Erste therapeutische Ansätze zur Behandlung von psychischen Konflikten bei Adipositas-Patienten gibt es zum Beispiel in den USA. An der Universität von Südkalifornien arbeitet die Therapeutin Laurel Mellin seit vielen Jahren mit Patienten,
die durch Comfort Eating übergewichtig wurden.
Mellin verzichtet bei ihrem Behandlungskonzept
bewusst auf kalorienreduzierende Diäten und bietet stattdessen ein Gesprächstraining an. Obwohl Mellins Therapie ursprünglich nicht auf der Selfish-Brain-Forschung basiert, stehen ihre therapeutische Erfahrungsberichte mit deren Erkenntnissen im Einklang.
Mellins Ansatz besteht darin,
die Kontrolle über das eigene Gefühlsleben zurückzugewinnen, um den Brain-Pull wieder zu normalisieren. Um dieses Ziel zu erreichen, ist es erforderlich, Zugang zu den eigenen Gefühlen und Wünschen zu bekommen. „Self Nurturing“ – sich um sich selbst sorgen, nennt Laurel Mellin diesen Prozess. Konkret geht es ihr darum, dass ihre Patienten einen Weg finden, sich mit ihren negativen Gefühlen (und den daraus resultierendenzu Grunde liegenden Konflikten) zu befassen, statt sie zu durch zweitrangige Strategien wie Comfort-eating zu verdrängen. Mellins Grundannahme besagt, dass in diesen negativen Gefühle beachtliche Energien zur positiven Veränderung stecken, wenn man sie nutzt. Folgende Negativ-Emotionen listet die Therapeutin auf: Ärger, Traurigkeit, Sich krank fühlen, Enttäuschung, Einsamkeit, Schuld, Unsicherheit und Langeweile. Mellin hat zu ihrem Konzept Langzeitstudien an der Universität von Südkalifornien durchgeführt.
[10][11] Dabei hat sie sowohl jugendliche als auch erwachsene Programmteilnehmer über einen Zeitraum von jeweils 1,3 und 2,0 Jahren überwacht. Im Rahmen einer anschließenden Nachbeobachtung konnte sie 19 Studienteilnehmer sogar noch über eine Zeit von insgesamt sechs Jahren untersuchen. Die Probanden durchliefen in diesem Zeitraum verschiedene Untersuchungen hinsichtlich ihres Gewichts und Blutdrucks, sie absolvierten Sporteinheiten und wurden auf Depressionsanzeichen kontrolliert. Die Gruppe traf sich 18 Mal zu zweistündigen wöchentlich abgehaltenen Sitzungen, um die Problemlösungs- und Bewältigungs-Strategien zu trainieren. Die Teilnehmer verabredeten darüber hinaus, ihre Fähigkeiten regelmäßig zu üben.