Naja was das gut verdienen und gut leben angeht.
Da bin ich heute nach euren Maßstäben sicher auch meilenweit von entfernt.
Ich lebe etwas besser als Langzeitarbeitslose aber auch nicht viel besser.
Ich wohne hier superbillig mit 4€ pro qm daher aber auch im sozialen Brennpunkt der Stadt.
Anfangs war das für mich ein Problem.
Als ich die Wohnung hier vor 10 Jahren besichtigt habe war ich geschockt.
Löcher in den Wänden (Rigips), leichter Schimmel an der Unterseite aller Fenster, ein Treppenhaus von dessen Boden man hätte essen können (weil da so viel Müll lag) und Wände vollgeschmiert mit geistigem Dünnpfiff der (hoffentlich) jüngeren Generation. Ich bin rein, ich bin raus, sagte dem Vorstand der Wohnungsgesellschaft, "Nein,danke" und war wieder weg.
Nach ein paar Tagen aber hab ich mich umentschieden.
Im meiner finanziellen Situation kann man eben nicht viel erwarten und im Verhältniss zu den Wohnungen einiger Bekannter war meine Wohnung ein Palast weil knapp 50qm groß.
Ich hatte damals Bekannte die wohnten teurer in kleineren Wohnungen.
Damals kostete die Wohnung hier noch 160€ kalt.
Trier als Universitätsstadt hatte damals 7000 Studenten, nachdem die Uni sich entschloß keine Studiengebühren mehr zu verlangen wurden es 14000.
Die Uni war extremst voll, selbst dort gab es in den Sälen nicht genug Sitzplätze also saßen die Studenten überall oder brachten sich ihre Stühle selber mit.
Der Wohnungsmarkt für kleine, bezahlbare Singlewohnungen war vorher schon mies, danach noch schlimmer.
Also hab ich einfach die Wohnung genommen auch wenn der Ruf des Viertels zu schlecht war das hier nur wenige freiwillig wohnen wollten.
Daher hatte ich Glück und selbst ne Woche nach meiner Absage war die Wohnung noch zu haben.
Mit den Jahren nahm das Problem dann hier immer weiter ab.
Viele Mieter die Unruhe gestiftet haben wurden entfernt aber so richtig toll isses hier immer noch nicht.
Es liegt halt auch viel an den Bewohnern.
In manchen Häusern hält man zusammen, in anderen kennt sich gegenseitig niemand.
In Eigenleistung mit Baumaterial der Wohngenossenschaft ist hier in manchen Häusern viel entstanden und der Zustand meines Haus spiegelt nicht den Allgemeinzustand aller Häuser hier dar.
Ich hab also die Wohnung repariert, neuen Boden auf Eigenleistung verlegt und wohne seitdem ziemlich ungestört hier.
Probleme hatte ich nie und zumindest in den ersten Jahren hätte man vor der Tür auch "Alarm für Cobra 11" drehen können denn da ging es oft rund.
Da sind ganze Polizeimannschaften aufmarschiert haben alle drei Eingänge dicht gemacht, alle brav in Vollmontur mit Protektoren und Schild bewaffnet, Hundestaffel dazu und hier unendlich auf den Putz gehaun.
Vor allem im Sommer kommt es hier immer noch zu Stressereien. Die Leute hier sind, sagen wir es nett, sehr gesellig.
Sie sitzen im Sommer in den Gärten und wer keinen Garten hat setzt sich vor die Tür, da wird dann gesoffen und da hier mehrere Schrottsammler-Familienclans nebeneinander wohnen zoffen sie sich auch schon mal was dann meistens damit endet das einer in Schutzgewahrsam genommen wird bis die Situation wieder abgekühlt ist weil solche Situationen entstehen nur im Sommer im Suff.
Wenn wie letztes Jahr im tiefsten Sommer ein junger Mann mit einem Backstein und einer Schneeschüppe bewaffnet an meinem Haus vorbei rennt und ihm kurze Zeit ein anderer junger Mann mit nem Säbel folgt und ihm hinterher brüllt juckt mich das nicht mehr. Das war ein Familienstreit unter Pakistanern, die haben die Waffen-Deko die standartmäßig bei denen im Wohnzimmer hing einfach mal von der Wand geruppt um sich gegenseitig an die Gurgel zu gehn.
Deutsches Waffengesetzt etc. den einen mit dem Säbel hab ich danach lang nicht mehr gesehn. Backsteine und Schneeschippe allerdings standen nicht aufm Index *lacht*
Hört sich alles etwas komisch an. Sowas kann halt mal hier vorkommen aber im großen und ganzen ist es hier sehr sehr ruhig geworden.
Somit wieder eine abenteuerliche Geschichte von Mirco aus Trier die man glauben kann aber nicht glauben muss