So, da ich nicht weiß wohin ich gerade mit meiner Laune und meinen Gefühlen soll, reiher ich mal in mein Tagebuch, weil ich sonst vor Wut platze:
Vorgeschichte: Wir haben zwei Labradore. Wurfgeschwister. Hündin und Rüde. 14 Monate alt.
Manche Städter haben wirklich gewaltig einen an der Murmel. Ich war letztens mit der Hündin spazieren. Ich belohne gutes Verhalten nicht indem ich den Hund mit Essen vollstopfe. Das mag ich schon bei Kindern nicht (wir wissen was draus werden kann) und außerdem neigen Labradore eh zum dick werden. Ich habe für solche Fälle einen Paule (ne Lederbeißwurst) dabei, mit der dann als Belohnung gespielt wird. Die Hunde lieben das Ding und reißen fast die Hütte ab, wenn Paule zum Einsatz kommt.
Ich bin also mit der Hündin unterwegs, trainiere und belohne zwischendurch mit spielen mit Paule. Ich hab Spaß. Der Hund hat Spaß wie Bolle. Und aus dem Nichts steht neben mir ein Neunmalkluger, der mich anschnauzt, dass ich dem Hund das Beißen beibringen würde. Mit Verlaub, der darf ja seine Meinung haben. Er darf sie auch gerne für sich behalten. Aber der hat mich so angepfiffen, dass meine Hündin zwar im Sitz geblieben ist, aber ordentlich geknurrt hat. Naja, ich hab den Doof da stehen lassen. Der soll sich um seinen Kram kümmern. Aber aufgeregt hat es mich ordentlich. Was soll das? Keine Ahnung haben und losblöken. Beißtraining schaut ganz anders aus. Das war/ist positives Verstärken. Und mein Gott. Natürlich schaut das wild aus. Aber ich habe ja auch nen Hund an der Leine und der ist jung, wild, triebig und hat ne Menge Zähne im Maul. Sprich es handelt sich um ein Tier, was einen sogar töten könnte, wenn man es mächtig vermasselt hat. Was soll ich denn mit der Hündin zur Belohnung machen? Stricken? Klöppeln? Oder mit Schmackos vollstopfen, bis ihr schlecht ist?
Wir befinden uns in einer Großstadt. Also trifft man solche Buchgelehrten häufiger mal. Wir begegnen im Wald einer dicken Frau in Tarnhose, die ihre VIER Hütehunde selbst nicht auf die Reihe bekommt, mich anschnauzt, weil unsere Hunde zusätzlich zu ihren normalen Halsbändern Stachelhalsbänder tragen, die wir wohlgemerkt Minutenweise in Extremsituationen nutzen und in der Situation gar nicht in Gebrauch hatten. Und was empfiehlt die "Hundeschützerin" im nächsten Atemzug? Würgeleinen! Ja, spinn ich denn? Die ärgert sich über ein kleines Stachelhalsband, was noch nicht mal benutzt wird und findet es aber völlig normal und gut, wenn man Hunden die Kehle solange zuschnürt, bis sie sich irgendwann für gehorchen statt ersticken entscheiden. Ganz großes Kino.
Und dann mein Lieblingspezi. Kleiner Mann, großes Ego und riesiger Kangal. Bei uns herrscht absolute Leinenpflicht. Der Kangal, der keinen Gehorsam hat, titscht natürlich ohne Leine durch die Gegend. Der kommt auf einen zu mit Blendaxlächeln, aufgestelltem Fell, viel Geknurre und will auf unseren Rüden gehen. Unsere Bitte den Kangal vielleicht mal anzuleinen, wird nicht erhört. Och Quatsch, das dämliche Herrchen steht lieber ein paar Meter im Abseits und lockt mit: "Na Männchen, willst du nicht mit mir kommen?" Nö Männchen überlegt lieber, ob wir schmecken könnten.
Und dann noch die ganz Zartbesaiteten, die einen anpöbeln, weil man zu laut und scharf mit seinem Hund spricht. Ja hier im schicken Köln bist du neuerdings Tierquäler, wenn du zu laut mit deinem Hund sprichst. Wir haben unseren Hunden das Kommando "Platz" als Notkommando beigebracht. Sprich wenn wir "Platz" sagen, knallt das richtig. Hat nen ganz einfachen Hintergrund. Labradore sind Jagdhunde und auch unsere haben Jagdtrieb. Mit nem knallenden "Platz" legen die sich sofort hin, egal was sie gerade tun und egal wie spannend das gerade ist. Das kann im Ernstfall den Hunden das Leben retten. Wenn sie beispielsweise was aufgescheucht haben und auf eine Straße zurennen, usw.. Wenn ich noch hinten an der Leine hänge, könnte das für mich auch übel sein....
Genauso ist es mit "Pfui". Labradore sind verfressen und in Zeiten von Rattengift, Drogen und Hundehassern in Großstädten kann sowas tragisch enden. Deshalb knallt mein "Pfui" ebenso wie das "Platz". Das sind nun mal die beiden Kommandos, wo die Hunde sofort wissen, dass Polen quasi offen ist und Muttern nicht mit sich verhandeln lässt. Das mache ich doch nicht, weil ich mal wieder tüchtig übers Laken gezogen werden müsste oder Spaß dran habe Tiere anzukacken, sondern weil ich will, dass es denen gut geht und dass sie alt werden.
