Puh... das, was viele an den Amis nicht mögen - die Oberflächlichkeit - finde ich für den Alltagsgebrauch eigentlich ganz angenehm. Mir ist es lieber, wenn mir jemand, den ich nicht kenne, zulächelt und mich nett fragt "hey, how are you today?" (wohl wissend, dass es ihn nicht wirklich interessiert), als wenn mich jemand böse anguckt oder jeden Blickkontakt vermeidet. Auch die aufgesetzte Freundlichkeit von Bedienungen in Restaurants mag ich lieber als mürrische Bedienungen, bei denen man ein schlechtes Gewissen hat, wenn man was zu trinken bestellen will. Insgesamt hab ich die Erfahrung gemacht, dass die Leute, wenn man sie mal wirklich kennenlernt, keineswegs oberflächlicher sind, als Europäer. Auch die Mär, dass alle Amis dumm sind, kann ich überhaupt nicht bestätigen. Vielleicht ist ein Großteil aus der Mitte des Landes nicht wirklch weltgewandt, aber ich kenne viele Amis, die mich im Trivial Pursuit mit links plattmachen
Die Mentalität, wie mit harter Arbeit umgegangen wird, ist da drüben viel besser als hier. Vom Tellerwäscher zum Millionär ist klar ein Mythos, aber es ist tatsächlich so, dass harte Arbeit ganz anders honoriert wird als hier. Auch der Umgang mit Erfolg/ Misserfolg ist anders; wenn in den USA jemand den Mumm hat, und sich selbständig macht, und dann nach ein paar Wochen/ Monaten/ Jahren scheitert und sein Unternehmen wieder schließen muss, dann haftet dieser Person nichts negatives an - er hat's ja probiert, und das ist super, und beim nächsten Mal klappt's dann bestimmt, schließlich hat er ja Erfahrungen gesammelt und weiß jetzt, worauf er achten muss. Hier in Deutschland haftet einem gescheiterten Unternehmer viel mehr die Aura eines Versagers an, der nichts gebacken kriegt.
Dann ist natürlich das Land an sich vorzuheben - wahnsinnig divers, welche Landschaften/ Klimazonen/ Städte es dort gibt. Teilweise wirklich wunderschön! Und dass man gut (und vor allem fast rund um die Uhr) shoppen kann, muss ich ja nicht erwähnen... ich fand auch das Essen drüben immer super. Die Supermärkte liebe ich (aber ich finde ausländische Supermärkte immer total spannend...), und man kann auch sehr gut essen gehen. Die Auswahl ist einfach riesig. Häagen Dazs und Ben & Jerry's gibt's in größeren Portionen und es ist viel billiger als hier. Und in jedem Supermarkt gibt's eine Auswahl an Frozen Joghurt, schon seit Jahren. Das fehlt hier ein bisschen, finde ich.
Es gibt natürlich auch Dinge, die ich nicht mag; viele Amis haben eine ziemlich krasse Doppelmoral. Tagsüber und nach außen total keusch, kein *** vor der Ehe, kein Alkohol, keine wilden Parties... aber wehe, wenn sie losgelassen, dann sind sie in der Regel schlimmer als die meisten Europäer.
Die Gesetzgebung ist mir auch sehr schleierhaft... ich darf zwar mit 16 den Führerschein machen und auch Auto fahren, aber ein Auto kaufen und eins mieten geht erst mit 21... fraglich, mit was man mehr Schaden anrichten kann?!
Ich glaube, dass das Gesundheitssystem deutlich schlechter ist als unseres (aber das sind die meisten...) - ich war drüben zwei oder dreimal beim Arzt (einmal wegen Impfen, einmal weil ich eine Augenentzündung hatte) und dachte mir beide Male, dass ich zum Glück nichts ernstes habe.
Der Konsum an sich ist in den USA schon auch krass. Die bezahlen ja wirklich alles mit Kredikarte, und das ist ein komplett anderes System als mit der deutschen Kreditkarte. In USA kann man sich aussuchen, welchen Betrag man monatlich abzahlen will. Das heißt, man geht shoppen dass es kracht, und zahlt eben jeden Monat nur einen Teil davon ab, wenn das Geld nicht reicht. Da die Amis alle seehr gerne shoppen und über ihre Verhältnisse leben, läppert sich das sehr shcnell zusammen, und man häuft richtige Schuldenberge an. Wenn dann das Limit auf einer Karte erreicht ist und man auch die Raten nicht mehr tilgen kann, eröffnet man halt ein weiteres Konto, kriegt eine weitere Kreditkarte und hat ein größeres Limit... und die Schulden der ersten Karte zahle ich dann halt mit der zweiten. Es ist an und für sich völlig egal, ob ich mir etwas leisten kann... ich kauf es auf jeden Fall!
Ansonsten: das Leitungswasser schmeckt fast überall nach Chlor, öffentliche Gebäude, Restaurants etc. sind im Sommer so extrem runtergekühlt, dass man drinnen mit Jacke sitzen muss während draußen 30 Grad sind, es gibt keinen Quark (das kennen die Amis noch nicht mal), der Baustandard in den meisten Wohnhäusern ist unterirdisch schlecht verglichen mit Deutschland und man darf nirgends schnell fahren
Mein Fazit: ich hätte überhaupt keinen Stress damit, nochmal für ein paar Jahre in den USA zu leben, sondern würde mich echt freuen!