Kommt drauf an, wie man es wertet.
Ich habe das Gefühl nicht (mehr - weiß nicht, ob es je in der Deutlichkeit da war, um es so zu bennenen), dass mich Süßigkeiten glücklich machen, wenn die Situation gerade schlecht ist. Also dieses Trösten damit kenne ich nicht. Zumindest habe ich mich nicht hingesetzt und gesagt oder gedacht "oh erstmal ein Stück Schokolade, damit es mir besser geht"
Wobei anders betrachtet, ist es ein Genuss. Wenn wir mal weg gehen von LC. Dann schmeckt man einer Nutella nicht das raus, was sie in die Nase legt, wenn man auf Fertigprodukte eine Zeit verzichtet. Sie ist süß, sie ist für mich sehr lecker. Ein Genuss eben. Das hat auch nichts mit essgestört oder Fehlverhalten zu tun. Ich kenne keinen Menschen, der nicht bei einem Essen schon mal in sich selbst zerflossen ist, weil etwas sooo lecker war. Völlig egal, ob es nun Süßkram war oder etwas kulinarisch "wertvolles". Gerade, wenn man etwas isst, was man nicht jeden Tag zur Verfügung hat, kann ist dieses "oha wie geil" doch noch ausgeprägter. Oft zu beobachten, wenn man ins Restautrant seiner Wahl geht, im Urlaub landestypische Spezialitäten serviert bekommt oder einfach das erste Eis im Jahr bei den ersten wohligen Sonnenstrahlen. Essen ist eben nicht mehr einfach nur Nahrungsaufnahme und Überlebensnotwendig. Es ist zu einem "Luxus" geworden. Wir haben eine enorme Kreativität bei der Zubereitung entwickelt und eine Industrie, die noch mehr Geschmacksrichtungen auf dem Markt bringt und sie intensiviert.
Dann spielt der Blutzucker eine Rolle. Bei denen, wo er gerne mal Fahrt aufnimmt, steigt und sinkt er im Verhältnis sehr schnell. Ist er auf Abfahrt, meldet das Gehirn den altbekannten Heißhunger. Das hat ja mit Hunger als solches nichts zu tun. Aber man kann es nur befriedigen, wenn man dann das reinhaut, was gewollt ist. Es funktioniert zwar auch mit Eier (z. B.), aber das ist nur eine Alternative, um den Heißhunger zu dämmen und die Zeit zu überstehen, wo dieser Alarm schlägt. Die sofortige Befriedigung findet sich in Schnellenergie - Zucker.
Es ist auch bei Tiere zu beobachten, die ihre Instinkte noch haben und sich naturgemäß richtig ernähren, dass sie bei der Gabe von süßen Sachen (das kann durchaus eine Süßigkeit sein, es reicht aber schon Obst oder Rosinen - nach Tierart natürlich), wählerisch werden.
Grundfutter ist meist so zusammengesetzt, wie es für die Tiere am besten ist. Meine Mäuse z. B. brauchen Fett natürlich, aber man muss fetthaltige Samen mit Bedacht füttern, weil sie sonst das andere Futter nicht mehr anrühren. Trotz vernünftiger Fütterung sind sie mit fetthaltigen Sonnenblumenkernen immer noch am einfachsten an die Hand zu gewöhnen. Und sie haben nichtmal Geschmackssinn. Ihr Geruch entscheidet und der Rest übernimmt der Körper. Ist die Erfahrung da, meldet er beim nächsten mal "überlebenswichtig", wenn er den Geruch wahrnimmt. Fett und Zucker bringen halt die Energie, die es gilt für den Winter zu sammeln. Zucker beschleunigt das ganze noch, weswegen z. B. Rosinen und Früchte noch höher im Kurs stehen, als die allseits beliebten Sonnenblumenkerne. Denn der Körper kann sie noch besser verwerten und schneller umwandeln und für den Winter speichern, als Fett (kennen wir ja, den Vorgang).
Es gibt also mehrere Gründe, warum wir da so maßlos sind. Vielleicht wiegt das eine mehr als bei dem anderen, bei manchen kommt wahrscheinlich alles zusammen.
Aber Fett und Zucker ist für unseren Körper die Grundvoraussetzung Depots für Hungerzeiten zu hinterlegen. Also stehen wir besonders auf die Kombi. Aber meistens sind die Vorzüge ja mindestens bei fettigem oder süßem zu finden.
Dann eben der Blutzucker, der nicht mehr 100% bei jedem funktioniert, weil durch die Ernährung und total überzuckerte Nahrungsaufnahme die Bauchspeicheldrüse überlastet wurde und nicht mehr richtig reagiert. Sinkender Blutzucker heißt für den Körper immer "alarmbereitschaft". Wird ein tiefer Blutzucker nicht aufgehalten, bedeutet das den Tod.
Und eben die Bedeutung des Essens an sich in unserem Leben. Wir verbinden nicht nur den Genuss des Geschmacks damit, sondern auch das zusammen essen. Wie hoch wird es gewertet, dass man als Familie zusammen isst? Grillen alleine macht lange nicht soviel Spaß, wie mit Familie und Freunden. Selbst das zusammen kochen macht Spaß. Das sieht man auch an so tollen Erfindungen wie Raclette zum Beispiel. Und wahrscheinlich die Manipulation, die uns ein Leben lang begleitet. Traubenzucker steigert die Konzentration, gesteigerte Konzentration bedeutet höhere Leistung, höhere Leistung bedeutet mehr Erfolg. Vitamine sind wichtig und sind heute der Werbeslogan für soviele normale Lebensmittel oder gepanschtes Zeug. Wer Vitamine zu sich nimmt - lebt gesund. Also ist jede Jogurthplörree als die Gesundheitsbombe dargestellt usw.
Ich glaube daran liegts. Wenn man dann noch Probleme mit der Figur bekommen, was nunmal am Essen liegt, wird Essen für uns zum Thema. Und schon hat es uns fest im Griff. Eine Person, die von naturaus einfach gesegnet ist und sowohl in Masse und Form perfekt zu sein scheint, macht sich sicher weniger Gedanken, ob die obligatorische Sahnetorte jetzt die Reiterhosen ins Leben ruft oder ob ein gelöffeltes Glas Nutella die Taille verformt. Es ist für sie einfach keinen Gedanken wert, weil es keine Auswirkungen für sie hat und sie gar nicht drüber nachdenken müssen.