Meine Güte, dann haben die Hunde vielleicht mal ne Nanosekunde weniger Spaß. Aber es tut ihnen nicht weh. Die müssen danach nicht zum Hundepsychologen auf die Couch, weil Muttern so laut geworden ist. Also gibt es auch überhaupt keinen Grund, dass Dritte da stehen und meinen man wäre der größte Arsch auf Erden.
Und mein Aufreger des Wochenendes, weil mir aufgrund dessen wirklich jede Gräte am Körper weh tut ist die junge Frau von gestern abend. Die kommt uns mit ihrem Hund entgegen, der schon 100 Meter vor uns einen Riesenterz veranstaltet. Knurren, brummen, Gekläffe und gesträubtes Fell. Ich hatte es beinahe geschafft unseren Rüden problemlos und reaktionslos dran vorbeizuführen. Da bleibt die blöde Kuh stehen und lässt ihren Hund in meine Richtung kommen. Mein Rüde hatte mittlerweile die Faxen auch so dicke, dass der so in die Leine geschossen ist, dass ich gedacht habe, dass gleich nur noch meine Stiefel im Matsch stehen und ich auf dem Bauch hinterher surfe. Ich versuche meinen Hund wieder in den Griff zu bekommen, was mir ja auch gelungen ist. Die dusselige Kuh steht da, glotzt und kriegt ihren Hund nicht in den Griff. Ich lege meinen Hund ins Platz. Die glotzende Frau steht immer noch da und der ihr Hund schnappt nach mir. Nachdem ich vor ihrem Hund aufgestampft und den auch angeschnauzt habe, setzt die sich in aller Seelenruhe wieder in Bewegung und geht mit ihrem Beißer endlich weiter.
Bin ich irgendwie arg empfindlich oder möchte man sich da wirklich zu Recht an den Kopf fassen? Was hat die denn gedacht? Dass die Beiden spielen wollen?
Ich bin es gerade wirklich satt. Ich versuche mein Bestes zu geben. Sicherlich mache ich Fehler. Das weiß ich selbst. Aber ich versuche mein Bestes im Sinne der Hunde zu geben. Und ich lerne jeden Tag dazu. Mit jedem Mal, wo ich "versage", bin ich nicht böse auf die Hunde, sondern erkenne meinen Fehler. Kein Tier zeigt dir so deutlich deine Schwächen in der Kommunikation auf. Hunde sind immer eindeutig in ihrer Körpersprache und auf anderen Kommunikationsebenen. Wenn also etwas schief geht, liegt der Fehler nicht im Hund, sondern bei mir. Ich lerne also durch diese Tiere eindeutiger und klarer in meiner Körpersprache zu werden. Und das sehe ich als Geschenk, weil sie richtig coole Lehrmeister sind. Und das meine ich ernst.
Ich habe unzählige Stunden mit Statustraining, Hypnoseausbildung, (verdeckten) Suggestionen, Stimmtraining, NLP, FACS und Co. verbracht und habe all dies bei international anerkannten Trainern gelernt. Und dennoch haben unsere beiden Hunde mir im letzten Jahr so viel über mich selbst beigebracht, dass ich aus dem Staunen nicht mehr rauskomme. Diese Tiere entdecken jede Schwäche in dir.
Also empfinde ich tiefen Respekt den Beiden gegenüber und ich bin bestimmt kein Tierquäler. Im Gegenteil ich will, dass diese Hunde frei sind und ein schönes Leben haben. Und wirklich freie Hunde sind Hunde, die perfekt erzogen wurden. Denn nur solche Hunde können dich überall mit hinbegleiten und unendlich viele schöne Dinge erleben. Und daran versuche ich zu arbeiten.
Es wäre also extrem schön, wenn ich das machen könnte, ohne permanent solche Erlebnisse zu haben. Da bekomm ich nämlich irgendwann nen mürben Keks von. Ich bin im letzten Jahr beinahe mehrmals von fremden Hunden gebissen worden, weil die Besitzer irgendwo im "off" chillen und ihren pelzigen Freund einfach mal machen lassen. Und diese ganze Anblökerei von fremden Leuten, könnte beim Nächsten, der sich das in dem Ton bei mir rausnimmt, dazu führen, dass ich dem ne neue Frisur brülle. Allmählich komme ich nämlich in Stimmung. Und den Leuten, den ich zu wenig wattebäuschchenmäßig unterwegs bin, möchte ich empfehlen, mal beim Malamutzüchter vorbeizuschauen, wenn Welpen da sind. Da hörst du 1 Km entfernt, wie die Mutter ihre Welpen parat macht. Die diskutiert das auch nicht höchst kognitiv bei nem Gläschen Lindenblütentee aus.
Vielen Dank fürs zulesen. Das musste irgendwie mal raus. Jetzt fühl ich mich leichter.
Liebe Grüße
Eule
Ps. 86 Kg