Mein Tag verlief sehr bescheiden. Körperlich fĂŒhlte ich mich, wie durch den Wolf gedreht und mental war einfach alles nur Ă€tzend.
MĂŒde, schwach, schwindelig und stets nur einen Schritt vom Abgrund entfernt, so fĂŒhlte es sich an.
StĂ€ndig habe ich Argumente in die Waagschale geworfen, um mich hinreiĂen zu lassen, mich einem
Fressanfall hinzugeben.
Allein schon mein körperlich schwacher Zustand schien Rechtfertigung genug zu sein.
Da war es schon eine Leistung fĂŒr mich, heute Mittag eine reine keto Mahlzeit aus 4 Spiegeleiern mit Bacon und 3 Essiggurken; und nichts anderes zu essen.
Das Essen hatte mich anfangs nur mittelmĂ€Ăig gesĂ€ttigt und auch nicht so sehr zufrieden gemacht. Da habe ich dann noch einen mit Wasser gestreckten 100 g Naturjoghurt mit FSS und ein paar Heidelbeeren gegessen, damit ĂŒberhaupt mal was fĂŒllendes in meinem Magen kam. Ich denke, das war eine gute Entscheidung.
Mein Mann hat Freitags frĂŒher frei und wir hatten uns zu einem gemeinsamen Spaziergang mit den Hunden verabredet.
Das Wetter war herrlich, doch ich habe mich nur durch den Wald geschleppt und konnte es kaum erwarten wieder zu Hause zu sein.
Zuvor hatte mein Mann mir den
Rest gegeben, als er mir eine TĂŒte voll mit Berlinern, Freude strahlend ĂŒberreichte.
Er hatte so einen SpaĂ, weil er meinte, mir damit eine groĂe Freude zu machen. Seine Laune hat sich aber schnell geĂ€ndert, als er meine Reaktion mitbekam.
Es waren nÀmlich nur die "normalen" Berliner, die hÀtte ich gestern auch haben können.
Und ihm war nicht bewusst, dass es mir um Apfel- und Cremeberliner gegangen war.
Den ganzen Spaziergang ĂŒber, ĂŒberlegte ich, ob ich sie danach dennoch essen wĂŒrde.
Und dann auch noch gleich andere Sachen, die ich in einem
Abwasch vernichten könnte.
Weil ich noch einkaufen wollte, dachte ich mir, kaufe ich mir dann wenigstens auch noch Etwas, das ich auch
wirklich haben will.
Beim Globus gibt es in der hauseigenen BĂ€ckerei Sahnetorten im Becher "to go", da stehe ich voll drauf.
Und all so
schöne Sachen schossen mir durch den Kopf.
Das Kopfkino war heftig und die Lawine nahm stetig an Fahrt zu, um mich bald ĂŒberrollen zu können.
Mein Plan war gefasst und ich machte mir noch einen Cappuccino, bevor ich mich auf dem Weg machen wollte.
Weil ich mich so schwach gefĂŒhlt habe, hatte ich mich ausnahmsweise fĂŒr einen richtigen Espresso entschieden.
Diese kleine Entscheidung war goldrichtig.
Kurz drauf, fĂŒhlte sich mein Kopf klarer an und ich spĂŒrte ein paar Lebensgeister, die erwachten.
Ich saà auf meinem Stuhl, guckte in den Raum und dachte an den Vortrag von Robert Lustig. Ich erkannte ziemlich schnell, in welchem GefÀngnis ich mich gedanklich befand.
Alle Sachen, nach denen es mich so gelĂŒstet hat, waren der MĂŒll, vor dem er so eindringlich warnt und beschrieben hat, wie sowas nur gemacht wird, um in mir solche Verhaltensweisen auszulösen.
Ich war beschÀmt, denn das Verlangen danach war noch da, aber mein Verstand hat mich ganz klar aufgefordert, Hier und Jetzt eine Entscheidung zu treffen.
Zögerlich lieà ich schon mal zu, vielleicht doch nicht so heftig zu eskalieren, wie ich es mir zuvor ausgemalt hatte.
Erst mal losfahren und dann gucken, was sich ergibt, war mein Schlachtplan.^^
Ich war in drei verschiedenen GeschÀften, u.a. zuletzt im Globus.
Gedanklich habe ich so ziemlich alles, was ich fĂŒr solche Aussetzer gerne esse, zigmal in meinen Einkaufswagen gepackt.
TatsĂ€chlich habe ich aber rein gar nichts fĂŒr mich mitgenommen.
Keine Ahnung, was da passiert ist, ich habe selbst nur gestaunt.
Akribisch habe ich die Etiketten nach Kohlenhydraten und Zusammensetzungen studiert und mir nur beste und zutrÀgliche Nahrungsmittel gekauft.
FĂŒr die Anderen habe ich sogar etwas Kuchen gekauft. Und selbst habe ich mir die Sahnetorten im Becher ganz bewusst mit einem anderen Mindset angesehen.
Es fĂŒhlte sich widerlich an, dass ich nach so billigen und minderwertigem Zeug geschmachtet habe.
Heute habe ich eine gute wegweisende Entscheidung getroffen.
Jetzt bin ich richtig froh darĂŒber und stolz auf mich selbst.
Am Ende des Tages ist die anfĂ€nglich so unbefriedigende Mahlzeit meine einzige fĂŒr heute geblieben.
Ich habe mir eben noch eine Tasse Melissentee gemacht und wollte euch nur noch schnell beschreiben, wie es an mir gezerrt hat und wie es mir gelungen ist, ohne Bedauern, DIE Richtige Entscheidung zu treffen.
Das ist so bewegend fĂŒr mich, dass ich weinen muss, wenn ich in mich reinfĂŒhle.