Warum glaub ich eigentlich immer, dass ich etwas dazu tun sollte, damit es so läuft wie ich gerne hätte?
Das habe ich mich selbst auch schon gefragt. Und eine große
Gefahr sehe ich in der Unbekannten, dass wir das, was wir dazu tun, immer nur auf Basis des Standes tun können, den wir aufgrund eines eingeschränkten Wissens oder Erfahrungsschatz für wichtig und richtig halten. Stattdessen Etwas wegzulassen, scheint zu einfach und weniger wirksam zu sein, da setzt sich wohl die Prägung durch. Und mit Weglassen wird i.d.R. kein
Gewinn erzielt. (Und das im doppelten Sinn.^^)
Dazu passt, dass ich mir so Schuhe anziehe, wie "krank" o.ä. wo Wissenschaftler nur noch nicht verstanden haben, wieso etwas genauso läuft, laufen soll und bereits die optimale Lösung für eine Sache ist?
Die Problematik ist doch, dass eine "Krankheit" aus dem Kontext gerissen wird. Besonders bei den altersbedingten Symptomen neigen wir doch dazu, das einfach anzunehmen, dass das nun mal so sei, weil wir schließlich älter werden.
Dass das Einwirken bestimmter Faktoren und die zunehmende Unfähigkeit unseres Körpers sich um die Schäden entsprechend kümmern zu können, dazu führt, nehmen wir als Ergebnis des Alterns an.
Es wird kaum erforscht, wie unsere Zellen ihre Funktionsfähigkeiten erhalten könnten und wir sie dabei unterstützen, dass wir uns weiterhin selbst heilen können.
Stattdessen greifen wir in die Prozesse ein und doktern mit einem begrenzten Wissen an den Symptomen herum, ohne die Ursache zu begreifen und zu eliminieren. Und das bezieht sich auf vorbeugende Maßnahmen, wo wir NEMs schlucken, die was Positives bewirken sollen oder auch chirurgische Eingriffe, mit denen einer Funktion wieder auf die Sprünge geholfen wird. Beides hat seine Rechtfertigung und verlängert auch Leben. Aber möglicherweise steckt noch ein viel größeres Potenzial in der Erforschung, warum und wodurch Alterung und damit das Nachlassen von diesen wertvollen Funktionen nachlassen. Und damit kommt dann auch der nächste Pkt. zu deinem folgenden Zitat zum Tragen.
Jetzt wird sogar der völlig gesunde und normale menschliche Erfahrungsprozess des gesunden Alterns schon als Krankheit benannt und wir sind geneigt, das zu glauben.
Nicht das Alter bedeutet krank zu sein, sondern
natürliches Altern führt zu Krankheiten und das akzeptieren wir als eine natürliche Folge des Alters. Aber was ist natürlich? Letztlich führt jede Krankheit zu einem natürlichen Tod, sofern wir nicht selbst nachhelfen oder nachgeholfen wurde. Sinclair beschreibt es so, dass es immer ein gewaltsamer Akt ist, weil die Zellen ihrer Lebensgrundlage entzogen werden, vergiftet werden oder ersticken, weil ihnen kein Sauerstoff mehr zugeführt werden kann. Auf Zellebene arbeitet Alles bis zum bitteren Ende, da gibt es kein Aufgeben oder keine mehr Lust haben.
Das ist Bio-Chemie, die unter den gegebenen Umständen, alles macht, um zu überleben. Das ist meine Interpretation und die hat mich echt erschreckt und bewirkt gerade eine zusätzliche Sichtweise bei mir. Auch bei einem Selbstmord kämpfen die Zellen bis zum Ende um's Überleben. Die können gar nicht anders, das ist ihre
Bestimmung. Wenn wir das System also nicht komplett gegen die Wand fahren, so, dass manche Funktionen komplett eingestellt wurden, besteht immer noch die Option, dass sich die Zellen
erholen und ihre Arbeit wieder aufnehmen. Mir kommt es fast so vor, dass das meiner Art zu
Leben am Limit entspricht. Ich fordere mein System solange heraus, bis ich hellhörig auf Symptome reagiere und dann eine Vollbremsung und den Rückwärtsgang einlege. Irgendwie halte ich mich damit über Wasser, aber schön finde ich das nicht. Ich bin aber sehr dankbar, dass es überhaupt so funktioniert.
