eindruck, dass er sich das nicht bieten lassen will und gibt in einem letzten Kurbelversuch alles. Das Wunder, auf das keiner mehr zu hoffen wagte, geschieht: das Rohr ist frei. Der Kevin kurbelt wie ein Großer, ich sehe fast Freudentränen über seine Wangen laufen. Ist es nicht schön, wenn man Erfolg hat bei der Arbeit?
Wir können also wieder anfangen, normal zu leben. Wir können wieder duschen, Wäsche waschen, Geschirr spülen. Wir können endlich den Keller fertig machen und vor allem wischen. Heut morgen war immernoch alles trocken. Wir haben dem Kevin den Erfolg seines Lebens beschert. Ab jetzt kann es bei ihm eigentlich nur noch abwärts gehen... Der ganze Spaß hat knapp drei Stunden gedauert, ich freue mich auf die Rechnung. Nachdem das Rohr frei war, haben wir ordentlich Wasser laufen lassen, um zu gucken, ob der vermutete Gulli wirklich unserer ist. Sieht man ja, wenn da Wasser ankommt. Was soll ich sagen... natürlich nicht...