und Hunger habe ich auch nie.
Und warum isst Du dann (und trinkst nicht nur)?
Mag sich provokant anhören.
Ich hatte mehrere Jahre Psychotherapie, um meine katastrophalen Familiengeschichten be- und verarbeiten zu können. Meinem - aus meiner Sicht - sehr guten Therapeuten ist natürlich aufgefallen, dass ich immer dicker wurde, und wir haben uns darüber unterhalten. Ich hatte eigentlich auch keinen Hunger - jedenfalls nichts, was ich hätte als solchen deuten können, aber ich habe gegessen, weil es
'Zeit war, zu essen', zu Deutsch: Frühstückspause im Büro, dito die Mittagspause, und abends war es einfach so üblich, gegen 18 bis 19 Uhr zu Abend zu essen. Auch wenn ich um 9 Uhr in der Früh eigentlich nichts gebraucht hätte (hatte natürlich schon morgens um 5 zuhause gefrühstückt - auch da einfach, weil 'man' eben nach dem Aufstehen frühstückt). Wirklich nötig gewesen wäre es nicht. Er hörte sich das Ganze an, und sagte dann:
Du isst also ständig in Dein Satt-sein hinein.
Ich hab ihn völlig verständnislos angesehen.
Du sagst, dass Du isst, aber kein Hungergefühl hast. Wenn Du nicht hungrig bist, bist Du satt. Also isst Du ständig in Dein Satt-Sein hinein.
Das war an einem Freitagabend. Ich habe dann eine komplette Woche lang - also bis zu nächsten Sitzung - nichts gegessen - nur getrunken.
Wie fühlt sich Hunger an? Ich weiß es nicht. Aber ich erinnere mich, dass es eine Zeit gab, da hatte ich Hunger. Mallorca. Winter 1973/74. Ich hatte keine Arbeit und so wenig Geld, dass ich nachts aus dem Garten meiner fast blinden Vermieterin manchmal eine Mandarine oder Orange gestohlen habe. Heute sage ich, dass ich liebend gerne wüsste, wann ich Hunger habe und wann ich satt bin. Das vor den OP's als Highlight angekündigte Sättigungsgefühl habe ich nie gehabt. Also ist eigentlich alles beim alten geblieben. nur die Wahl der Lebensmittel hat sich teilweise geändert.