Wenn wir nun verstehen, was uns altern lässt und dadurch unseren Zellen ihre Funktionen erschwert, ist das doch eine geniale Herangehensweise, Gesundheit zu erhalten und nicht Krankheit zu vermeiden. Das älter werden wäre somit eine Form von
Krankheit, weil nur durch bestimmte
krankmachende Bedingungen ein Altern hervorgerufen wird. Und da kommt sogar das umgekehrte Prinzip vom "dazu tun" zum Tragen. Denn durch das Weglassen von z.B. Bewegung und Umgebungseinflüssen, die durch Hormesis unseren Zellen Überlebensreize bieten und diese herausfordern sich anzupassen, passiert genau das Gegenteil. Es entsteht Chaos und durch Überfrachtung mit den vielen
guten und
annehmlichen Gewohnheiten, schicken wir unsere Zellen in den Vorruhestand und erdulden die Reaktionen, die ganz natürlich auf diese Weise entstehen. Weil das halt so ist und wir es meist nicht in Frage stellen.
Wir möchten lange unbeschwert leben, doch häufig assoziieren wir damit andere Lebensumstände, als die, die nachweislich dafür zuträglich sind.
Verzicht auf bestimmte Nahrung, genereller Verzicht oder regemäßiges Einschränken, das sich Aussetzen von Kälte und Widrigkeiten, wie anstrengenden Sporteinheiten stehen in der Beliebtheitsskala nicht so weit oben. Das wirkt dann schon gleich gar nicht mehr so attraktiv.
Da kommt dann die moderne Medizin ins Spiel und schafft mit ihren Entdeckungen wie beispielsweise Metformin und Rampamycin und diversen chirurgischen Eingriffen, Möglichkeiten, die uns auch auf liebgewonnene Art und Weise möglich machen, länger unbeschwert leben zu können. Vielleicht ist das sogar der Schritt, den es zu gehen erforderlich macht, um die Entwicklung in andere Bahnen zu lenken.
Doch tatsächlich bleibt bisher am Ende ein gebrechliches Sein, das oft nur dahin siegt, weil die Zellen ihre Arbeit nicht mehr so verrichten können, wie sie es müssten, um optimal arbeiten zu können. Wir gewinnen zwar Zeit, aber nicht immer auch an
Qualität von Lebenszeit.
Das sind aber auch alles nur Betrachtungsweisen, die wir mit Hilfe unseres Verstandes haben.
Hat ja nie jemand gesagt, dass es einfach wäre. Obwohl es das ist. Hier in dieser Welt ist halt alles umgekehrt und jemand muss wagen, das zu tun, was sein Herz sagt - auch wenn er von der Wissenschaft erst mal verdammt wird.
Wir machen es uns selber schwer, in dem wir die Maßstäbe des Verstandes und die der
Welt auf unser Leben anwenden.
Was ist mit den Menschen, denen von Geburt an kein "normales" Leben möglich ist? Oder denen, die in Armut und Krieg leben müssen, im Gegensatz zu denen, die von Reichtum und Überfluss gesegnet sind? Es sind immer unsere Bewertungskriterien, die zu Urteilen führen. Und ja, die sind hauptsächlich durch unsere Umgebung geprägt worden. Und WIR sind nur in der Lage darüber nachdenken zu dürfen, weil wir nicht in den Überlebenskampf von
speziellen Umständen verwickelt sind.
Sinclair hat beschrieben, dass die Zeitrechnung, Geschwindigkeiten und Dimensionen auf Zellebene sich unseres normalen Vorstellungsvermögen entziehen. Wenn ich mir das bewusst mache und dann auch weiß, dass unsere Zeitrechnung nur ein Hilfsmittel ist und das Messen unserer Lebenszeit daran, gar kein "echter" Wert ist, rückt sich alles in ein anderes Bild für mich. Die Antwort kann nur sein, dass jede bewusste Zeit zählt, egal, wie lange sie andauert. Denn am Ende gibt es vermutlich keine Ansammlung von Leben, die wir festhalten können und die noch irgendeinen Wert für uns darstellen könnte. Nur zu Lebzeiten kann ich in Erinnerungen schwelgen, glücklich, traurig, neugierig, schwerfällig oder auch leichtfüßig sein. Das wird mir dabei gerade deutlich und das sollte mein Fokus sein. Schließlich kann ich auch ganz unerwartet aus dem Leben gehen müssen. Da war dann alle Vorsorge für die Katz.
Und dann gibt es ja auch noch die Quantenphysik und wir wissen gar nicht genug, um erahnen zu können, was sich zwischen den ganzen Dimensionen noch so abspielt. Das ist irgendwie auch tröstlich.